Cyberpunk 2077 - Test

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NewRaven
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NewRaven »

Rosu hat geschrieben: 23.12.2020 15:01
Danke, könnte im Kern auch mein Review sein. Mit kleinen Unterschieden...

Ich mag zum Beispiel V und Johnny. Ich mag nicht unbedingt, dass ich so wenig Einfluss auf V habe, aber so grundsätzlich als Charakter in diesem Setting geht er/sie völlig klar. Und Johnny? Sagen wir, einige Nebenmissionen haben mehr Facetten offenbart, als ich ursprünglich gedacht hätte und so über die gesamte Spielzeit hab ich den Charakter durchaus schätzen gelernt und die Szenen, wo ich Johnny selbst spielen durfte, fand ich persönlich einfach spitze.

Bugs: Nun, ich gehöre leider nicht zu denen, die da sonderlich verschont worden sind, wenn auch nicht zu denen, die davon am meisten betroffen sind. Mein größtes Problem wäre auch nicht, dass ich mal neu laden muss oder mal durch die Welt falle oder sonstwas... aber wenns bei einem derart storyschweren Spiel zu wirklichen Questbugs kommt, weil Leute, mit denen du - wohlgemerkt mitten in der Mainquest - eigentlich reden solltest, einfach wild um sich ballern... dann schlägt das schon auf die Motivation, weil der weitere Verlauf - auch unabhängig davon, ob du dich vielleicht in dem Gespräch trotzdem entschieden hättest, diesen NPC zu töten - einfach nicht mehr in deinen Händen liegt. Und wenn der gleiche NPC, den du in dieser Quest dann abballern musstest, dann später nochmal quicklebendig vor dir steht... ARGH...

Die Quest mit dem Politiker: fand ich super... allerdings gefällt mir das "offene Ende" bzw. die fehlende Auflösung in diesem Fall so überhaupt nicht.

Ansonsten, wie gesagt, hätte ich das Review selbst besser nicht schreiben können. Auch wenn die ganzen Bugs nicht wären, wäre das Spiel meiner Meinung nach ein Stück weit weg von einer 90%, aber, auch wenns viel zu meckern gibt, eben auch weit weg davon, schlecht zu sein, weils einige Dinge eben richtig - und ich meine RICHTIG - gut macht (Storymissionen, Charaktere, das grundlegende Quest-Writing der "richtigen" Storyquests, das Weltdesign, die "Lore", die spielerische Flexibilität beim Angehen der Missionen und je nach Plattform auch die grundlegende Technik)

Am Ende gehts um Spaß... und auch wenn mich die Diskrepanz zwischen dem Spiel, was man angekündigt hat und dem Spiel, was letztlich released wurde, an No Man's Sky erinnert, auch wenn mich der technische Zustand an Arkham Knight erinnert - am Ende kann man, sobald man für sich selbst rausgefunden hat, welche Aspekte des Spiels man lieber nicht zu genau ansieht und diese meidet, damit eben verdammt viel Spaß haben (zumindest auf dem PC...).

Für mich persönlich hieß das: spiel es in etwa wie Dragon Age: Inquisition. Da ist zwar eine riesige Welt, in der überall Marker auf der Weltkarte verteilt sind... aber wenn du Spaß haben willst, konzentrier dich auf die richtigen Storyquests und nimm die Welt nur als schön gestaltete Bühne wahr, auf der du weitestgehend unterbrechungsfrei und direkt von Story-Mission zu Story-Mission läufst/fährst. Das heißt... ist es blau auf der Karte: ignoriere es. Ist es golden auf der Karte, aber dann nur eine Fixer-Mission: ignoriere es auch. Und ja, als ich das dann nach so etwa 12-15 Spielstunden so konsequent umgesetzt habe (und anderweitige Mapmarker wirklich nur noch besucht habe, um mal etwas Geld zu machen, wenn ich gerade in der Nähe war) hat das Spiel eine Menge mehr Spaß gemacht als vorher.
Und wer weiß, hätte ich so von Beginn an gespielt, wäre mir die extrem brüchige Fassade im Spiel vermutlich sogar erst sehr viel später aufgefallen und der OpenWorld-Aspekt des Spiels, den ich in seiner Umsetzung persönlich für einen der Schlechtesten der letzten 10 Jahre (mindestens) halte, hätte mich vermutlich weit weniger gestört.

Ohne Bugs wäre es für mich also in etwa eine 8/10 gewesen... mit den aktuellen Bugs, die ich nun leider erleben musste, ist es eher eine 6/10... treffen wir uns also in der Mitte und machen ne 7/10 mit Tendenz zur 8/10, also ne 75% drauß, denn die Bugs werden behoben werden, die Probleme des (gefühlt unfertigen) Spieldesigns vermutlich eher nicht. Wer hätte gedacht, dass "Style Over Substance" in vielen Punkten nicht nur ein Motto IM GAME, sondern eben auch DES GAMES wird.
Zuletzt geändert von NewRaven am 23.12.2020 18:43, insgesamt 8-mal geändert.
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JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern »

Absolut oberflächlicher Test und inhaltlich einfach nicht wahr. Das Spiel ist ein Story-Adventure wie Uncharted und in keiner Weise ein RPG. Selbst CDPR hat mittlerweile den RPG Tag entfernt und nennt das Spiel selbst nicht mehr so.

