Tropes vs. Women: Ms. Male

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Nanimonai
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Nanimonai »

Wigggenz hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:
Wigggenz hat geschrieben: Sie ist kein Gamer. Wurde schon von diversen Leuten belegt.
Was ist denn ein "Gamer" Deiner Meinung nach?
Jemand, der nicht nur sagt, er liebe Videospiele, wenn es um deren Kritisieren geht, sondern auch in Situationen, wo er nicht damit rechnet, dass es publik gemacht wird. Siehe Scorchers Beitrag ganz am Anfang dieser "Diskussion".
Du beziehst Dich wirklich auf ein pamphletiges Youtube-Video, dass aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von ihr zeigt und nur den einen einzigen Zweck erfüllen soll, sie in ein schlechtes Licht zu rücken?
Alles fake? Ihre Aussagen, dass sie Gamerin ist: gelogen? Das Foto, in dem sie als Kind mit (S)NES gezeigt wird: gestellt? Damals schon?
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Temeter 
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Temeter  »

@Plor:

Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich nicht deinen ganzen Post zitiert habe, das wäre ein wenig eng geworden. Gelesen habe ich aber alles, genauso bezieht sich meine Antwort auf den gesamten Text :wink:

Ihre Spieler-Vergangenheit lasse ich mal außen vor, weil die nichts mit der eigentlichen Aussage zu tun hat. Dein letzter Absatz wirkt ein bischen herablassend im Vergleich zum Rest deines Posts. Denn Absicht und Effekt sind 2 verschiedene Dinge, die je nach Fall anders verlaufen.



Erstmal gibt es natürlich einen kulturellen Kontext, allerdings ist die Gewalt gegen Frauen in unserem Land eine traurige Randerscheinung, die niemand vernünftiges hier herunterspielen würde. Idioten gibt es überall, aber das betrifft auch beide Geschlechter. Dinge wie Gangsterrap sind deswegen bei einigen Jugendlichen beliebt, die noch ihre Ansichten sortieren müssen, weil es heute ein Tabu ist.

Ein verbreitetes kulturelles Problem ist es mit Sicherheit also nicht. Videospiele sind außerdem eine sehr aktuelle Entwicklung sind, die Lange nach der Emanzipation stattfand. Den Einfluss von Rock n' Roll oder Science Fiction habe sie zum Beispiel nicht, da es eine technische Entwicklung ist. Es ging nicht darum, die Welt zu ändern, sondern neues Spielzeug zu schaffen.

Sarkeesians allerdings spricht von einer Epidemie der Gewalt gegen Frauen, die in unserem Kulturkreis nicht existiert. Darauf baut der eigentliche Vorwurf auf:

"Kultureller Einfluss wirkt auf eine sehr viel subtilere und kompliziertere Art, dennoch haben Medien-Erzählstränge einen mächtigen Kultivierungseffekt, der dabei hilft, kulturelle Verhaltensweisen und Meinungen zu beeinflussen."

Das ist die weitreichendste Aussage des Videos, die über den Großteil des Videos auf gebaut wurde. Danach geht es hauptsachlich noch kurz darum, dass realistische Frauen nicht das Hauptthema von Spielen sind, die Machtfantasien von 13-jährigen befriedigen sollen. Surprise.



Im Kontext steht vor allem die Aussage: Gewalt gegen Frauen ist eine immer noch bestehende Epidemie, und Spiele sind subtiler, aber mächtiger Einflussfaktor - in einem Video über die Damsel in Distress.

Deswegen bin ich auch auf Propaganda-Verwurf gekommen, weil mächtig und gleichzeitig subtil ist die ideale Version dieser gefährlichen Beeinflussungs-Methode. Man wurde als alter Spieler also immer zu einem Grad beeinflusst, den man nie wahrgenommen hat. Genau auf solche Aussagen können Leute empfindlich reagieren, und dadurch bekommt ihr Video auch so viel Aufmerksamkeit.

