Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Sharkie hat geschrieben:Was mir dabei am meisten Unbehagen bereitet ist ja, dass diese Form der Propaganda ja nicht in irgendeiner Weise staatlich verordnet wäre oder sowas (gut, das wäre natürlich noch schlimmer...), sondern offenbar aus der Gesellschaft selbst heraus entsteht. Insofern kann ich da auch schlecht mit den Schultern zucken und "So what?" sagen. Hinter Spielen wie CoD steckt ja kein Propagandaminister, sondern einfach ein Videospielentwickler; allerdings einer, der es offenbar allen Ernstes geil findet, aus solch kruden Ideologien ein Spiel zu stricken - wobei er sich einerseits billigster Michael-Bay-Phantasien bedient, das ganze andererseits aber betontermaßen unter dem Etikett des "Realismus" vermarktet.
Ganz ähnliche Dinge hamma übrigens hier: http://forum.4pforen.4players.de/viewto ... 4&t=129676 auch schon diskutiert. Vielleicht findest du da ja auch noch ein paar Antworten auf die von dir aufgeworfenen Fragen.

Da ich ein fauler Sack bin und gerade nochmal in besagten Thread reingelesen habe, zitiere ich mich zum Thema "gesteuerte vs. ungesteuerte Propaganda" mal selbst, was man ja eigentlich überhaupt nie nicht niemals machen sollte. Aber mehr als so schäbige Selbstverwurstung pack ich grad nicht.
johndoe702031 hat geschrieben:
Temeter hat geschrieben:Wie greenelve schon sagte, die Geschichte hat in vielen Spielen gar keine Priorität. Da greift man sich einfach Klischees und "Selbstverständlichkeiten" in Spielen zurück und das Ergebnis ist mehr Zufall als bewusste Planung.
Zufall gar nicht mal. Ich denke aber auch, dass das ein ganz wichtiger Punkt ist. Viele Spiele sind doch sowas wie virtuelle "Räuber und Gendarm"-Varianten oder tragen zumindest starke Aspekte davon in sich. Nicht nur, aber eben gerade auch Shooter. Und mit "Räuber und Gendarm" hat man nunmal bereits einen absoluten Gut-Böse-Klischee-Archetypen zitiert, und es leuchtet ein, dass die modernen Spin-Offs dieses Prinzips nicht unbedingt weniger klischeebeladen daherkommen. Ich denke, man kann schon die grundsätzliche Regel aufstellen, je stärker die kompetitive Ausrichtung des Spiels ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Story und das Setting - und damit letztlich auch die Leitbilder - hauptsächlich funktionalen Wert haben, also eigentlich nur noch Mittel zum Zweck sind und der "Jagdmotivation" dienen. Um so erfrischender ja, dass Spec Ops versucht, aus diesem selbstverständlichen "Fang-den-Feind-" auszubrechen.

Also glaube ich auch, dass in modernen Shootern sowohl intendierte (und nicht unmittelbar intendierte) Propaganda als auch die oben genannten genre-immanenten Gründe Einfluss auf die Feinddarstellungen haben. Um zu sehen, was jeweils dominiert, muss man sich die einzelnen Titel immer noch ganz genau anschauen: Da bestehen ja denke ich doch heftige Unterschiede zwischen offen propagandistischer Rekrutierungsscheiße wie "America's Army" (bzw. diesem komischen chinesischen Pendant), einem heldigen Modern Warefare oder einem im Kern wirklich nur noch auf sportlichen Wettbewerb und Reflexe abzielenden CS.

Ob es der Umstand, dass diese Feinbilder nicht immer absichtsvoll in Videospielen auftauchen - also um wirklich Weltbilder in aktiver Weise wie in einem "großen Plan" propagandistisch zu steuern - es für den Threadersteller beruhigender macht, da habe ich irgendwie meine Zweifel. Denn wenn er mit konstruktivistischer Denke an die Sache herangeht, dann kommt es ihm vermutlich viel eher auf die Wirkung an, auf die "Naturalisierungseffekte", die Wahr-werdung in den Köpfen der Mediennutzer. Aber ich halte es dennoch für wichtig, zu sagen, dass das nicht immer ein gelenkter, bewusster Prozess ist. Von dem her (herrje, das hätte ich wirklich kürzer haben können :D ): Zustimmung!
Mittlerweile finde ich, dass ich es mir mit meiner ludo-mäßigen "Räuber-Gendarm-Theorie" vielleicht etwas zu einfach gemacht habe, aber irgendwie sehe das immer noch so ähnlich.
Jetzt aber schnell Bubu machen.