Es gibt absolut überhaupt nichts von Konsequenz zu entscheiden. Nichts. Romanzen sind ein absoluter Witz. Alles ist völlig anders als versprochen, darüber gibt es dutzende Youtube Videos. Schade, dass dies hier nicht auffiel.

Ja, die Story macht bis zur letzten Mission Spaß und ist toll inszeniert, aber am Ende eben bedeutungslos, da ich GAR NICHTS ändere und die Main Quest:

Spoiler für alle Enden:
Spoiler
Show
"Rette Dein Leben" ist nicht schaffbar. Das ist wie ein Mass Effect in dem es KEINEN Weg gibt die Reaper aufzuhalten. Ein Dragon Age in dem es KEINEN Weg gibt den Darkspawn aufzuhalten. Das ist nihilistisch und witzlos. Es gibt KEIN Ende in dem ich einfach ein cooler Runner bin, der seine Solo Phantasie befriedigt. Entscheide ich, dass ich die wertlosen Avocados in der letzten Mission opfern möchte, versteht das Spiel das so, dass ich in deren Familie aufgenommen werde, weil NULL Entscheidung von mir relevant ist. Gehe ich mit Johnny rein, bin ich gelockt in die Entscheidung suizidal zu sein, obwohl ich noch 6 Monate Zeit habe meinen "Live fast, die young, look good while doing it." auszuleben.
Kurz gesagt, dass Spiel hat genauso viele Bedeutende Entscheidungen wie Uncharted 4. Es ist ein toll inszenierter Kinofilm, mit doofem Ende und wonky Gameplay ohne jedes Balancing. Das mit 90% zu bewerten ist schon dreiste Täuschung. Die Liste der gebrochenen Versprechen ist um die 40 Elemente lang, ich meine es gibt 60 minütige Videos dazu zu hauf.

Das Spiel ist in seiner Story eine völlig lineare Bevormundung von der ersten Minute bis zur letzten. Selbst die schlechten Telltale Spiele haben WEITAUS verzweigtere Handlungsstränge und weitaus bedeutendere Entscheidungen.

Und das sage ich, obwohl ich die Präsentation der Story, die Kulisse, die abgöttlich gute Musik, das Grafik- und Charakterdesign absolut top finde. Es gibt hier nur absolut 0 RPG zu finden. Jeder Dating Simulator hat verzweigtere Gespräche mit größeren Konsequenzen meiner Antworten oder Taten.

Als interactive Movie bekommt es von mir 85% (ohne Bugs und einem Ende auf dem Niveau der vorherigen Story auch die 90%), als Rollenspiel kommt es nicht einmal auf 50%. Hier gibt es keine Rolle zu spielen, die ist völlig vorgegeben. Man kann das Geschmäckle eines Gespräches hier und da für die nächste Dialogzeile des NPCs verändern. Das wars.

Gute Nacht Night City, aber nach einem Playthrough gibt es hier absolut nichts mehr zu sehen oder erleben.
Ich höre mich gerne reden. Es ist eines meiner größten Vergnügen.
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aRkedos
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von aRkedos »

Naja Cyberpunk 2077 als "Interactive Movie" zu bezeichnen halte ich schon für harten Tobak. Dafür hat es dann doch viel zu viel Gameplay. Die Telltale-Werke fallen in diese Kategorie in meinen Augen. Oder Life is Strange etc.

Warum machen Leute für RPGs immer fest, dass man Entscheidungen mit Konsequenzen treffen muss? Das KANN ein Element sein. Muss es aber nicht. Zumal es gibt hier Entscheidungen die sich Auswirken. Gewisse Enden erreicht man z.B. nicht wenn man Gewisse Nebenquests nicht gemacht hat. Gut zugegeben: die Entscheidungen die wirklichen Einfluss auf den Ausgang haben sind nicht viele und verdichten sich zum Ende des Spiels. Davor haben nur gewisse Nebenquests und die Romanze noch ein wenig Einfluss.

Nicht mal in Pen & Paper Systemen hat man immer schwerwiegende Entscheidungen zu fällen. Viele Stories sind auch da eben recht Linear. Das Rollenspiel kommt dann häufig durch ein gewisses Schauspiel er Teilnehmer zu stande bzw. dadurch was sich in derem Kopf abspielt. Das funktioniert zumindest für mich auch in Computerspielen ganz gut.

Klar ist natürlich auch, dass man in Pen & Paper Spielen keine Begrenzungen hat die ein Computerspiel i.d.R. immer hat.

Ich gebe zu unter der Prämisse fallen sehr viele Spiele unter die Kategorie "Rollenspiel", aber gut Genres sind auch eben auch keine Naturgesetze sondern Konstrukte, welche der Beschreibung eines Objektes dienen.

Ich finde hier wird zuviel in Absoluten-Kategorien gedacht.

Also für mich geht Cyberpunk 2077 durchaus noch als RPG / Action-RPG durch. Ob der Hersteller irgendwelche Tags entfernt oder es im Marketing anders Kommuniziert, finde ich relativ belanglos an der Stelle.

