Danilot hat geschrieben: ↑25.11.2019 16:58
Gesichtselfmeter hat geschrieben: ↑25.11.2019 16:34
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Wenn ich bedenke, dass es noch Leute gab, die krampfhaft versucht haben ME:Andromeda zu verteidigen...die Japanerin mal ausgenommen, sind die schlechtesten Sequenzen in DS immer noch bei Weitem besser als die Glanzstunden eines ME:A und auch ein Witcher 3 sieht jetzt schon stellenweise arg hölzern daneben aus.
The Witcher 3 ist wie alt? 5 Jahre?
Was die Qualität der Animationen betrifft gebe ich dir recht, was die Dialoge betrifft ist The Witcher 3 eine andere Liga im Vergleich mit DS - auch wenn es dort natürlich Gutes gibt. Im Hexer wird zwar auch viel Information in Unterhaltungen geprügelt, aber zudem gibt es in diesem 100 Stunden Game großartige, natürliche Dialoge: Der Rote Baron, Yennefer, Triss, die Begegnung mit dem Hexer von der Katzenschule, die Gespräche mit Emhyr var Emreis oder Dijkstra.
Naja MGSV ist genauso alt und sieht in den Paar guten Cutscenes, die es hat, viel natürlicher + hochwertiger und hat einfach einen markanten "Stil" -die Reihe hatte aber auch nie einen Schwerpunkt auf Dialogen, sondern auf Inszenierung.
Eine (objektive) Qualität der Dialoge bedeutet mir persönlich nicht so viel. Gute Dialoge können Belanglosigkeiten interessant machen (Pulp Fiction, Seinfeld), aber gute Dialoge bedeuten nicht zwingend eine gute Story. Es gibt Filme ohne großartig Dialoge, die als Meisterwerke gelten (2001) .Im Falle von Witcher 3 ist meine Liebe für Fantasy dann doch arg strapaziert, weil das Spiel sehr schnell ins Klischee abdriftet bzw. sein eigenes Klischee wird. Bin eher Fan von minimalistischer Fantasy als von Fantasy-Operetten mit ihren zu deutlichen Verweisen auf die Fantasy-Tradition (krieg sofort Plaque, wenn ich Elfen und Zwerge sehe). Ich fand die Welt, die mir in Witcher 3 präsentiert wird dann halt ab einem gewissen Punkt genauso unglaubwürdig, wie ein Super-Soldat, der sich in Kartons versteckt. Da helfen auch keine tollen Dialoge.
Mein Lieblingsfantasy-Film ist Excalibur, der lustigerweise fast Kojima-esque Dialoge hat. Da die Schauspieler fast alle einen Theater-Background hatten und die Dialoge so völlig überzogen waren, waren sie für mich selbst damals als Teenager so faszinierend und es entsprach eher meiner Vorstellung wie Leute in alten Zeiten wohl gesprochen haben, wohingegen ein Witcher 3 einfach zu modern klang.
RDR2 ist vielleicht die Benchmark für Dialoge in Videospielen, hat mir am Ende nichts gebracht, weil das Komplettpaket Geschichte am Ende komplett hanebüchen und platt war. Unterhaltsam und authentisch, ja, aber ich habe über keine Szene aufm Klo nachgedacht und für dem emotionalen Impact war ich schlicht zu rational.
Jeder setzt seine Schwerpunkte bei der Evaluation von "Story" und definiert diese entsprechend subjektiv. Bei der Story-Diskussion unter Gamern beobachte ich oft, dass da viele so argumentieren, als hätten Sie Germanistik/Anglistik/Filmwissenschaft/etc. studiert und könnten jetzt per Handbuch jede Videospiel-Story auf Herz und Nieren untersuchen. Nur um es noch einmal zu betonen: writing ist ein sehr dehnbarer Begriff und es ist dabei schon witzig, dass wir alle das englische Wort benutzen. Dialoge können in Ihrer Art und Weise in verschiedenen Kontexten komplett anders gewertet werden. Hatte ich schon vor etlichen Seiten gesagt: wenn Du heute als sagen wir 15-jähriger zum ersten Mal einen Film aus den 50er Jahren schaust, könntest Du dich auch dazu hinreissen lassen, die Dialoge als schlecht zu bezeichnen, weil die Art und Weise des für die Zeit üblichen Schauspiels inklusive Sprechweise einfach anders und teilweise befremdlich ist. Ist das gleiche, wenn Du Filme abseits Hollywood und Europa guckst. Oldboy hatte auch ein Paar debile Dialoge, wird trotzdem als Kult-Film im Westen gefeiert. Da weiß man auch nie, wie sehr die Übersetzung aus einer anderen Sprache und aus einem anderen Kulturraum das Bild verfärbt. Es wäre ja auch fast unmöglich für selbst den besten aktuellen Schauspieler Peter O'Tooles Rolle in Lawrence von Arabien 1:1 zu emulieren und umgekehrt würde das auch nicht gehen.
Kojima hat natürlich noch das zusätzliche Problem, dass er anscheinend nur sehr schlecht Englisch spricht - er bedient ungefähr zur Hälfte den westlichen Kulturraum zur anderen Hälfte halt Japan. Sein Blick auf den Westen ist aber quasi der durch ein Hollywood-Fernrohr aus seiner Jugend. Natürlich kommt da am Ende etwas oft bizarr Anmutendes raus. Einige lieben aber genau dieses Kultur-Frankensteinmonster. Ich will zumindest nicht, dass Kojima CDPR, Rockstar oder ND Dialoge macht, denn das würde seinen Stil verwaschen. Stattdessen soll er einfach das Fett vom Fleisch schneiden und die tatsächlich nicht funktionierenden Stellen cutten (Hallo Atelier-Quest). Er braucht keinen Writer, sondern einen Editor/Cutter an seiner Seite.