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Scorcher24_
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Scorcher24_ »

Einer meiner besten Freunde hat in der US Armee gedient und war mehrfach in Kampfeinsätzen, weswegen er jetzt mit 27 Jahren anerkannter Kriegsinvalide ist, in Rente und in Behandlung wegen PTSD und anderer physischer Schäden. Das innere seiner Beine besteht aus Metall, mehrere Schusswunden im ganzen Körper verteilt etc.
Folgende kleine Geschichte ist leider wahr:

An einem Tag bekamen sie einen Neuen in die Einheit. Er hat damit angegeben welche Erfolge er in Call of Duty und Americas Army hatte und deswegen zur Armee ist und so toll kämpfen kann.
Er starb im Kampfeinsatz am nächsten Tag.

Call of Duty ist nicht schlecht weil es jedes Jahr einen neuen Teil gibt. Es ist auch nicht schlecht weil die Texturen matsch sind. Es ist schlecht wegen der Art und Weise wie es eben den Krieg darstellt. Als Run and Gun Game, das mit realem Krieg aber nichts zu tun hat. Dennoch suggeriert es Realismus, bzw die Spieler interpretieren es hinein. Und DAS ist das eigentliche Problem mit COD und Konsorten.

Man sollte aber auch Arma nicht vernachlässigen. Es stellt den Krieg zwar nicht so dar, aber Leute nehmen das genauso teilweise viel zu ernst und glauben das wäre 1:1 Simulation. Man wird in Arma 3 zwar gnadenlos von der AI niedergeschossen, aber dennoch ist Krieg eine ernste Sache und ich finde in allen Kriegsspielen sollte viel mehr Blut und Gewalt sein. Arma ist mir auch viel zu "sauber", vom Kriegsablauf her. Man sollte richtig üble Sachen sehen, wie Kameraden die mit ihrem eigenen abgeschnittenen Geschlechtsteilen im Mund tot auf der Straße liegen. Oder verkehrt herum aufgehängt wurden und dann die Körperteile abgehackt wurden und sie ausbluten wie Schweine.
Und das alles so hautnah und authentisch, mit neuester Technologie dargestellt, dass man das Spiel hinterfragt oder noch besser, vor dem PC in einen Eimer kotzt. Und bevor ihr jetzt schreit, ich wäre pervers, das sind Dinge wie sie im Krieg in Afghanistan oder Irak passieren.

Versteht mich nicht falsch, ich liebe Arma und Shooter generell. Ich bin selber ein Militärfetischist. Wenn eine A10 in einem Spiel im Tiefflug über mich drüberdonnert oder Panzer im Rudel auf ein Ziel zurasen und es dabei ordentlich scheppert, dann brauch ich neue Hosen. Ich weiss aber auch, dass das eben nur dieses "Michael Bay" Erlebnis ist, das ich toll finde.
Aber nicht alle können eben unterscheiden zwischen Spiel und Realität.
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Obstdieb
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Obstdieb »

Wer Jarhead und Generation Kill noch nicht gesehen hat, alles stehen und liegen lassen.
CandyBlock
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von CandyBlock »

Sicher stellt CoD den Krieg falsch dar, aber wohl kaum aus Propagandagründen, sondern vorallem aus marketingtechnischen Gründen. Als 13jähriger hab ich bei meinem Bruder ab und zu CoD gezockt, und da fand ich Sprüche wie "Wir sind die mächtigste Armee die die Menschheit je gesehen hat" oder so in der Art ja auch ganz geil. Tja, ist halt CoD. Wers braucht.
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Frontschwein91
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Frontschwein91 »