Naja nach guten 87 Stunden (Main Story beendet, alle Sidequests durch, Karte leergefegt bis auf die Fahrzeuge) mal mein Eindruck des Spiels:

Ich bin wahrlich kein CD Projekt Red Fanboy. Die Witcher Reihe traf nicht meinen Geschmack. Den ersten Teil habe ich Durchgespielt, konnte mich aber nicht mit Geralt anfreunden und Fand die Dialoge unglaublich repetitiv (in meinen Augen wurde unglaublich viel Wiederholt und ich hatte immer das Gefühl, dass doch schon alles gesagt sei) und in die Länge gezogen (dieses Gefühl hatte ich bisher noch bei keinem einzigen RPG bzw. dialoglastigerem Spiel).

Gefreut habe ich mich auf Cyberpunk 2077 vor allem wegen des unverbrauchten Settings, da es nicht sehr viel Spiele im Cyberpunk setting gibt.

Ich finde CD Projekt Red hat sich extrem gut mit der Materie auseinandergesetzt. Das Spiel hat alle Elemente die für dieses Genre wichtig sind und diese Elemente sind sehr gut ausgeführt. Wenn ich da zum Beipiel an die dauernde Werbebeschallung für äußerst absurde Produkte denke, welche meistens hypersexualisiert ist, während sich draußen vor der Stadt die Müllberge Türmen, dann treffen die Entwickler damit ein sehr wichtigen Aspekt des Genres. Alles in Cyberpunk ist von überbordendem Konsum durchdrungen. Alles und eigentlich auch jeder ist Konsumier- oder Verwertbar.

Natürlich darf auch das Thema Kybernetik und Transhumanismus nicht fehlen, welches sehr schnell zu der Frage führt, was Menschein und Leben überhaupt bedeeuten. Gerade dieser Strang wird auch sehr gut in der Hauptstory verarbeitet in meinen Augen.

Natürlich dürfen hier die Megakonzerne nicht fehlen, welche das Leben der Bewohner vollständig durchdringen und die aufgrund ihrer Größe eben die Möglichkeit haben außerhalb gesetzlicher und moralischer Grenzen zu agieren. Gesetze scheinen hier eh nur noch lose Empfehlungen einer vergangenen Ära zu sein. Dazu passt dann auch, dass die Stadt im Grunde den Gangs gehört, welche den Konzernen hin und wieder auch gut zu pass kommen und mit diesen kooperieren. "Der eninfache Bürger" ist diesem Schauspiel schutzlos ausgeliefert.

Gut hier könnte man kritisieren, dass sich die Banden nicht aktiv im Spiel bekriegen, aber in meinen Augen ist das für so ein Spiel nicht wirklich notwendig.

Aber all das Zeig das CD Projekt Red hier viele viele Details reingebracht hat, welche zumindest für mich eine sehr glaubwürdige Spielwelt erzeugen. Ich muss nicht mit jeden zufälligen NPC reden können. Die One-Liner Reaktionen der normal umherlaufenden NPCs reichen in meinen Augen aus um den Eindruck der Lebendigkeit, welcher durch die o.g. Punkte entsteht aufrecht zu erhalten.

Großartig finde ich auch die Charaktere und die Entwicklung dieser. Vor allem Johnny Silverhand finde ich spitze. Am Anfang ist das einfach ein zynischer mürrischer Sack, der einem zuweilen sogar ein bißchen nervt. Aber gerade wenn man gewisse Nebenquestreihen macht und auch im Laufe der Hauptstory entwickelt sich Johnny und zeigt Facetten die man ihm zu beginn nicht zugetraut hätte.

Das Ende, welches ich gespielt habe fand ich auch sehr gelungen. Kein Happy End, aber es hat mich, eben auch aufgrund der Dynamik zwischen Johnny und V sehr mitgenommen und innerlich sehr brührt. Hier wurden auch noch mal viele Fäden und zentrale Fragen die das Genre des Cyberpunks in den Raum wirft in meinen Augen nochmal schön zusammengeführt (Frage nach dem Menschsein, Konsum, & Kapitalismuskritik, Aussichtslosigkeit etc.). In meinem Fall war es sogar versöhnlich.

Ein paar der Nebenquests fand ich wirklich fantastisch, vor allem jene, welche Johnny Silverhand mehr facetten seines Charakters zeigen lassen.

Gameplaymäßig ist das Spiel sicher nichts revolutionäres. Die Charakterentwicklung (auch das ist ein RPG Element, auch dies muss nicht zwingend da sein für ein RPG) fand ich allerdings Cool. Ich mag dieses Elder-Scrolls-Sytem bei dem man besser indem wird was man regelmäßig macht. Leider ist das Spiel zu leicht. Habe auf Schwer gespielt und einen Nahkampf-Build gespielt und konnte den Endkampf in wenigen Hieben beenden. Derzeit bin ich im zweiten Playthrough auf sehr schwer und naja, sehr viel schwerer finde ich es bisher nicht.

Mit der Street Credibility hätte man allerdings mehr machen können. Diesen globalen Ruf finde ich komisch. Hier hätte ich es cooler gefunden, wenn man sich vielleicht auch Gangs anschließen könnte, was dann vielleicht besonderes Gangequipment oder Autos oder oder bedeuten könnte. Oder man hätte hier die Lineare Story etwas weniger Linear an einer Stelle gestalten können. Aber gut seis drum. Ist okay so.

Die Bugs sind zwar ärgerlich, aber ich habe auf dem PC so gut wie keine Probleme gehabt. Für das Fiasko auf den Konsolen kassiert CD Projekt Red gerade absolut zu recht so richtige Breitseiten.

