Ich laufe natürlich Gefahr, hier einen alten Thread zu doppeln, aber ich habe keinen passenden gefunden, obwohl die Diskussion um diese Frage immer wieder anklingt. Mich interessiert Eure Meinung zu verschiedenen zusammenhängenden Fragen.
Wie werden eurer Meinung nach Feindbilder in Videospielen konstruiert? Hat das einen Einfluss auf das Weltbild heranwachsender Generationen? Ist das letztlich absolut problematisch oder nicht übermäßig dramatisch? Können Zocker des typischen Zielpublikums (Jugendliche/junge Erwachsene), die wenig Kontakt zu Medienberichterstattung haben, zwischen dieser Fiktion und ihrer politischen Meinung einwandfrei trennen? Glaubt ihr, dass Armee oder gar Rüstungskonzerne ein starkes Interesse an solchen Feindbilder haben und diese bewusst schüren?
Im Zuge meines Studiums bin ich bereits vor einiger Zeit im Internet mal zufällig über einen Text gestolpert, der in meinen Augen recht gut war und auch hier vielleicht den einen oder anderen interessieren könnte. Da ich ihn nicht mehr im Netz finden konnte, hab ich ihn nochmal auf mein UL-Account geladen. Wir können aber auch ohne den Artikel über das Thema diskutieren, ich hab unten meine eigene Sichtweise mal dargestellt.
Hier das Abstract:
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Power, M: "Digitized Virtuosity: Video War Games and Post-9/11 Cyber-Deterrence"
In post-9/11 America, digital war games have increasingly come to provide a space of cyber-deterrence where Americans are able to `play through' the anxieties that attend uncertain times and new configurations of power. This article seeks to examine the increasingly close relationship between the US military and the digital-game industry, along with the geographies of militarism that this has produced. Focusing on the contribution that digital war games make to a culture of perpetual war and in the manufacture of consent for US domestic and foreign policy, the Pentagon's mobilization and deployment of digital games as an attempt to create a modern version of the noble war fantasy is critically examined. With particular reference to America's Army, the official US Army game, the article seeks to examine the influence of digital war games in the militarization of popular culture and in shaping popular understandings of geopolitics.
Ich würde sehr gern mit euch darüber diskutieren, allerdings kann ich den Link hier vermutlich nicht einfach posten, da es sich vielleicht um einen geschützten Text handelt. Wie gesagt, ich hab ihn irgendwo mal im Urschleim des Netzes entdeckt, vermutlich von irgendeinem Studenten irgendwo hochgeladen. Ich freue mich allerdings immer über PNs, vor allem, wenn ich weiss, dass es sich nicht um irgendwelche Bots handelt, die mal schnell 3 Beiträge verfasst haben. Solchen PNs schreibe ich auch gern zurück, manchmal gar einen hübschen Link zu einer PDF-Datei.
Das aber nur optional, hier gehts zurück zur Eingangsfrage.
Mich erschreckt schon länger, mit welcher traurigen Banalität in US-Shootern Terroristen konzipiert sind. Ähnlich wie in James-Bond-Filmen zu Zeiten des Kalten Kriegs werden "die Bösen" als verschwörerische Kaltblüter dargestellt, die aus purer Machtgeilheit oder absurdem Kalkül heraus das amerikanische Volk bedrohen. Als ich aufgewachsen bin (Jahrgang 90), war für mich immer vollkommen selbstverständlich, dass die Bösen in PC-Spielen russisch sprechen und die guten ein "Sgt." oder "Cpt." vor dem Name hatten, ohne, dass mir klar gewesen wäre, warum das so ist. Mir ist erst viel später wirklich bewusst geworden, wie wenig kritisch man überhaupt sein kann, wenn man noch im jüngeren Alter ist und vor allem keine vergleichende Medien dazu hat. Nach 9/11 wurden die Russen dann sukzessive durch (Pseudo-)Taliban ersetzt.
Ich halte diese Tendenzen vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass PC-Spiele zunehmend zum millionenscheffelnden Blockbustern weden, die von extrem vielen Menschen gespielt werden, für extrem problematisch und bin der Meinung, dass es letztlich mittelbare Auswirkungen auf tatsächliche Politik auf internationaler Ebene hat. Was meint ihr?