Allerdings fehlt eine Begründung zu diesem Einwurf. Sie spricht vom Einfluss von Medialen Erzählungen, schafft es aber nicht mal, eine explizite Brücke zu Spielen zu schlagen. Davor kommt sogar eine Aussage zu kulturellen Einflüssen, zu ihrem eigenen Argument hat sie aber in etwa so wenig Begründung oder Beleg wie die oft von ahnungslosen Leuten gehörte Aussage, Shooter zu spielen mache gewalttätig. Nicht ein zusätzliches Wort, nur ihre Feststellung. Das Gehirn kann aber zwischen Realität und Film oder Spiel unterscheiden. Nichtmal darüber, wie kann eine Geschichte überhaupt beeinflussen kann.

In Filmen, Comics und Büchern hat man die Damsel in Distress seit ewigen Zeiten, und sie ist auch immer noch ein wiederkehrendes Motiv. Allerdings ist die kulturelle Entwicklung konträr in Richtung Gleichberechtigung, obwohl Sarkeesian von einer Epidemie spricht. Selbst der Einfluss dieser Geschichten ist schwer festzustellen, wie sieht das dann wohl bei einem Medium aus, bei dem Stories an letzter Stelle der Prioritätenliste stehen? Diese Klischees sind nur dort, weil von Anfang an niemand der Geschichte genug Aufmerksamkeit schenkt.

Deswegen halte ich das für einen kalkulierten Einwurf, der ihr auf jeden Fall finanziell sehr weiterhelfen wird. So eine Aussage ist ein hartes Stück, da sie anscheinend Erfahrung mit diesen Videos hat, muss sie sich der Konsequenzen bewusst sein. Die Feststellung der Beeinflussung alleine ist niemals genug. Die völlige Ignoranz von diesem Thema ist entweder Dummheit - und das bezweifle ich - oder klar berechnet.

btw: Sorry für den Wall o'Text. Das war eigentlich bei weitem nicht so lang beabsichtigt :Blauesauge:
Zuletzt geändert von Temeter  am 21.11.2013 22:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Propell3rhead
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Propell3rhead »

Nanimonai hat geschrieben:
Propellerhead hat geschrieben:Weil es halt "nur" ein Spiel ist.
Ich wundere mich doch immer wieder, dieses Totschlagargument besonders in einem Spieleforum lesen zu müssen.
Es ist natürlich nicht nur ein Spiel, es ist nicht nur ein Film, es ist nicht nur ein Buch, es ist nicht nur Musik.
Es ist unsere Gesellschaft. Es ist unsere Kultur. Es sind wir.


Aber was sagst Du denn zu dem Beispiel, dass Dir Sharkie jetzt gerade gezeigt hat oder zu den anderen Beispielen, von denen Du ja selbst sagst, dass es sie gibt. Wieso finden die in Deiner Betrachtung nicht statt?
Sie zeigt auf, argumentiert, belegt, nennt Beispiele, wie es besser sein könnte.
Ich stelle mir die Frage: Was ist es wirklich, das Dich bewegt, nichts davon anzuerkennen?
Wie ich schon sagte, mich überzeugen ihre Gegenbeispiele nicht, daran ändern auch die geposteten Beispiele nichts. Im großen und ganzen ist sie mir wenig konkret. Das ist meine Meinung, genauso wie ich einem Herrn Sarrazin, einem Peter Scholl-Latour oder Helmut Schmidt seine Meinungen lasse, ich akzeptiere ihre Anschauungen, behalte mir aber vor ihre Argumentation anzuzweifeln, und eine andere Sicht auf die Dinge zu haben, selbst wenn hier und da durchaus eine schlüssige Begründung gebracht wird, die sogar veranschaulicht wird. Denn auch diese Herren (und auch Damen) prägen unsere Kultur bzw. sind ein Abbild davon. Ohne es zu weit führen zu wollen und zurück zum Thema: sie übt Kritik, zu recht. Aber es kommt dabei halt oft nicht über eine Kunstbetrachtung hinaus, es wird eine Klischeehaftigkeit in vielerlei Hinsicht konstatiert, alle sind sich einig. Schön.

Interessiert das jetzt wirklich die Spieler, die bestimmte Figuren und Themen sehen wollen? Und interessiert es dann die Macher von Spielen? Denn der Spieler formuliert eine Wunschvorstellung von dem, was er gerne spielen möchte. Wenn AS jetzt kommt und sagt: ich schlage Euch was vor - lasst uns mal Figur X austauschen bzw. dahingehend modifizieren - würdet ihr es dann eher oder eher weniger spielen wollen? Dann kommen wir der Sache näher. Wenn sie tatsächlich empirisch und aufbauend auf einer Umfrage so etwas weiterentwickeln würde, dann bliebe ein wesentlich größerer Nährwert, auch für Spieler und die Branche ansich. Aber sie verharrt halt in ihrem Monolog, und das habe ich weiter oben eigentlich gemeint.