Also ich fand die Kriegsverbrechen bei Cod W@W nicht übertrieben oder ähnliches. Sie haben eigentlich sehr gut reingepasst und wurden ja von allen Seiten begangen. Kann man gut mit Band of Brothers vergleichen. War aber auch der einzige Teil bei dem ichs wirklich gelungen fand(uncut version).
Brothers in Arms Road to Hill 30 war auch gut.
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Scorcher24_
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Scorcher24_ »

Frontschwein91 hat geschrieben:Also ich fand die Kriegsverbrechen bei Cod W@W nicht übertrieben oder ähnliches. Sie haben eigentlich sehr gut reingepasst und wurden ja von allen Seiten begangen. Kann man gut mit Band of Brothers vergleichen. War aber auch der einzige Teil bei dem ichs wirklich gelungen fand(uncut version).
Brothers in Arms Road to Hill 30 war auch gut.
Bitte was?
Kriegsverbrechen werden im richtigen Krieg zwar begangen, aber man sollte sie nicht mal eben so beiläufig darstellen und schon gar nicht als heroisch wie CoD es tut. Und vor allem sind sie nicht gut. Diese Verbrechen sollte wenn schon auch Thema des Spieles sein und sich kritisch damit beschäftigen.
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Almalexian
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Almalexian »

Einer meiner besten Freunde hat in der US Armee gedient und war mehrfach in Kampfeinsätzen, weswegen er jetzt mit 27 Jahren anerkannter Kriegsinvalide ist, in Rente und in Behandlung wegen PTSD und anderer physischer Schäden. Das innere seiner Beine besteht aus Metall, mehrere Schusswunden im ganzen Körper verteilt etc.
Folgende kleine Geschichte ist leider wahr:

An einem Tag bekamen sie einen Neuen in die Einheit. Er hat damit angegeben welche Erfolge er in Call of Duty und Americas Army hatte und deswegen zur Armee ist und so toll kämpfen kann.
Er starb im Kampfeinsatz am nächsten Tag.

Call of Duty ist nicht schlecht weil es jedes Jahr einen neuen Teil gibt. Es ist auch nicht schlecht weil die Texturen matsch sind. Es ist schlecht wegen der Art und Weise wie es eben den Krieg darstellt. Als Run and Gun Game, das mit realem Krieg aber nichts zu tun hat. Dennoch suggeriert es Realismus, bzw die Spieler interpretieren es hinein. Und DAS ist das eigentliche Problem mit COD und Konsorten.
Das kann man auch anders interpretieren. CoD ist Bestandteil des Auswahlprogramms für die Darwin-Awards. Wers spielt und meint er wüsste wie Krieg ist, darf nominiert werden.

Ansonsten gilt wie üblich, CoD ist ein kompetitiver Shooter und hat nur von der Optik her entfernt mit Krieg zu tun. Anscheinend hast du ja erkannt, deiner Geschichte zufolge, das dem so ist, also was soll jetzt die Forderung, dass bei ArmA irgendwelche Geschlechtsteile an unpassenden Stellen erscheinen? Wer ArmA spielt möchte nicht nachher traumatisiert irgendwo rumsitzen (dafür wäre allein die Bezahlung viel zu schlecht) sondern interessiert sich hobbymäßig für Technik, Mechanismen und Strategien eines theoretischen Krieges und spielt ein solches Szenario gerne. So kranke Scheiße wie von dir beschrieben kann man bei Apocalypse Now ziemlich gut beobachten, dafür gibts dann halt das Antikriegsgenre. Jedem Tierchen sein Pläsierchen.
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Sharkie
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Sharkie »