Inhaltlich muss ich aber sagen, dass ich die 90% von 4Players schon nachvollziehen kann. Ich hoffe, dass das Spiel mit den kommenden Patches auch technisch aus dem Quark kommt.

Ich selber hätte jetzt insgesamt eine 8.7/10 gegeben. Aber das sind am Ende eben nur zahlen. Ich finde 4Players Ansatz der Subjektiven Tests hier völlig richtig und man merkt bei Tests von Jörg auch eben, dass er auch literarische Backgrounds zu Themen kennt und sich mit dem Spiel als Kunstwerk auseinander setzt und seine Tests deutlich über ein Dumpfes (was scheinbar aber auch viele Leute leider haben wollen) "Spiel gut, Grafik gut, Story okay, Insgesamt gut" hinausgeht. Ich wünschte alle Tests wären so.

Viele Grüße

aRkedos
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dx1
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von dx1 »

aRkedos hat geschrieben: 23.12.2020 19:56 […]
Das ist ja quasi ein Lesertest. https://www.4players.de/4players.php/ga ... _2077.html

Als Du am Anfang begründet hast, warum es für Dich auch ein RPG ist, dachte ich: "Gleich steht da 'westliches JRPG mit Echtzeitkämpfen.'" Nun hab ich es geschrieben.

Danke für Deinen Beitrag, der mal was anderes ist als die vielen fast gleich lautenden Beiträge quer durch die CP2077-Threads, in denen sich zwei Fraktionen in einer Dialog-Schleife zu befinden scheinen.
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NewRaven
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NewRaven »

Vielen Dank für die Mühe und das Review :)

Ich versuch das mal zu beantworten - auch weil ich selbst mich hier im Thread ja bereits das ein oder andere Mal (sorry, dx1) zum Begriff RPG (da aber eher im Vergleich zu anderen Titeln, nicht zur reinen "Definition") geäußert habe.
aRkedos hat geschrieben: 23.12.2020 19:56
Warum machen Leute für RPGs immer fest, dass man Entscheidungen mit Konsequenzen treffen muss? Das KANN ein Element sein. Muss es aber nicht. Zumal es gibt hier Entscheidungen die sich Auswirken. Gewisse Enden erreicht man z.B. nicht wenn man Gewisse Nebenquests nicht gemacht hat.
Naja, aber das ist ja dann keine Entscheidung im Spiel... keine Entscheidung, die der Spielcharakter in seiner von mir interpretierten Rolle trifft... das ist eine Entscheidung des Spielers unabhängig von jeglichem Bezug zum Spielcharakter, ob der den Kram nun erledigt oder nicht und die ist genreübergreifend in jedem Spiel irgendwo Bestandteil. Wenn ich als Spieler entscheiden kann, ob ich mit Mario nun einem Goomba auf den Kopf springe oder über ihn springe, ist das zwar natürlich eine Entscheidung, ggf. sogar eine mit Konsequenzen, die jetzt aber nicht wirklich den Rollenspielanteil in Super Mario Bros erhöht, weil sie losgelöst vom Spielcharakter und seiner Rolle im Spiel getroffen wurde. Und ja, du hast zweifelsfrei recht, wenn du sagst, dass ein Konstrukt aus Entscheidungen und Konsequenzen nur ein möglicher Bestandteil eines RPGs ist.

Das Problem, was ich hier sehe - und warum ich selbst den Titel nicht zuerst in die RPG-Schublade schieben würde - ist, dass eben auch die anderen Aspekte eines Rollenspiels, meiner Meinung nach ziemlich unterentwickelt sind (wenn auch nicht so unterentwickelt wie die Open... ach, lassen wir das :D )... ich habe beispielsweise wenig Einfluss auf das Verhalten oder die Reaktion meiner V... V bleibt immer gleich, es gibt in der Rolle nicht wirklich oft eine Möglichkeit, etwas zu individualisieren. Ich habe nicht die Optionen, meine V jederzeit "gutherzig", "rachsüchtig" oder sonstwie auf mein Gegenüber reagieren zu lassen und dann idealerweise noch eine passende Gegenreaktion zu erhalten... meist (nicht immer!) gibt es exakt eine vorgegebene Art auf etwas zu reagieren und das wars. Und die ist nicht einmal konsistent über das gesamte Spiel. Ich - und das hab ich glaub ich so schonmal geschrieben - spiele also die Rolle von V nicht selbst, ich folge ihrer recht starr vorgegebenen Rolle. Ich habe keinen Einfluss auf diese "Rolle" - oder nur extrem selten - nicht einmal oberflächlich. Hier sind dann Vergleiche zu einer modernen Lara Croft, einem Solid Snake oder jedem anderen Action-Adventure meiner Meinung nach naheliegender, als die mit anderen RPGs - inkl. Geralt aus The Witcher, weil es selbst bei dieser vorgefertigten Figur noch mehr Optionen gab, ihre "Art" zu beeinflussen.

Wenig "reaktive" Spielwelt auf meine Entscheidungen - bzw. die seltene Option, überhaupt welche aus Augen der Spielfigur treffen zu können und wenig Individualisierung bei der Persönlichkeit meines Charakters sind dann zumindest schonmal zwei wichtige RPG-Elemente, die meiner Meinung nach weitgehend außen vor bleiben.