Und es stimmt nicht, dass ich nichts davon anerkenne, das hast Du unterstellt
Zuletzt geändert von Propell3rhead am 21.11.2013 22:27, insgesamt 1-mal geändert.
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Wigggenz
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Wigggenz »

Nanimonai hat geschrieben:Du beziehst Dich wirklich auf ein pamphletiges Youtube-Video, dass aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von ihr zeigt und nur den einen einzigen Zweck erfüllen soll, sie in ein schlechtes Licht zu rücken?
Alles fake? Ihre Aussagen, dass sie Gamerin ist: gelogen? Das Foto, in dem sie als Kind mit (S)NES gezeigt wird: gestellt? Damals schon?
Was ist denn an der Aussage "Ich bin kein Fan von Videospielen" nicht zu verstehen?
tamberlane
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von tamberlane »

Nanimonai hat geschrieben: Ich stelle mir die Frage: Was ist es wirklich, das Dich bewegt, nichts davon anzuerkennen?
Darf ich auch drauf antworten? Weil es hervorragend funktioniert, so wie es ist.
Ferox21
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Ferox21 »

Propellerhead hat geschrieben:..
Sarkeesian ist schlau, sehr sogar. Aber ich frage mich, und das müssen alle Zuschauer in meinen Augen bewusst tun: Worauf zielt sie ab? Was steht am Ende ihres Kickstarters? Sie seziert die Spielelandschaft, geht dabei oft sehr weit zeitlich zurück und hält der Follower-Gemeinde (ob nun Fan oder Troll) unter die Nase,was sie findet und das ist viel, gerade weil sie sich ein mit Stereotypen geradezu überladenes Feld ausgesucht hat. Die möglichen Reaktionen auf ihre "Findings" gehen dabei von Achselzucken über Augenrollen bis zum Shitstorm. Für mich ist das was sie macht ein Sturm im Wasserglas, es wird völlig unnachhaltig bleiben, alle werden sagen "diese Anita S. hat ja echt knallhart alles aufgedeckt, wow", und dann werden die selben Zielgruppen weiter mit dem beliefert, was sie gerne sehen möchten.
Sehr guter Post, der im großen und ganzen auch meine Meinung zu dem Thema widerspiegelt.

Während mich die Videos für die angesprochene Thematik sensibilisiert haben, so sehe ich ebenfalls keine lang anhaltenden Auswirkungen. Am Ende werden doch weiterhin vor allem Spiele von Männern für Männer / Jungs produziert werden. Und die werden auch weiterhin mit dem Klischee spielen, zumindest bei einem gewissen Teil davon - allerdings sicher nicht so plakativ wie früher. Man darf auch nicht vergessen, dass viele der angesprochenen Spiele schon 10 Jahre oder mehr auf dem Buckel haben und sich seitdem auch unsere Gesellschaft gewandelt hat.

Am Ende kann man das doch nur lösen, wenn Frauen auch Spiele für Frauen produzieren. Denn wenn es nur darum geht, in einem der aktuellen aktuellen Titel den Mann optional durch eine Frau auszutauschen, dann landet man abseits von den Rollenspielen doch fast zwangsläufig bei der Ms. Male.

Als Randbemerkung finde ich es bspw. auch sehr schade, dass es bisher keinen Assassins Creed Teil mit einer weiblichen Assassinin als Hauptcharakter gab. Das Szenario liefert eigentlich den idealen Rahmen dafür ab. (Den weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit releasten Teil für die PS Vita zähle ich dabei nicht.)
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mr archer
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von mr archer »

Ferox21 hat geschrieben:
Am Ende kann man das doch nur lösen, wenn Frauen auch Spiele für Frauen produzieren.
Das ist für mich ein bisschen zu kurz gedacht. Es geht doch nicht darum, hier zwei hermetisch voneinander getrennte Welten zu erschaffen, weil man die zweifellos vorhandenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern so weit überhöht, dass man sie für unüberbrückbar erklärt. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was Sarkeesian möchte.