CandyBlock hat geschrieben:Sicher stellt CoD den Krieg falsch dar, aber wohl kaum aus Propagandagründen, sondern vorallem aus marketingtechnischen Gründen. Als 13jähriger hab ich bei meinem Bruder ab und zu CoD gezockt, und da fand ich Sprüche wie "Wir sind die mächtigste Armee die die Menschheit je gesehen hat" oder so in der Art ja auch ganz geil. Tja, ist halt CoD. Wers braucht.
Sicherlich kann man über die Angebrachtheit des Begriffes "Propaganda" diskutieren (ich persönlich finde ihn schon angemessen), wenn es sich nicht um eine staatlich oder sonstwie autoritär verordnete Meinungsmache handelt. Es ist schon klar, dass die Entwickler und Publisher von CoD mit ihren Spielen keine primär politische Agenda verfolgen. Aber selbst wenn es sich nicht um ein intentional manipulatives Vorgehen handelt, so ist es deswegen noch lange nicht ideologiefrei. Und Ideologie muss man bei CoD nun nicht gerade mit der Lupe suchen. Aber dass wir uns nicht falsch verstehen: Mit 13 war ich für so Sprüche wie den von Dir zitierten ebenfalls jederzeit zu haben. :wink:
Scorcher24 hat geschrieben:
Frontschwein91 hat geschrieben:Also ich fand die Kriegsverbrechen bei Cod W@W nicht übertrieben oder ähnliches. Sie haben eigentlich sehr gut reingepasst und wurden ja von allen Seiten begangen. Kann man gut mit Band of Brothers vergleichen. War aber auch der einzige Teil bei dem ichs wirklich gelungen fand(uncut version).
Brothers in Arms Road to Hill 30 war auch gut.
Bitte was?
Kriegsverbrechen werden im richtigen Krieg zwar begangen, aber man sollte sie nicht mal eben so beiläufig darstellen und schon gar nicht als heroisch wie CoD es tut. Und vor allem sind sie nicht gut. Diese Verbrechen sollte wenn schon auch Thema des Spieles sein und sich kritisch damit beschäftigen.
Stimme Scorcher da vollkommen zu. Das Problem ist ja nicht, dass CoD Kriegsverbrechen darstellt - sowas ist bei Kriegsspielen, auch da stimme ich meinen Vorpostern zu, im Gegenteil sogar angebracht, denn Verharmlosung durch Vorspiegelung einer "sauberen" Kriegsführung ist natürlich ebenfalls großer Mist.

Das Problem besteht eher darin, wie CoD die Sache angeht. Wenn man sowas heikles wie Kriegsverbrechen in einem Spiel thematisiert, dann sollte man es gefälligst differenziert tun. Eine Verwendung von Kriegsverbrechen als bloßes Actionfeuerwerk, wie es bei CoD der Fall ist, ist zunächstmal deshalb fragwürdig, weil es etwas ziemlich Ekelhaftes leicht konsumierbar macht, ohne jede Rücksicht auf die Ernsthaftigkeit und Tragik der Materie. Schlimmer ist aber, dass so Sachen wie Gefangenenerschießungen bei CoD auch gerne von den guten Tough Guys (die Sympathien sind hier klar verteilt) verübt werden. Der Effekt beim Spieler ist dann allenfalls ein "Krass, das hätte ich von dem guten Captain Price aber nicht gedacht", aber letztlich läuft es darauf hinaus: "Harte Typen verwenden harte Mittel, um die Welt zu retten, wobei Folter & co. in Ordnung gehen und zum Erfolg führen - und hey, die Terroristenschweine haben's ja auch irgendwie verdient. Pussies bitte draußen bleiben."

Sowas wird, wie gesagt, der Thematik in keiner Weise gerecht; statt zu Thematisieren wird sensationalistisch ausgeschlachtet - Exploitation halt. Und wäre Call of Duty jetzt ein erklärtes Pulp-Spiel á la Wolfenstein oder Duke Nukem, dann wäre das für viele Geschmäcker vielleicht immer noch grenzwertig, aber meinetwegen in Ordnung, denn bei Pulp kann man die Moralkeule ruhig mal stecken lassen.

CoD will aber von seiner eigenen Trivialität nichts wissen: Sowohl das Spiel selbst als auch das Marketing (Kooperationen mit Rüstungsunternehmen, entsprechende Entwickleraussagen, etc.) suggerieren klar, dass dort hochrealistische Szenarien inszeniert würden. Wie zahlreiche Postings in dem im Startpost verlinkten SPON-Thread zeigen, wird diese vermeintliche Realitätstreue von überraschend vielen Spielern auch gerne so angenommen. Problematisch daran ist, dass dabei ja auch eine realweltliche Gültigkeit der dort abgebildeten Ideologien zumindest nahegelegt wird.
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Almalexian
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Almalexian »

sensationalistisch ausgeschlachtet
Hat dir unsere Welt bisher den Eindruck vermittelt, dass das nicht von der Mehrheit (Demokratie ist doch was Feines) so gewünscht ist?