Bleibt halt als wirklicher Rollenspiel-Aspekt aus meiner Sicht noch die Charakterentwicklung samt Ausrüstung und Stats, die Skill-Checks in der Spielwelt und die Möglichkeiten, diese erworbenen Skills mittels unterschiedlichen Spielstilen während der Missionen einzusetzen. Das mag für den ein oder anderen ausreichen, allerdings sind diese Punkte mittlerweile in so vielen Spielen verwurstet, dass ich mich hier schwer tun würde, deshalb allein den RPG-Stempel auszupacken und nicht einfach das meiner Meinung nach passendere "OpenWorld Action-Adventure mit RPG-Elementen" draufzupappen. Aber das ist - und da bin ich bei dir - nicht wirklich eine gute Diskussionsgrundlage, weil die Genre-Grenzen fließend sind und "RPG" eh immer auch ein Stück weit Definitionssache ist (wir brauchen ja hier wirklich nur JRPGs zu nehmen, wo keiner der von mir genannten Punkte meist große Relevanz hat - und die Spiele trotzdem RPGs sind). Und weils letztlich, egal wie das Genre nun heißt, das Spiel ja nicht verändert. Für mich beinhaltet (W)RPG in erster Linie eine Art von erzählerischem Einfluss innerhalb des Spiels(!) auf etwas innerhalb des Spiels(!), sei es nun die Stories/Quests, sei es auf die Persönlichkeit meines Charakters, sei es auf die Spielwelt - und daran mangelt es in CP meiner Meinung nach sehr weitestgehend. Es hakt für mich hier einfach persönlich "zu wenige Haken" ab - selbst im Vergleich zu TW3, aber das kann jemand anderes natürlich ganz anders sehen. Ich wüsste zumindest ebenfalls nicht wirklich, wohin eine Diskussion darüber ob CP2077 nun "wirklich" ein RPG ist, führen sollte.
Zuletzt geändert von NewRaven am 24.12.2020 17:41, insgesamt 11-mal geändert.
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dx1
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von dx1 »

NewRaven hat geschrieben: 23.12.2020 21:43 Ich versuch das mal zu beantworten - auch weil ich selbst mich hier im Thread ja bereits das ein oder andere Mal (sorry, dx1) zum Begriff RPG (da aber eher im Vergleich zu anderen Titeln, nicht zur reinen "Definition") geäußert habe.
Kein Grund, mich um Entschuldigung zu bitten. Ich meinte andere
Wiederholungen des Gleichen
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Aber die Bugs, aber die Lügen, aber die Marktkapitalisierung im Vergleich zu größeren Publishern, aber nur auf alten Plastekonsolen, aber nur ein bisschen, aber Aktienkurs mal ausgegebene Aktien …
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NoCrySoN »

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Usul
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von Usul »

JuJuManiac hat geschrieben: 23.12.2020 17:07 Absolut oberflächlicher Test und inhaltlich einfach nicht wahr. Das Spiel ist ein Story-Adventure wie Uncharted und in keiner Weise ein RPG. Selbst CDPR hat mittlerweile den RPG Tag entfernt und nennt das Spiel selbst nicht mehr so.
Was meinst du, warum sie das gemacht haben? Weil sie nach all den Jahren Entwicklung auf einmal der Meinung sind, daß das kein Rollenspiel ist? Oder weil sie es leid sind, daß ihnen im Internet viele Leute mit Nachdruck klarmachen wollen, daß es kein Rollenspiel ist?
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NewRaven
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NewRaven »

Usul hat geschrieben: 24.12.2020 02:49 Was meinst du, warum sie das gemacht haben? Weil sie nach all den Jahren Entwicklung auf einmal der Meinung sind, daß das kein Rollenspiel ist? Oder weil sie es leid sind, daß ihnen im Internet viele Leute mit Nachdruck klarmachen wollen, daß es kein Rollenspiel ist?
Fairerweise muss man sagen, sie haben das Ding in Promo-Material schon seit über 2 Jahren vorwiegend entweder Open-World Action-Adventure oder Open-World Action-Game genannt... da konnte das Internet noch nicht drüber philosophieren, wie viel Rollenspiel da nun drin steckt. Die Entscheidung wird also vermutlich andere Gründe haben, auch wenn die Vermutung natürlich grundsätzlich ebenso nicht unbedingt von der Hand zu weisen wäre, vor allem, weil auch Fallout 4 und eben insbesondere auch The Witcher 3 sich diese Diskussionen ebenfalls gefallen lassen mussten. Und wenn ich mich recht entsinne, sogar jeder Elder Scrolls-Teil ab Oblivion. :mrgreen:

Übrigens, PSA: Wem es noch nicht aufgefallen ist, Patch 1.0.6 wurde veröffentlicht und soll u.a. das Savegame-Dateingrößenlimit entfernen und damit die Gefahr, sich künftig noch Spielstände zu schrotten, beseitigen. (PC)
Zuletzt geändert von NewRaven am 24.12.2020 03:36, insgesamt 5-mal geändert.
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JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von JuJuManiac - Angewidert von den 4P Eigentümern »

Also ich habe Cyberpunk seit seiner Ankündigung verfolgt. Ich habe dabei nicht jedes Promo Material gesehen, oder mir da alle Clips und Präsentationen angeguckt, aber diese Versprechen waren meines Erachtens bis zum Release da:

"Du schreibst Deine Geschichte. Die Welt verändert sich durch Deine Entscheidungen. Romanzen haben Bedeutung. Werde Legende in Night City."