Es geht letztlich einfach nur um einen normalen Umgang miteinander. Gegenseitigen Respekt, ein bisschen Neugierde auf die Perspektive des Anderen usw. Ich habe das hier bereits mehrfach getan und tue es hiermit wieder: Spielt mal The Path von Tale of Tales. Belgisches Zweipersonenteam, Frau und Mann und Paar. Faszinierendes Spiel. Und zwar für beide Geschlechter.
Kószdy kozow swoju brodu chwali.
[sorbisch] Jeder Ziegenbock lobt seinen Bart.

Meine Texte und Fotos http://brotlos.weebly.com

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StandAloneComplex
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von StandAloneComplex »

Ferox21 hat geschrieben: Als Randbemerkung finde ich es bspw. auch sehr schade, dass es bisher keinen Assassins Creed Teil mit einer weiblichen Assassinin als Hauptcharakter gab. Das Szenario liefert eigentlich den idealen Rahmen dafür ab. (Den weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit releasten Teil für die PS Vita zähle ich dabei nicht.)
Solange sie nicht einfach nur ein Ezio mit Brüsten wird, wäre ich auch sehr dafür :wink:
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James Dean
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von James Dean »

Ferox21 hat geschrieben:
Als Randbemerkung finde ich es bspw. auch sehr schade, dass es bisher keinen Assassins Creed Teil mit einer weiblichen Assassinin als Hauptcharakter gab. Das Szenario liefert eigentlich den idealen Rahmen dafür ab. (Den weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit releasten Teil für die PS Vita zähle ich dabei nicht.)
Assassin's Creed Liberation. Ab 14. Januar auch für den PC.
Plor
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Plor »

Temeter  hat geschrieben:@Plor:

Ich hoffe du verzeihst mir, dass ich nicht deinen ganzen Post zitiert habe, das wäre ein wenig eng geworden. Gelesen habe ich aber alles, genauso bezieht sich meine Antwort auf den gesamten Text :wink:

Ihre Spieler-Vergangenheit lasse ich mal außen vor, weil die nichts mit der eigentlichen Aussage zu tun hat. Dein letzter Absatz wirkt ein bischen herablassend im Vergleich zum Rest deines Posts. Denn Absicht und Effekt sind 2 verschiedene Dinge, die je nach Fall anders verlaufen.
Zitate aufräumen ist immer gut. Ich verschachtele jetzt trotzdem wieder. ;)
Stichwort 'herablassend': Sorry, I know. Liegt vielleicht auch daran, dass mir das Thema am Herzen liegt und ich deswegen immer etwas übermütig in die Tasten haue (oft auch angestachelt von Troll-Posts zwischendurch). Ist aber nie böse gemeint und ich versuche es so gut es geht zu reduzieren.
Erstmal gibt es natürlich einen kulturellen Kontext, allerdings ist die Gewalt gegen Frauen in unserem Land eine traurige Randerscheinung, die niemand vernünftiges hier herunterspielen würde. Idioten gibt es überall, aber das betrifft auch beide Geschlechter. Dinge wie Gangsterrap sind deswegen bei einigen Jugendlichen beliebt, die noch ihre Ansichten sortieren müssen, weil es heute ein Tabu ist.

Ein verbreitetes kulturelles Problem ist es mit Sicherheit also nicht. Videospiele sind außerdem eine sehr aktuelle Entwicklung sind, die Lange nach der Emanzipation stattfand. Den Einfluss von Rock n' Roll oder Science Fiction habe sie zum Beispiel nicht, da es eine technische Entwicklung ist. Es ging nicht darum, die Welt zu ändern, sondern neues Spielzeug zu schaffen.