Die meisten Menschen sind halbe Affen die neben ihrer täglichen Banane liebend gerne eine Schale Voyeurismus futtern. Sie wollen nichts von der Welt, von Moral, von dem Leiden anderer Menschen, von der Wahrheit wissen, sie wollen ne Portion Geiles sehen, Titten, Explosionen, andere Halbaffen (vorzugsweise kopulierend und mit Kacke schmeißend) oder einfach ne gute Dosis "Murica, Fuck Yeah" mit den dazugehörigen Schellen für die Bösen (dem Setting natürlich angepasst, wenn Katze dann halt Mausefallen am Schwanz, wenn Krieg dann halt Kriegsverbrechen an selbigem).

In diesem Forum rennst du mit deinem Zeigefinger offene Türen ein, gut, bei mir angelehnt denn ich wünsche mir Moralisches insgesamt aus Shootern wie CoD raus, aber dennoch: Die meisten hier haben bereits nach ihrer Pubertät aufgehört, so Halbaffe zu sein wie es die meisten Menschen nunmal sind (immer wieder verblüffend wenn man meint, man könne in seinem Bekanntenkreis repräsentative Gruppen finden, neulich erst bei der Überraschung über das CDU-Wahlergebnis) und genau daher bist du hier an der völlig falschen Adresse. Du müsstest entweder den Zoo oder die Wärter besuchen, nur wirst du bei beiden auf taubes Gestein stoßen, denn für sie funktioniert das Jetzige wunderbar. Nur die Intellektuellen sind immer angepisst wenn sie bei der großen Fäkalschlacht jedes Jahr auf ihrer Elfenbein-Tribüne ein paar Spritzer abkriegen.
Also, auch auf die Gefahr hin hier gegen Wände zu reden, dieser Thread ist die Bytes nicht wert die dafür sterben mussten. Nicht nur, dass er weder hier noch sonstwo was ändern könnte, er unterminiert sogar noch ein wichtiges Problem: Wie sieht es eigentlich mit tatsächlichen Opfern der Kriegsverbrechen aus, wird denen auch nur im Ansatz geholfen wenn wir uns hier über die ach so schlimme moralische Verwerflichkeit von Militär-Shootern aufregen, deren Natur der Blinde mit dem Krückstock noch sieht: Sie sind kein echtes Problem, sondern lediglich symptomatisch für den kranken Zustand dieser Welt. Sich an dieser Tatsache mit verschlungenen, bedeutungsschwangeren Posts voller Verurteilung und "ach ist das schlimm" aufzugeilen und vorallendingen aufzuhalten ist noch schlimmer als gar nichts zu tun oder einfach Halbaffe zu sein.
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Sharkie
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Sharkie »

Almalexian hat geschrieben: Die meisten Menschen sind halbe Affen die neben ihrer täglichen Banane liebend gerne eine Schale Voyeurismus futtern. [...]
In diesem Forum rennst du mit deinem Zeigefinger offene Türen ein [...]
Nur die Intellektuellen sind immer angepisst wenn sie bei der großen Fäkalschlacht jedes Jahr auf ihrer Elfenbein-Tribüne ein paar Spritzer abkriegen. [...]
Also, auch auf die Gefahr hin hier gegen Wände zu reden, dieser Thread ist die Bytes nicht wert die dafür sterben mussten. Nicht nur, dass er weder hier noch sonstwo was ändern könnte, er unterminiert sogar noch ein wichtiges Problem: Wie sieht es eigentlich mit tatsächlichen Opfern der Kriegsverbrechen aus, wird denen auch nur im Ansatz geholfen wenn wir uns hier über die ach so schlimme moralische Verwerflichkeit von Militär-Shootern aufregen, deren Natur der Blinde mit dem Krückstock noch sieht: Sie sind kein echtes Problem, sondern lediglich symptomatisch für den kranken Zustand dieser Welt. Sich an dieser Tatsache mit verschlungenen, bedeutungsschwangeren Posts voller Verurteilung und "ach ist das schlimm" aufzugeilen und vorallendingen aufzuhalten ist noch schlimmer als gar nichts zu tun oder einfach Halbaffe zu sein.
Diesen Kulturpessimismus von wegen "90% der Weltbevölkerung sind eh Spacken, da gehe ich lieber auf Abstand und rege mich nicht weiter über ihren primitiven Mist auf" teile ich nicht, da ich mir die von so einer Haltung implizierte, ziemlich starke Selbsterhöhung nicht anmaßen möchte. Zumal es ja auch weniger um die beteiligten Menschen, sondern eher den gesellschaftlichen Umgang mit einem Kulturgut geht, das auch mir am Herzen liegt, mich also in gewisser Weise betrifft. Man kann bei so ziemlich jedem Thema darauf verweisen, dass diejenigen, deren Verhalten man kritisch sieht, einfach Idioten sind und eine Diskussion deshalb von vorneherein zum Scheitern verurteilt ist. Damit macht man es sich aber auch reichlich einfach. Das hier ist ein Forum für Spielkultur, insofern denke ich nicht, dass ich mit diesem Thema hier "an der falschen Adresse" bin, eher im Gegenteil.