Davon ist gar nichts wahr. Man merkt, dass die Entwickler das Spiel liebten, aber im Endeffekt nur 40% davon enthalten ist, was da sein müsste, um in die Nähe der Versprechen zu kommen.

Das ist was übrig ist (heftige Spoiler zum Spielende):
Spoiler
Show
Deine Geschichte: Du stirbst, halt das auf. Bätsch, geht nicht. Leer.
Die Welt: Ist zum Spielstart EXAKT dieselbe wie zum Spielende. Leer.
Bedeutende Romanzen: One Night Stand, dann wird man geghosted. Leer.
Legende: Gebrochen lebt man seine letzten 6 Monate mit Trailer Trash Hobos aus, die einem die ganze Zeit das Ohr vollweinen und Babysitting brauchen. Man ist ein Programm in einer Datenbank. Johnny sagt nicht einmal Deiner Beziehung Bescheid, dass Du Dich heldenhaft für ihn geopfert hast. Du wirst suizidal. Das waren alle Enden, die möglich sind. Super leer.

Was unausweichlich mit Deinem Charakter passiert, ist auch dem Spiel passiert. Soulkiller hat es getötet.
Wie gesagt, die 40% lassen merken was da für ein Potential war, das beste Spiel des Jahrzehnts zu werden. Aber dadurch, dass alles so abrubt aufhört, und die Spielwelt in exakt dem Zustand verbleibt, den sie zum Spielstart hatte, macht sich die Story selbst bedeutungslos durch ihren post-modernen, nihilistischen Kern. Ich meistere Pen & Paper seit 25 Jahren mehrmals die Woche. Das billigste Storytelling überhaupt ist: Bätschi, hier kann man nix ändern. So etwas muss man vorher ankündigen, sonst sind die Spieler zurecht sauer. Ich habe nichts gegen eine Runde Cthulhu, wo vorher klar ist, dass man hier eigentlich nur das unvermeidliche hinauszögert. Aber ich habe etwas dagegen, wenn mir Cyberpunk versprochen wird und ich dann Cthulhu bekomme.

Da finde ich Naughty Dog fairer. Da war klar, dass TLOU2 eine nihilistischer Alptraum sein würde, die versucht den Spieler richtig mies fühlen zu lassen. Da konnte man die Finger von lassen, wenn man darauf keine Lust hat. CDPR hat seine Spielerbasis MASSIV belogen. Cyberpunk ist ein TLOU2, dass sich als etwas anderes ausgibt. Neon, Chrome und Style kann man hier am Ende nicht haben.
Ich höre mich gerne reden. Es ist eines meiner größten Vergnügen.
- Oscar Wilde
aRkedos
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von aRkedos »

Also in meinen Augen ist das Spiel vollständig. Also wenn CD Projekt Red solche Versprechungen macht, weckt das natürlich Erwartungen. Allerdings kenne ich so gut wie keine Spiele die einen seine eigene Geschichte Schreiben lassen und nicht genau daran scheitern. Gut aber vielleicht bin ich ja zu unkritisch, aber die Versprechungen von Entwicklern sind mir meistens egal. Ich kann ja letztlich nur das beobachten was da ist. Und das gefällt mir in Cyberpunk sehr.

Selbst viele klassische RPGs sind letztlich sehr Linear bieten aber ähnlich wie Cyberpunk 2077 verschiedene Enden. Es ändert sich letztlich der Verlauf wie man zum Ende kommt, aber oft weniger das Ende selbst. Gut zugegeben der Verlauf zum Ende ist in Cyberpunk immer recht ähnlich.

Da fällt mir gerade ein Punkt ein, welchen ich vergessen habe: die Musik! Erst einmal den Aufwand zu betreiben und für das Spiel von bekannten Bands unter anderem Namen extra Songs für das Spiel schreiben zu lassen und dann einzelne Songs auch noch so gut in die Handlung einzubauen. Da fällt mir der Samurai Song "Never Fade Away" ein. Dieser wurde bereits vor Release veröffentlicht und damals dachte ich nur, dass das ein guter Rocksong ist. Wenn man dann aber das Spiel spielt, den Song dort auch im Radio hört und man im Laufe der Handlung checkt worum es in dem Lied überhaupt geht und dann zum Ende kommt, hat dieser Song auf einmal so ein enormes Gewicht. Grandios. Ich muss zugeben, auf solche Details gehe ich sehr hart ab. Da möchte ich eigentlich sofort aufspringen und jubeln und schreien: "Meisterwerk!". Aber Cyberpunk 2077 hat schon natürlich auch einige Kritikwürdige Punkte.

Und Cyberpunk ist vollgepackt mit solchen Details. Sowas finde ich viel wichtiger als die "eigene" Geschichte zu schreiben. Solange die dann vorhandene Geschichte so ein hohes Niveau hat wie man es hier eben vorfindet. Zumindest empfinde ich das so.