Sarkeesians allerdings spricht von einer Epidemie der Gewalt gegen Frauen, die in unserem Kulturkreis nicht existiert. Darauf baut der eigentliche Vorwurf auf:

"Kultureller Einfluss wirkt auf eine sehr viel subtilere und kompliziertere Art, dennoch haben Medien-Erzählstränge einen mächtigen Kultivierungseffekt, der dabei hilft, kulturelle Verhaltensweisen und Meinungen zu beeinflussen."
Ich denke das Problem ist auch heute noch weitaus stärker, als viele wahrhaben möchten. Es gab zwar - gerade auch Dank des Feminismus - diesbezüglich viele positive Entwicklungen, aber ob Gewalt gegen Frauen dadurch vollkommen zur Randerscheinung geworden ist, würde ich doch in Frage stellen. Offene Gewalt gegen Frauen ist gesellschaftlich mittlerweile geächtet, ändert aber nichts daran, dass sie hinter verschlossenen Türen - auch in unserer westlichen Gesellschaft - noch viel zu oft stattfindet. Teilweise ist das Problem auch in subtilere Formen der psychischen/physischen Unterdrückung übergegangen. Aber teilweise wird sie auch gerade noch in jugendlichen (Sub)-Kulturen offen ausgelebt oder zumindest verherrlicht.

Das ist die weitreichendste Aussage des Videos, die über den Großteil des Videos auf gebaut wurde. Danach geht es hauptsachlich noch kurz darum, dass realistische Frauen nicht das Hauptthema von Spielen sind, die Machtfantasien von 13-jährigen befriedigen sollen. Surprise.

Im Kontext steht vor allem die Aussage: Gewalt gegen Frauen ist eine immer noch bestehende Epidemie, und Spiele sind subtiler, aber mächtiger Einflussfaktor - in einem Video über die Damsel in Distress.

Deswegen bin ich auch auf Propaganda-Verwurf gekommen, weil mächtig und gleichzeitig subtil ist die ideale Version dieser gefährlichen Beeinflussungs-Methode. Man wurde als alter Spieler also immer zu einem Grad beeinflusst, den man nie wahrgenommen hat. Genau auf solche Aussagen können Leute empfindlich reagieren, und dadurch bekommt ihr Video auch so viel Aufmerksamkeit.
Ich finde "Propaganda" ist einfach der falsche Begriff, da Propaganda per Definition immer was Systematisches, Gewolltes besitzt. Sarkeesian betont ja ausdrücklich, dass sie nicht davon ausgeht, dass verschworene Programmierer im kreis zusammensitzen und darüber nachdenken, wie sie Frauen herablassend behandeln können. Als ein wesentliches Problem des Sexismus bezeichnet sie dann auch konsequent, dass er unbeabsichtigt geschieht, sich einfach bei tradierten Bildern und Strukturen bedient, ohne diese kritisch zu hinterfragen. Und natürlich werden diese Bilder und Stereotype damit auch weitergetragen. Das muss nicht diesen direkten Kausalzusammenhang haben, dass Spieler denken "Ah, Frauen schlagen ist cool.", es genügt schon, wenn es als Normalzustand wahrgenommen und darin eben nicht kritisch hinterfragt wird.
Allerdings fehlt eine Begründung zu diesem Einwurf. Sie spricht vom Einfluss von Medialen Erzählungen, schafft es aber nicht mal, eine explizite Brücke zu Spielen zu schlagen. Davor kommt sogar eine Aussage zu kulturellen Einflüssen, zu ihrem eigenen Argument hat sie aber in etwa so wenig Begründung oder Beleg wie die oft von ahnungslosen Leuten gehörte Aussage, Shooter zu spielen mache gewalttätig. Nicht ein zusätzliches Wort, nur ihre Feststellung. Das Gehirn kann aber zwischen Realität und Film oder Spiel unterscheiden. Nichtmal darüber, wie kann eine Geschichte überhaupt beeinflussen kann.
Naja, die "Shooter-Spielen -> gewalttätig-sein" Kausalität ist natürlich Blödsinn. Das ist klar. Und dass eine direkte"Gewalt gegen Frauen spielen -> Gewalt gegen Frauen ausführen" Kausalität auch Blödsinn ist, betont Sarkeesian ja selbst. Aber, dass Medien, ja auch Video Games, Menschen beeinflussen ist meiner Meinung nach schon eine so offensichtliche Tatsache, dass sie kaum einer weiteren Begründung bedarf. Medien generieren ja automatisch einen kulturellen Kontext, der in einer - ziemlich komplexen - Wechselbeziehung zur Gesellschaft steht; so komplex, dass es tatsächlich schwierig ist, das an einzelnen Phänomenen nachzuweisen, ohne allzu billigen "Killerspieler werden Amokläufer" Kausalitäten zu verfallen. Aber diese Nachweise sind möglich und werden ja auch oft genug von der Kulturwissenschaft betrieben: Btw.: Ich finde es als Videospielfan großartig, dass diese natürlich auch Wirkung auf die Gesellschaft haben können.