So sehe ich das zumindest. Wenn Du kein Interesse an einer Diskussion des Themas hast bzw. sie für nicht zielführend hältst - vollkommen okay, ist ja eine absolut legitime Ansicht. Ich werde Dich weder zur Diskussion nötigen, noch werde ich Dir aufgrund Deiner Haltung eine allgemeine Scheißegal-Mentalität unterstellen. Aber umgekehrt wäre es nett, wenn Du nicht die Leute, die sowas sehr wohl diskussionswürdig finden, direkt im Elfenbeinturm verorten würdest. Der eine findet's halt interessant und möchte in einem passenden Forum darüber reden, der andere findet's unsinnig und spart sich lieber die Zeit. Alles komplett in Ordnung, da wollen wir uns doch nicht gegenseitig reinreden, oder?
Wie Du selber schriebst: "Jedem Tierchen sein Pläsierchen".

Abgesehen davon verstehe ich in keiner Weise, warum eine Diskussion über die fiktionale Darstellung von Kriegsverbrechen die Sorge um das Leid der Opfer realer Kriegsverbrechen "unterminieren" sollte. Das sind einfach zwei völlig verschiedene und in keiner Weise miteinander vergleichbare Baustellen. Welche von beiden Thematiken dabei die weitaus unschönere und für die Welt relevantere ist, darüber sind sich glaube ich alle einig. Aber das heißt doch nicht, dass man die andere nicht diskutieren sollte.

Was den moralischen Zeigefinger angeht: Um den geht es mir doch überhaupt nicht. Natürlich lässt sich Moral bei so einem Thema wie Kriegsverbrechen nicht einfach ausblenden, aber in erster Linie findet hier Medien- und Medienkonsumkritik statt. Und irgendwelche aktionistisch-normativen Forderungen ("CoD an den Pranger!") oder übertriebene Betroffenheitsbekundungen ("Wir bilden jetzt ne Menschenkette!") habe ich hier bislang noch nicht gelesen.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Almalexian hat geschrieben:Also, auch auf die Gefahr hin hier gegen Wände zu reden, dieser Thread ist die Bytes nicht wert die dafür sterben mussten. Nicht nur, dass er weder hier noch sonstwo was ändern könnte, er unterminiert sogar noch ein wichtiges Problem: Wie sieht es eigentlich mit tatsächlichen Opfern der Kriegsverbrechen aus, wird denen auch nur im Ansatz geholfen wenn wir uns hier über die ach so schlimme moralische Verwerflichkeit von Militär-Shootern aufregen [...]
Das seh ich entspannter. Reden und reden lassen. Mei, wenn man danach geht, welchen Thread die Welt "braucht" oder welche Diskussion gar REAL etwas Positives bewirken kann, dann kannst du hier doch gleich das ganze Forum dicht machen. Schild dran tackern: Geschlossen wegen anhaltenden Egal-seins. Ein Forum wie dieses kann maximal nur aufmerksam machen, vielleicht dem einen oder anderen hie und da nen brauchbaren Anstoß mitgeben, Austausch ermöglichen, Medien durchschaubarer machen, aber niemals echte Weltprobleme lösen. Aber immerhin! Ist ja schon mal besser als nichts.