Das einzige "Rollenspiel" was ich kenne, wo man wirklich "seine" Geschichte schreibt und was auch halbwegs, zumindest für mich funktioniert, ist Mount & Blade Warband (Bannerlord habe ich noch nicht gespielt). Aber solche Spiele sind oft auch harte Sandboxspiele die man auch mögen muss. Zumal diese in ihrer Präsentation auch oft sehr minimalistisch gehalten um genau diese Freiheiten zu ermöglichen. Hier spielt sich die Geschichte im eigenen Kopf ab. Darunter fallen eigentlich auch so gut wie alle 4X Games (z.B. Crusader Kings, Stellaris etc. pp.)..
Some Guy
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von Some Guy »

JuJuManiac hat geschrieben: 24.12.2020 08:58 Da finde ich Naughty Dog fairer. Da war klar, dass TLOU2 eine nihilistischer Alptraum sein würde, die versucht den Spieler richtig mies fühlen zu lassen. Da konnte man die Finger von lassen, wenn man darauf keine Lust hat. CDPR hat seine Spielerbasis MASSIV belogen. Cyberpunk ist ein TLOU2, dass sich als etwas anderes ausgibt. Neon, Chrome und Style kann man hier am Ende nicht haben.
Lässt sich finde ich drüber streiten.
Spoiler
Show
Klar, das 100% happy ending gibt es nicht. Aber wenn ich die Optionen so überschlage haben wir:

1. Man bringt sich direkt selbst um, um nicht andere Leben zu gefährden
2. Man lässt Johnny den Körper haben und wird selbst im virtuellen Raum "unsterblich"
3. Man behält den Körper und kann mindestens noch längere Zeit damit ohne Einfluss von Johnny nach eigenem Ermessen leben. Für mich war beim Nomad-Ending auch offen, ob nicht vielleicht doch noch Maßnahmen gefunden werden das zu verlängern so optimistisch wie das Ende aufbereitet wurde
4. Man lässt Arasaka seine Seele speichern um dann potenziell in der Zukunft in einem gesunden Körper wiederbelebt zu werden

Meiner Meinung nach ist damit eine ganz schöne realistische Palette abgedeckt, das 100% Blümchenende für absolut jedermann wäre mir für das Setting auch zu viel gewesen und hätte damit vor allem jedes andere Ende zunichte gemacht weil jeder nur den Regenbogenpfad gehen will (alles andere ist ja mit spielerischem Versagen gleichzusetzen).
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NoCrySoN
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NoCrySoN »

Ich wundere mich ja sowieso, dass das Spiel abseits der ganzen Bugs, egal welche Plattform, hier so extrem schlecht ankommt.

Gefühlt sind aber auch nur die hier enttäuscht, welche die Werbung für voll genommen und den heiligen Gral erwartet haben oder? Aber hier debattieren ja eh nur eine handvoll Spieler.

Apropo RPG. Ich verweise da gerne mal auf Herr Luibl's Kolumne: Das Phänomen Rollenspiel

https://www.4players.de/4players.php/ko ... spiel.html

Ein Auszug:

Es ist die anspruchsvollste, anfälligste und heiligste aller virtuellen Disziplinen, die so viele Fragen offen lässt. Was macht bloß ein richtiges Rollenspiel aus? Held oder Party? Runde oder Echtzeit? Attribute oder Talente? Levelsystem oder Training? Offene, halb-offene oder modulare Welt? Zehn oder hundert Stunden Spielzeit? Fantasy, Endzeit oder Science-Fiction? Ehrlich gesagt: Ist alles vollkommen egal! Das sind nur Gerüste, man kann aus allem ein klasse Abenteuer machen oder versagen.

Vielleicht sollte man besser fragen, was aktuellen Rollenspielen fehlt? Was wurde bisher nicht oder zu selten geleistet? Aus der Sicht eines Spieletesters und Kohlenbeißers ist das ganz klar: Sorgfältige Regie! Also der Blick für die kleinen Dinge, die einfachen Momente, die eine Szene! Bevor man ein 100-Stunden-Epos mit drei Kontinenten und achtzehn Völkern entwickelt, sollte man mit einem markanten Dialog, einem ausstaffierten Raum oder einem spannenden Kampf überzeugen. Ich vermisse die totale Hingabe an eine Szene, die für eine knisternde Atmosphäre sorgen kann.


Willkommen bei Cyberpunk 2077.
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IEP
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von IEP »

Ich bin in einem Sodium-freien Cyberpunk Subreddit und habe dort ziemlich viel Spaß, da in diesem auch nur Leute sind, die das Spiel gut finden und sich nicht über Dinge beschweren, die es nicht gibt.

Ist wohl ein Vorteil, wenn man sich seit Jahren keinen Trailer oder anderes Material angeschaut hat. So wurde ich weder gespoilert, noch wurden mir irgendwelche Sachen versprochen, die am Ende nicht so im Spiel waren.


Ich stimme übrigens zu: Es ist ein Rollenspiel. Und ich bin für die paar positiven Ausblicke hier immer wieder dankbar. Kritik in allen Ehren, aber ständig immer wieder das gleiche zu lesen hat mir zwischenzeitlich den Thread mal wieder vergällt.


Momentan mache ich eine kurze Pause, bin aber immer noch am Nebenmissionen machen, die nach wie vor zum Großteil sehr gut geschrieben und inszeniert sind.
Paar Nebenquests angerissen
Show
Das letzte was ich gemacht hatte war diese Missionskette mit Panam, in der man den Panzer klaut und später testet. Das war meiner Meinung nach einfach super. Und ehrlich gesagt hätte ich bei der "Kopplung" der Geister zwischen Panam und V das gleiche gemacht, wie die beiden :ugly: - lädt doch zum Experimentieren ein, so ein geteiltes Fühlen. So stelle ich mir gute Cyberpunk-Details vor.