Aber um nicht zu abstrakt zu werden, das lässt sich ja durchaus an einzelnen Phänomenen belegen: z.B. dass Gamification gerade ein sehr heißes Thema in der Pädagogik und Didaktik ist. Ich könnte mir auch vorstellen, dass die ganze Videospielkultur erheblichen Einfluss auf die Entwicklung der Musik seit den 80er Jahren hatte. Meinetwegen kann man auch darüber nachdenken, wie MMORPG soziales Verhalten beeinflussen, wie sich Ego Shooter auf Gewaltbereitschaft auswirken, wie Puzzlegames das Denken verändern, welche Auswirkungen Strategiespiele auf Konfliktlösungsstrategien haben, wie bestimmte Videospielfiguren als Role Models funktionieren, wie ein Bioshock das Verhältnis zu Fortschritt und Technik verändert, wie Street Brawler bestimmte Männlichkeitsvorstellungen transportieren, wie ein Lucas Arts Adventure Humorvorstellungen beeinflusst etc. pp. Alles spannende Fragestellungen, wenn du mich fragst. Und es spräche nichts dagegen diese anzugehen.
In Filmen, Comics und Büchern hat man die Damsel in Distress seit ewigen Zeiten, und sie ist auch immer noch ein wiederkehrendes Motiv. Allerdings ist die kulturelle Entwicklung konträr in Richtung Gleichberechtigung, obwohl Sarkeesian von einer Epidemie spricht.
Ohne allzu pathetisch zu werden: Die positive Entwicklung beim Thema Gleichberechtigung wäre höchstwahrscheinlich weitaus schneller, wenn Klischees und Sexismus in Medien nicht so häufig unbewusst tradiert werden würden. Genau das ist ja ein Grund, warum Sarkeesian diese kritisch reflektiert und warum ihre Analyse eine Berechtigung hat.
Selbst der Einfluss dieser Geschichten ist schwer festzustellen, wie sieht das dann wohl bei einem Medium aus, bei dem Stories an letzter Stelle der Prioritätenliste stehen? Diese Klischees sind nur dort, weil von Anfang an niemand der Geschichte genug Aufmerksamkeit schenkt.
Die Story ist in den letzten Jahren bei Videospielen immer wesentlicher geworden, bis hin zum Versuch narrativ komplett an Filme anschließen zu können. Selbst Mario-Spiele bekommen (verhältnismäßig) komplexere Geschichten spendiert. Gerade angesichts dieser Tatsache ist es doch erstaunlich, dass immer noch so oft auf Damsel- und artverwandte Geschichten zurückgegriffen wird, dass Frauenfiguren so oft verheizt werden, um dem männlichen Helden eine Motivation und ein Ziel zu geben.
Deswegen halte ich das für einen kalkulierten Einwurf, der ihr auf jeden Fall finanziell sehr weiterhelfen wird. So eine Aussage ist ein hartes Stück, da sie anscheinend Erfahrung mit diesen Videos hat, muss sie sich der Konsequenzen bewusst sein. Die Feststellung der Beeinflussung alleine ist niemals genug. Die völlige Ignoranz von diesem Thema ist entweder Dummheit - und das bezweifle ich - oder klar berechnet.
Du meinst, sie provoziert um Geld zu verdienen? Das ist schon ein ziemlich heftiger Vorwurf. Zumal sie jeden auch nur potentiellen Anflug von Radikalität in ihren Thesen relativiert ("Ich liebe Videospiele", "Es ist keine direkte Kausalität", "Es ist komplexer"), imho also alles andere als auf Konfrontation gebürstet ist.
Plor
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Plor »