Darüber hinaus ist das hier doch sowieso größtenteils Hedonismus olé! und Elfenbeinturm-Luxus, First-World-Problems und Sonne-aus-dem-Arsch-Gescheine in Reinkultur. Natürlich bringen all die schönen Worte alleine nix und die Welt war, ist und bleibt verdorben. Das Miststück. Wir diskutieren hier quietschvergnügt über profane Daddelei in allen erdenklichen (manchmal - wie hier - sogar leicht bitteren) Geschmacksrichtungen, während die Menschen um uns herum realiter zu Abertausenden in Kriegen und aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen verrecken. Schlimm sowas! Und bringen tut's auch nix. Sollte aber niemanden abhalten, über Dinge zu sprechen, bei denen offenbar nach wie vor ein Rede- und Diskussionsbedürfnis besteht (trotz etlicher Im-Kreis-Dreh-Diskussionen in der Vergangenheit - die aber vielleicht nicht jeder so ermüdend erlebt haben muss wie deinereiner/unsereiner). Also zum Beispiel die Realismusverzerrung in Militärshootern. Oder ganz vieles andere.

Manchmal bin ich ja auch angenervt von den immergleichen Hamsterrad-Diskussionen. Und davon gibt es, seien wir ehrlich, nicht gerade wenige auf 4P (z.B. Wertungsdiskussionen, Subjektivität vs. Objektivität, die Kunst-Debatte etc.pp.) Kennt ja jeder. Meistens halte ich es in solchen Fällen dann einfach mit Gottfried Benn: "Wer redet, ist nicht tot", und lese weiter meiner Wege...

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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Sharkie »

@Eure Lordschaft:
Übrigens bei der Gelegenheit nochmal vielen Dank für den netten Link zu dem sehr lesenswerten Feindbilder-Thread. :) Musste allerdings nach der Hälfte mit dem Lesen aufhören, weil ich Spoiler zu Spec Ops befürchtet habe. Das Spiel möchte ich sehr bald mal angehen, soll ja nach dem was man so hört wirklich mal ein Gegenpol zu diesem ganzen CoD-MoH-wasweißich-Krawall sein. Brothers in Arms (bisher nur die ersten beiden Teile gespielt) fand ich da auch nicht schlecht. Ist natürlich auch nicht frei von Ideologie und zudem recht pathosgeladen, aber wenigstens reagieren die Soldaten da auf ihre eigenen Taten (auf die des Feindes sowieso) noch annährend wie Menschen.
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Verständlich. Spoiler sind gemein und so wirklich viel hast du in dem Thread sicher nicht verpasst. Solche Themen werden ja nicht nur ergebnisoffen begonnen, sie enden dann eben meist auch so. Aber der Weg ist natürlich immer das Ziel, versteht sich :Vaterschlumpf:

Und Spec Ops spiel mal. Kann man machen. Würde ich nur nicht mit der Erwartungshaltung eines "echten" Antikriegsspiels drangehen, sondern eher als (in der Kernmechanik sogar sehr banalen) Shooter nehmen, der aber sehr geschickt die in unzähligen Klischee-Shootern antrainierten Genre-Erwartungen des Spielers antizipiert und dadurch durchaus ernste Aha-Momente und Reflexionsimpulse liefern kann. So manch bittere Pillen sind das. Und natürlich hat's ne schön ergiebige literarische Vorlage. Schade eigentlich, dass sich das so mau verkauft hat.

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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Almalexian »

Das seh ich entspannter. Reden und reden lassen. Mei, wenn man danach geht, welchen Thread die Welt "braucht" oder welche Diskussion gar REAL etwas Positives bewirken kann, dann kannst du hier doch gleich das ganze Forum dicht machen. Schild dran tackern: Geschlossen wegen anhaltenden Egal-seins. Ein Forum wie dieses kann maximal nur aufmerksam machen, vielleicht dem einen oder anderen hie und da nen brauchbaren Anstoß mitgeben, Austausch ermöglichen, Medien durchschaubarer machen, aber niemals echte Weltprobleme lösen. Aber immerhin! Ist ja schon mal besser als nichts.

