Sharkie hat geschrieben:billy coen 80 hat geschrieben: Es kommt eine inhaltlich maßlos übertriebene, sehr undifferenzierte Kritik von feministischer Seite und schon gehen die Lager aufeinander los.
Ich möchte Archers Bitte um eine nähere Erläuterung dieser Aussage gerne Nachdruck verleihen. Was genau ist an Anita Sarkeesians Kritik "sehr undifferenziert"? Ich selbst empfinde ihre Argumentation nämlich als ausgesprochen differenziert; viel differenzierter wird es auf YouTube nicht, würde ich sagen. Was nicht heißt, dass man ihr zustimmen muss. Aber differenziert? Klaro!
Da gibt es immer mal wieder die üblichen Machosprüche, zahlreiche reflektiertere Aussagen und dann natürlich diejenigen, die sich jeglicher „Feministinnen-Propaganda“ vorbehalt- und kritiklos anschließen, sich dabei besonders progressiv fühlen und alle anderen (selbst die reflektierter argumentierenden) pauschal in eine Macho-Proll-Ecke stecken [...]
Du selbst machst in diesem Satz (und im Prinzip in Deinen beiden gesamten letzten Posts) nichts anderes:
Für Dich sind Leute (Männer?), die sich Sarkeesians Kritik anschließen, ebenso pauschal Menschen, die sich einfach nur auf ihre eigene Progressivität einen runterholen (gut, also auf jeden Fall Männer!).
Für Dich sind Frauen, die sich mit einer Kampagne wie #aufschrei identifizieren, einfach übersensibel und damit nicht normal. Du dagegen bist ein total "entspannter" und "neutraler" Typ. Die anderen sind halt unentspannt und ideologisch verblendet. Fakt.
Für Dich sind Feministinnen, die Dir für "umgekehrte Männerwitze" (als wenn es nicht genug chauvinistische Witze über Frauen gäbe, die man nicht erst aus einem Männerwitz ableiten muss) den Stinkefinger zeigen, dünnhäutige Heuchler, denn Du weißt selbst genau, dass dieselben Personen sich hinter vorgehaltener Hand die bösartigsten und diskriminierendsten Männerwitze erzählen.
Fazit: Bei so viel Insiderwissen über die beteiligten oder betroffenen Personen in aller Welt können wir Unwissenden eigentlich einpacken. Da ist für uns gebeutelte White Knights argumentativ nix mehr zu holen, und progressiv dürfen wir uns jetzt auch nicht mehr fühlen. Menno.
Oh man! Was für ein Quatsch. Warum muss man krampfhaft Aussagen uminterpretieren, wenn sie mal von jemandem mit anderer Meinung kommen?
Aber war ja nicht anders zu erwarten, wenn dies von Mitforisten getan wird, die auch die Meinung vetreten, es sei anmaßend, wenn Männer Feministinnen für ihr Reden und handeln kritisieren (sorry, sollte das explizit nicht von dir gekommen sein, will dir ja auch nix in den Mund legen). Ich meine, jetzt echt? Feministinnen dürfen erzählen, wa sie wollen, aber wenn ein Mann sagt, dass das doch jetzt wirklich Blödsinn ist oder zu weit geht, ist das anmaßend? Kritikimmunisierung par excellence!
Und wo bitte hab ich pauschal alle Teilnehmer an dieser #aufschrei-Geschichte als überempfindlich dargestellt. Ich habe nur darauf verwiesen, dass es zahlreiche Tweets gab, in denen in Erlebnisse der Sexismus reininterpretiert wurde, weil man ihn gerne darin sehen wollte. So was führt eben auch leider dazu, dass die tatsächlich schlimmen Erlebnisse dazwischen geradezu untergehen und die ganze Aktion angreifbar wird, gerade wenn man zusätzlich in der Auswertung auch noch alle Tweets, die eben, unter anderem auch von Männern verfasst, nur ein schlichtes Daumen oben für die Aktion waren, mitzählt und daraus macht: "da sieht man mal, wie viele Frauen in diesem Land unter Übergriffen durch Männer zu leiden haben."
