Ich bin da ganz bei dir. Für mich stehen Geschichte und Immersion auch an erster Stelle, zumindest bei den meisten Spielen, und ganz besonders stark bei RPGs. Aber ob die meisten Spieler und Fans der alten BG-Teile genau so ticken, da bin ich mir immer weniger sicher. Es gibt so viele Spiele, die Freunde und ich gleichermaßen gut finden, wo sich aber am Ende heraus gestellt hat, das wir die Spiele wegen unterschiedlichen Aspekten gut fanden.
Besonders plakatives Beispiel wäre hier wohl Final Fantasy. Viele mögen die Spiele wegen den Kämpfen und halten die Story für eine Beilage, die nunmal da ist aber nicht der Kaufgrund war, und für andere, und dazu zähle ich mich auch, ist die Story der Kaufgrund und die Kämpfe sind die Beilage. Interessanterweise ist für einen ich denke größeren Teil beider Gruppen die Beilage schon von gewisser Wichtigkeit. Ich kenne allerdings auch Leute, die klicken sich durch die Text und die Story-Sequenzen so schnell wie möglich durch weil es sie wortwörtlich gar nicht interessiert.
Ich stelle das als Frage einfach mal so in den Raum: Woher könnte man wissen, wie groß die jeweilige Ansicht bei den Fans eines Spieles ist? Es wurde eher selten über sowas gesprochen, zum Teil auch weil einem einfach dafür die Begriffe gefehlt haben. Spiele sind als Medium noch vergleichsweise jung, und sowas entwickelt sich erst langsam.
Diese Entwicklung wird ein wenig von dem Umstand gebremst, das gewisse Begriffe in Mode sind, während es andere nicht sind. Momentan ist "Immersion" ein Begriff, der gerne verwendet wird. "Story-based" ist mittlerweile auch immer öfter anzutreffen, auch wenn (meiner Meinung nach) keine Geschichte mit Gewicht existiert. Solche Begriffe werden gerne auf den Store-Pages benutzt weil sie funktionieren, so wie es auch bei "Rogue-Like" ist. Dabei ist es weniger wichtig, ob es tatsächlich so ist, und in diese Richtung geht dann natürlich auch die Besprechung der Titel.
So kommt am Ende dabei raus, das ein Spiel mit "epischer Geschichte" beworben wird, obwohl diese überhaupt nicht im Vordergrund steht und für den einen oder anderen auch nicht episch ist.
Bei Filmen ist die Lage klarer. Der Kunde weiß genau was er zu erwarten hat. Ein "Action-Kracher" ist anders als ein "Autorenfilm". Wer ins Kino geht, der weiß was ihn da erwartet, und diese Filme werden auch ganz anders beworben und vermarktet. Sie sind so unterschiedlich, das eigentlich kaum noch jemand eine böse Überraschung erlebt weil es einfach auf der Hand liegt um welchen Fokus es dort geht. So eine Form von Medienkompetenz gibt es meiner Meinung nach (noch) nicht bei Spielen, aber ich denke das wird sich alles noch heraus kristallisieren in den nächsten 10 Jahren.