Darüber hinaus ist das hier doch sowieso größtenteils Hedonismus olé! und Elfenbeinturm-Luxus, First-World-Problems und Sonne-aus-dem-Arsch-Gescheine in Reinkultur. Natürlich bringen all die schönen Worte alleine nix und die Welt war, ist und bleibt verdorben. Das Miststück. Wir diskutieren hier quietschvergnügt über profane Daddelei in allen erdenklichen (manchmal - wie hier - sogar leicht bitteren) Geschmacksrichtungen, während die Menschen um uns herum realiter zu Abertausenden in Kriegen und aufgrund katastrophaler Lebensbedingungen verrecken. Schlimm sowas! Und bringen tut's auch nix. Sollte aber niemanden abhalten, über Dinge zu sprechen, bei denen offenbar nach wie vor ein Rede- und Diskussionsbedürfnis besteht (trotz etlicher Im-Kreis-Dreh-Diskussionen in der Vergangenheit - die aber vielleicht nicht jeder so ermüdend erlebt haben muss wie deinereiner/unsereiner). Also zum Beispiel die Realismusverzerrung in Militärshootern. Oder ganz vieles andere.
Grundsätzlich sehe ich das ja auch so. Es gibt deutlich wichtigere Probleme über die man reden könnte. Nur was mir bei Diskussionen dieser Art so sauer aufstößt ist die Tatsache, dass die Darstellung von Kriegsverbrechen in Spielen verteufelt wird, man sich aber mit keinem Wort um tatsächliche Kriegsverbrechen zu scheren scheint. Wie ich schon sagte, nur Symptome behandlen, in dem Falle besprechen, nicht die Krankheit. Ich halte das wiederum für problematischer als die Art, wie in Spielen wie CoD vermeintlich der Krieg dargestellt oder nicht dargestellt wird.
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Lord Hesketh-Fortescue
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern

Beitrag von Lord Hesketh-Fortescue »

Almalexian hat geschrieben:Nur was mir bei Diskussionen dieser Art so sauer aufstößt ist die Tatsache, dass die Darstellung von Kriegsverbrechen in Spielen verteufelt wird, man sich aber mit keinem Wort um tatsächliche Kriegsverbrechen zu scheren scheint.
Das wären dann in der Tat ziemlich verquere Doppelstandards. Aber ob es so ist, weiß man ja gar nicht. Wäre auch unfair, da pauschal irgendwas zu unterstellen, schließlich kann man den Menschen schlecht über's Forum ins Gehirn gucken, um zu sehen, was sie wirklich z.B. über den Krieg und dessen Gräuel denken. Vielleicht ist da Stumpfsinn, vielleicht auch nicht. Und da dies ein Spiele(!)forum ist, ist man logischerweise halt überwiegend auf der sekundären Verarbeitungsebene des Spiels verhaftet und damit weniger auf der eigentlich viel brisanteren Erlebnisebene der Realität. Ist wohl kaum ungewöhnlich, dass sich Gamer auf einer Gamingseite vor allem über Games unterhalten (puh, fucking Anglitizizitismen).

Sicher gibt es solche auf Medien spezialisierte Berufsempörer mit ihrem bigotten und schwallartig zutage tretenden Anstands- und Moraldiarrhö, sobald es um Gewalt und ihre Inszenierung in den (gefährlichen!) (Neuen!) Medien geht, da hast du schon recht. Überall Verrohung, Niedergang, Gewaltspiralen, Brainwashing, ganz übel ist das, sach ich dir! So ganz ohne sind aber auch deren Punkte nicht immer in toto, und gerade Medien-Selbstkritik direkt durch die Spieler, also nicht immer nur von außen, mag manchmal lästig und nervig sein, ist aber nicht immer so furchtbar falsch. Macht den Diskurs breiter. Obwohl mir solche Diskussionen nicht selten dann doch zu inquisitorisch, zäh und anstrengend sind, ehrlich gesagt. Und humorfrei.

Aber wir schweifen ab, soll ja eigentlich um's Inhaltliche des Threads gehen, und nicht, ob die Diskussion überhaupt ne Existenzberechtigung hat (was natürlich der Fall ist).

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