Die süffisant-überhebliche Art, in der du mit mir hier umspringst, verdeutlicht aber ein Problem, das sich immer bei genau diesem Thema auftut. Einige der schlimmsten Feministinnen kommen aus den Reihen der Männer. Und ja, auch wenn ich es nicht so von mir aus derart provokant formulieren würde, etliche von denen tun dies mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, um sich "auf ihre Progressivität einen runterzuholen". Und die sind es auch, die in "Diskussionen" immer sofort jede Opposition ersticken, indem sie jegliches Ggenargument in die Machoschublade schieben und jede bloße Erwähnung von Benachteiligungen von Männern als bloßes Ablenkungsmanöver von den viel wichtigeren Problemen der Frauen in der Gesellschaft verunglimpfen. Sorry, aber so funktioniert Sozialdiskurs nicht! Interessanter weise schütteln auch nicht wenige Fauen ihren Kopf über solch ein Gebaren.
Mensch, seien wir doch mal ehrlich, Feministinnen hatten in früheren Zeiten ihre Daseinsberechtigung und auch ihre verdienten Erfolge, aber betrachtet man den heutigen Status Quo, sind doch Feminismus und Chauvinismus nicht selten nur noch zwei Seiten einer Medaille. Beides sind Ismen, die sich durch Vorbehalte und Vorurteile gegen das jeweils andere Geschlecht entweder definieren (Chauvinismus) oder zumindest sehr stark dahin tendieren (Feminismus). Und bitte erzähl mir nicht, Feministinnen seien überwiegend frei von Vorurteilen gegen Männer. Da haben ich und (auch weibliche) Bekannte von mir schon Erfahrungen gemacht, da graut es einem.
Und, da du dich so sehr an meiner Aussage, ich wäre neutral, aufhängst: nun, da ich von beiden Ismen wenig halte, Gleichberechtigung von Frauen schätze und lebe, aber mich nicht mit der oft sehr einsetigen Sicht von Feministinnen anfreunden kann, wage ich zu behaupten, dass ich per Definition neutral bin und das Thema entspannt betrachte, was ganz nebenbei grundlegend wertfreie Aussagen sind. Nichts läge mir ferner, als mich hier selbst zu beweihräuchern.
Ach und die Witzsache: Ich habe zunächst nie geleugnet, dass es auch Frauenwitze gibt. Hättest du meinen Kommentar unvoreingenommen gelesen, statt dir nur Dinge rauszupicken, an denen du deinen Zorn über meine Sicht der Dinge festmachen kannst, wäre dir das sicher nicht entgangen. Und ja, was du beschreibst, in einer meine Aussagen diskreditierenden Form, ist (auch per Definition) Heuchelei. Wenn Frauen sich darüber ereifern, wenn Witze über sie gemcht werden, aber sich umgekehrt Männerwitze erzählen, dann ist das eben genau dies. Und was ist schlimm daran, das zu kritisieren? Frauen haben das Recht, das Verhalten einiger oder vieler Männer zu kritisieren, warum darf das nicht auch umgekehrt in Ordnung sein?
Ach, fast vergessen, warum ich die Darstellungen undifferenziert finde. Ich habe immer ein Problem damit, wenn man, ausgehend von einer These, sehr darauf bedacht ist, nur Beweise für diese These zu finden, ohne sie auch immer mal wieder erörternd zu hinterfragen. Das habe ich, auch genau diesesThema betrffend auch schon besser gesehen oder gelesen. Die Vorgehensweise "Ich weiß, dass das so ist, wie ich meine und jetzt zeig ich euch, warum das so ist" und dann kommen nur dazu passend selektierte Ausschnitte und alles was der eigenen Argumentation nicht zu passe käme, wird ausgeblendet, entspricht ziemlich genau der Art von "Journalismus" den z. B. Frontal21 und ähnliche um Aufmerksamkeit heischende Sendungen beim Thema Killerspiele demonsfriert haben. Seltsam nur, dass die dafür nicht so viel Beifall geerntet haben hier.
Verdammt, jetzt ist es schon wieder so eine Wall of Text geworden. Tut mir leid!