Ansonsten hatte ich noch die Delamain-Quest und die Quest mit dem Polizisten, dessen Namen mir gerade im Fresskoma entfallen ist gemacht. Fand ich auch beides klasse. Letzere war einfach nur heftig!
Muss demnächst mal die Hauptstory weitermachen.
Zuletzt geändert von IEP am 24.12.2020 22:57, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Cyberpunk 2077 - Test

Beitrag von NewRaven »

NoCrySoN hat geschrieben: 24.12.2020 22:32 Gefühlt sind aber auch nur die hier enttäuscht, welche die Werbung für voll genommen und den heiligen Gral erwartet haben oder? Aber hier debattieren ja eh nur eine handvoll Spieler.
Jein. Ich habe, bis auf einen kleineren Teil des ersten Night City Wire fast gar keine großen oder kleinen Ankündigungen oder sonstwas vor Release gelesen - abseits von ein paar Headlines in Spielemedien, denen ich letztlich nicht wirklich entkommen konnte, noch mich in Cyberpunks Social-Media-Kanälen oder in Regionen, wo Infos gebündelt gesammelt werden (wie eben der offizielle Reddit) vor Release rumgetrieben.

Ich wurde also in den Aspekten, in denen ich vom Spiel enttäuscht bin, ganz allein vom Spiel selbst enttäuscht und hab mich erst genau deshalb dann hinterher informiert, warum die Dinge so sind, wie sie sind. Und war dann in jenen Aspekten zugegeben meist noch mehr enttäuscht.
Sagen wir es so: ich hab ne stinknormale, gewöhnliche Wohnung erwartet, hab in den betreffenden Punkten* aber nur eine halb-unterkellerte Abstellkammer mit Wasserschaden vorgefunden, mich darüber gewundert und dann gelesen, dass CDPR eigentlich ein Luxus-Penthouse versprochen hatte. Und ja, das hab ich zugegeben nicht sehr wohlwollend aufgenommen.

Wobei man hier sagen muss: quasi ALLE meine Probleme (*), die ich mit dem Titel habe, quasi alle "Enttäuschung" für mich, hängt auf die ein oder andere Art mit der KI zusammen - zieht sich aber eben über mehrere Spielelemente. Alles andere... geht schon mindestens irgendwie klar oder ist sogar richtig gut, weil meine Erwartungen eben auch eher ein "modernes Deus Ex (Gameplay) meets GTA 5 (OpenWorld-Aspekte wie die Glaubwürdigkeit) meets The Witcher 3 (Story- Charakter-, Questdesign)" waren und nicht "das tiefgründigste, freiste Rollenspiel, dass die Welt je gesehen hat".
Bekommen hab ich leider ein Deus Ex (MD) mit "etwas" (ziemlich...) dümmlichen Feinden und statt GTA 5 eher GTA 3, was die "Weltsimulation" angeht... aber zumindest der Witcher-Anteil weiß mehr zu überzeugen, als ich erhofft hatte. Ich bin also zufrieden, obwohl da mehr Luft nach oben ist, als ich mir gewünscht hätte.

NoCrySoN hat geschrieben: 24.12.2020 22:32 Apropo RPG. Ich verweise da gerne mal auf Herr Luibl's Kolumne: Das Phänomen Rollenspiel
...
Willkommen bei Cyberpunk 2077.
Naja, ohne dir im Fazit groß widersprechen zu wollen (denn wir hatten ja bereits: RPG ist für jeden irgendwie was anderes und es spielt letztlich auch überhaupt keine wirkliche Rolle, wie das Genre nun heißt), aber da steht explizit nicht, dass "markante Dialoge" (übrigens, jedes TWD von Telltale hat wohl markantere Dialoge - und ist deshalb trotzdem kein RPG) oder "spannende Kämpfe" (ein MGS:V hat eine sehr ähnliche Herangehensweise an die Kämpfe, kann selbige Dank vernünftiger KI weit spannender gestalten - und ist deshalb trotzdem kein RPG) "Risse" im "Gerüst" flicken können. Diese Dinge da, dass sind Dinge, die ein RPG zu einem besseren RPG machen... es sind aber alleinstehend keine Dinge, die ein Spiel zu einem RPG machen. Dafür braucht es eben schon das Gerüst selbst.

Abgesehen davon ist es aufgrund des Problems der Sache ja sogar eigentlich völlig normal, dass auch Jörg eine andere Definition von einem (guten) Rollenspiel hat, als eben beispielsweise JuJuManiac. Nur bringt uns das eben am Ende kein Stück weiter. Du hältst es für ein Rollenspiel, CDPR hält es für ein Action-Adventure, ich halte es für ein Action-Adventure-mit-Rollenspielaspekten, JuJuManiac hält es für kein Rollenspiel - für keinen von uns macht das am Ende den Titel besser oder schlechter und es gibt quasi keine wirkliche Chance, dass wir hier alle auf einem punktgenau gemeinsamen Nenner kommen :mrgreen:
Zuletzt geändert von NewRaven am 25.12.2020 16:42, insgesamt 20-mal geändert.
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