Wigggenz hat geschrieben:
Nanimonai hat geschrieben:Du beziehst Dich wirklich auf ein pamphletiges Youtube-Video, dass aus dem Zusammenhang gerissene Zitate von ihr zeigt und nur den einen einzigen Zweck erfüllen soll, sie in ein schlechtes Licht zu rücken?
Alles fake? Ihre Aussagen, dass sie Gamerin ist: gelogen? Das Foto, in dem sie als Kind mit (S)NES gezeigt wird: gestellt? Damals schon?
Was ist denn an der Aussage "Ich bin kein Fan von Videospielen" nicht zu verstehen?
Vor drei oder vier Jahren hätte ich vielleicht auch gesagt "Ich bin kein Gamer", weil ich keine aktuellen Spiele gezockt habe. Hätte vielleicht noch ein "aber..." hinterhergeschoben, das hätte den Kohl aber auch nicht fett gemacht. Im Moment würde ich mich als Retrogamer bezeichnen, aber macht mich das zu einem Lügner, wenn ich mir in nem halben Jahr ne PS3 hole, total umgehauen bin von The Last of us, Beyond two souls oder Uncharted und dann erzähle, dass ich die neuen Spiele mit ihren epischen Erzählungen liebe? Vor zehn Jahren hätte ich wahrscheinlich gesagt, dass ich kein Electro-Hörer bin. Macht mich das zum Lügner, wenn ich heute ad hoc zehn E-Alben aufzähle, die ich großartig finde und davon schwärme, wie organisch diese Art von Musik sein kann?

Das Video zeigt nur, dass Sarkeesian in irgendeinem Seminar in der Vergangenheit gesagt hat, dass sie sich selbst nicht als Gamerin definiert, inklusive der Konkretisierung, dass das daran liegt, dass sie nicht auf Shooter steht. Es spricht doch nichts dagegen, dass sie sich heute als Gamerin bezeichnet, gerade weil sie ja offensichtlich in ihrer Kindheit schon ziemlich gerne gezockt hat. Außerdem ist das so ein ad-hominem-Video. Irgendwie ist das nie besonders cool, sich an der Person festzuhängen anstatt auf die von ihr vorgebrachten Argumente einzugehen. Wirkt immer wie ein Ausweichmanöver, um sich nicht mit dem inhaltlichen auseinandersetzen zu müssen...
Ferox21
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von Ferox21 »

mr archer hat geschrieben:
Ferox21 hat geschrieben:
Am Ende kann man das doch nur lösen, wenn Frauen auch Spiele für Frauen produzieren.
Das ist für mich ein bisschen zu kurz gedacht. Es geht doch nicht darum, hier zwei hermetisch voneinander getrennte Welten zu erschaffen, weil man die zweifellos vorhandenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern so weit überhöht, dass man sie für unüberbrückbar erklärt. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was Sarkeesian möchte.
Ich habe hier nichts für unüberbrückbar erklärt. Nur würde mich einfach mal jetzt wirklich interessieren, was für Sorten von Spielen sich Frauen programmieren würden. Denn wenn es darum gehen soll, die Spiele auf einen gemeinsamen Nenner für beide Geschlechter zu bringen wird es abseits von Rollenspielen und Action-Adventures schon recht schwierig, wenn man die Interessem beider Seiten gleichermaßen bedienen will.Wie soll beispielsweise ein auf Frauen zugeschnittener Shooter aussehen? - sofern es an so etwas überhaupt ein gesteigertes Interesse bzw. einen Markt gibt..
Es geht letztlich einfach nur um einen normalen Umgang miteinander. Gegenseitigen Respekt, ein bisschen Neugierde auf die Perspektive des Anderen usw.
Siehe oben, des sehe ich ja auch so. Nur sehe ich die Spielebranche aktuell immer noch männerdominiert und daher wird sich am bisherigen System sobald wenig ändern.

Und ich bin der Meinung, dass es auch viele Spiele mit starken und komplexen Frauencharakteren gibt.
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von muecke-the-lietz »

Ferox21 hat geschrieben:
mr archer hat geschrieben:
Ferox21 hat geschrieben:
Am Ende kann man das doch nur lösen, wenn Frauen auch Spiele für Frauen produzieren.
Das ist für mich ein bisschen zu kurz gedacht. Es geht doch nicht darum, hier zwei hermetisch voneinander getrennte Welten zu erschaffen, weil man die zweifellos vorhandenen Unterschiede zwischen den Geschlechtern so weit überhöht, dass man sie für unüberbrückbar erklärt. Das ist so ziemlich das Gegenteil von dem, was Sarkeesian möchte.
Ich habe hier nichts für unüberbrückbar erklärt. Nur würde mich einfach mal jetzt wirklich interessieren, was für Sorten von Spielen sich Frauen programmieren würden. Denn wenn es darum gehen soll, die Spiele auf einen gemeinsamen Nenner für beide Geschlechter zu bringen wird es abseits von Rollenspielen und Action-Adventures schon recht schwierig bzw. unwirtschaftlich, wenn man beide Seiten gleichermaßen bedienen will.Wie soll beispielsweise ein auf Frauen zugeschnittener Shooter aussehen? - sofern es an so etwas überhaupt ein gesteigertes Interesse bzw. einen Markt gibt..
Es geht letztlich einfach nur um einen normalen Umgang miteinander. Gegenseitigen Respekt, ein bisschen Neugierde auf die Perspektive des Anderen usw.
Siehe oben, des sehe ich ja auch so. Nur sehe ich die Spielebranche aktuell immer noch männerdominiert und daher wird sich am bisherigen System sobald wenig ändern.

Und ich bin der Meinung, dass es auch viele Spiele mit starken und komplexen Frauencharakteren gibt.
Meine Güte, was haben nur alle mit ihren "komplexen" Frauencharekteren? Ja, es gibt einige wenige Beispiele, die zeigen, wie es geht - bitte mehr davon.

Das ist nicht das Thema. Mensch, sie spricht von Mario, von Scribblenauts, von Zelda, etc. Alles Spiele, die keine besondere Komplexität an den Tag bringen, wenn es um Charakterzeichnung geht.

Bei Scribblenauts verlangt sie jetzt keine Jade, sie wünscht sich nur auch ein paar mehr Mädchen, die sich über mehr definieren, als Mädchen zu sein.
Die Figuren dürfen auch gerne eindimensional sein, ebenso wie ihre männlichen Mitkollegen. Aber derzeit existieren viele nur als Variationen von "Mann".

Desweiteren zeigen viele Spiele, siehe Mass Effect, dass eine starke weibliche Hauptfigur dem Erfolg nicht im Weg stehen muss. Gut, das Spiel wurde furchtbar beworben, aber vielen war es ja klar, dass man sich auch einen weiblichen Chara basteln kann. Desweiteren gibt es sehr viele, relativ gut ausgearbeitete weibliche Charaktere. Die sind alle hübsch, ebenso wie die Männer. Allerdings haben sie auch alle bestimmte Eigenschaften, die sie einzigartig machen, einige sogar weit ab der typischen Klischees und Stereotypen. Gerade Liara macht eine erstaunliche Wandlung von unschuldiger Wissenschaftlerin zu eiskalt kalkulierender Informationshändlerin. Auch die Geschlechter der Kroganer sind interessant herausgearbeitet.

Und das gibt es selten, aber immer wieder in Games. Und die sind auch erfolgreich.

Das darf ruhig öfter der Fall sein. Und in den primitiven, simplen Spielen mit simplen primiven Charakteren, darf man die Frauen ebenso so eindimensional machen wie die Männer. Nur jedes Mal Damsel oder eben nur weibliches Äquivalent zu "..." ist auf Dauer eintönig.
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SethSteiner
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von SethSteiner »

Ich denke die schlechteste nur denkbare Sache die man tun kann ist ein Spiel für XY zu entwickeln. Nur weil ich ein Mann bin, heisst das ja noch lange nicht dass mir deswegen alles gefallen msus was angeblich zu meinem Geschlecht gehört oder missfallen muss was nicht. Dank dieses "für Mädchen" und "für Jungen"-Quatsch entgeht allen etwas.
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muecke-the-lietz
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Re: Tropes vs. Women: Ms. Male

Beitrag von muecke-the-lietz »

SethSteiner hat geschrieben:Ich denke die schlechteste nur denkbare Sache die man tun kann ist ein Spiel für XY zu entwickeln. Nur weil ich ein Mann bin, heisst das ja noch lange nicht dass mir deswegen alles gefallen msus was angeblich zu meinem Geschlecht gehört oder missfallen muss was nicht. Dank dieses "für Mädchen" und "für Jungen"-Quatsch entgeht allen etwas.
Ganz genau.
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