Mindflare hat geschrieben:IEP hat geschrieben:
Ich würde mich natürlich freuen, wenn jemand einen Pro-Text zum Spiel in gleicher Qualität verfasst, damit man die mal gegenüberstellen kann. Aber da kommt ja leider nur immer wieder "mir gefälts aber" und ähnliche Phrasen. Der Spaß sei jedem ungenommen! Toll wäre trotzdem mal ein Text, der das auch Skeptikern wie mir deutlich macht.
Mir gefällts aber!
Naja, ich mach mir mal die Mühe und kopiere mein (vorläufiges) Fazit aus einem anderen Thread, nach etwa 15h Spielzeit:
Mein vorläufiges Fazit:
Ich habe keine Ahnung welches Spiel 4players gespielt hat...Risen offenbar nicht. Das Spiel ist (nach den etwas unbeholfen wirkenden ersten 30 Spielminuten) absolut toll und atmosphärisch; vieles erinnert an Gothic 2, G1 und DNDR, ohne dass ich den Eindruck habe, es wäre wirklich kopiert worden (ok es gibt wieder ein Sumpflager, wieder Tempelruinen, wieder eine Hafenstadt und wieder einen Bauernhof zum Korn sammeln...aber die Atmosphäre dort ist eine völlig andere).
Darüber hinaus ist es einfach schön mal wieder Angst haben zu müssen wenn man vom Weg abgerät oder in eine dunkle Höhle hinabsteigt..denn die Monster sind wirklich eine Bedrohung und es lauern immer wieder fiese Überraschungen in entlegenen Winkeln (aber auch besondere Belohnungen). Man merkt mit wieviel Spaß die Entwickler die Welt designt und bevölkert haben..seit G2 habe ich nichts vergleichbares mehr erlebt.
Das Kampfsystem funktioniert sehr gut und erinnert an das von Gothic 2, nur dass es einige neue taktische Tücken wie den Ausweichsprung gibt. Die Gegner stehen auch nicht Schlange wie in G3 sondern greifen abwechselnd an, so dass ein Wolfsrudel sich auch wie ein Wolfsrudel anfühlt und dementsprechend gefährlich ist. Der Kampf gegen Menschen ist besonders fordernd und fühlt sich echt an..klasse. Die Mischung aus Action, Taktik, Positionierung und Timing ist für mich tausendmal spannender als das unbeholfene Schwertgewatsche aus Oblivion oder die rhytmische Klickerei aus The Witcher.
Nächster Pluspunkt sind die Dialoge. Hier habe ich das Gefühl dass man sich gegenüber G2 sogar noch gesteigert hat...man kann wieder recht lange palavern und es gibt in den bewohnten Gebieten auch immer deutlich mehr named NPCs als Ambient-Personen wodurch die Unpersönlichkeit von Gothic 3 vermieden wird. Dazu kommt der nette, trockene Humor der sich durch jedes Gespräch zieht, aber auch nicht so aufgesetzt wirkt wie in G3. Ob man den unglaublich wortkargen Ricardo mit seiner Tumbheit aufzieht, den arroganten Brogar beleidigt oder sich vom Oger Ukkos eine Geschichte erzählen lässt...es gibt viel zu lachen und man muss sich diesmal auch nicht sorgen dass das Gespräch nach 4-5 Sätzen vorbei ist..im Gegenteil, bei manchen NPCs wird man mit Gesprächsoptionen geradezu überschwemmt...manches mal habe ich neugeladen nur um auch mal die anderen Optionen auszuprobieren...und hin und wieder dafür auch aufs Maul gekriegt.
Bei der Figurenzeichnung wird zwar kein Biowareniveau erreicht, aber die Charaktere sind auch nicht bloße Stereotype...jede Figur hat ihre eigenen Bedürfnisse, ihre eigene Meinung, ihre eigene Art....an manche wird man sich noch Monate nach dem spielen zurückerinnern.
Grafik und Sound: hier setzt PB in meinen Augen neue Maßstäbe im Rollenspielgenre. Die Figuren und ihre Gesprächsanimationen können zwar nicht ansatzweise mit denen eines Mass Effects mithalten, sind aber auch nicht so veraltet wie man meinen könnte. Lediglich die Augen wirken bei allen etwas starr. Witzig auch dass manche NPCs tatsächlich aus G2 impotiert und etwas aufpoliert worden zu sein scheinen...Domingo ist z.B. einer der Baals mit Hakennase aus Gothic 1 und sogar der alte Namenlose ist mit von der Partie...allerdings ohne Zopf. Vllt ein Easteregg, oder einfach zeitmangel...mir gefällt es jedenfalls.
Dennoch gibt es etwas zu wenig Vielfalt, besonders Neil begegnet einem wirklich an jeder Ecke (und immer unter anderem Namen). Das ist weniger schlimm als bei The Witcher (wo teilweise 4-5 Klone nebeneinanderstanden), aber es fällt schon auf.
Ansonsten gibts grafisch nichts zu bemängeln; die Natur ist auch auf mittleren Einstellungen wunderschön, die Weitsicht endlos (allerdings matschen die Bäume recht früh) und die Lichtregie einfach brilliant. Keine Morgendämmerung gleicht der anderen, sogar Wolkenformationen verändern sich und man kann sehen wie sich am Horizont Stürme zusammenbrauen. Das ist in meinen Augen fast schon revolutionär und gibt der Welt eine bisher unerreichte Glaubwürdigkeit. Wer genau hinsieht erkennt auch riesige Vogelschwärme, Schmetterlinge, Fliegen die um Schweinescheisse oder Leichen kreisen...das alles sorgt dafür dass die Welt lebendig wirkt. Sie atmet.
Sehr gelungen auch der Sound, weiss nicht was Jörg Luibl daran so langweilig fand. Überall summt, brummt, gluckert, grummelt, brummelt, tropft, zirpt, zwitschert oder rauscht es; die Monstersounds sind angemessen und man wirklich das Gefühl über eine lebende Insel zu marschieren.
Ihr übriges tut auch die Musik, die wieder sehr liebevoll gestaltet wurde und sich nie in den Vordergrund drängt. Ob Banditenlager, Sumpf, Hafenstadt, Vulkanfestung, dunke Höhle oder Tempel...jede Location hat ihre eigene Musik (die auch vom Tag/Nachtwechsel beeinflusst wird) und die meisten der Tracks sind auf allerhöchstem Niveau und passen wie die Faust aufs Auge. Nostalgiker werden Elemente alter Musikstücke wiedererkennen; z.B. das Piratenlager aus DNDR, der Orkfriedhof aus G1 oder auch die unheimliche Klosterbibliothek aus G2. Diese Remniszenzen sind aber niemals aufdringlich und so geschickt in die neue Musikuntermalung eingewoben, dass man nicht das Gefühl hat es wurde kopiert.
Einzig und allein die Natur hätte ein paar mehr Musikstücke vertragen können; gerade das Lied vom Anfang ist einfach zu kurz und wiederholt sich ständig. Aber das ist ein Kritikpunkt der letztendlich bedeutungslos ist, weil das positive massiv überwiegt.
Und sonst? Gibt es etwas am Spiel auszusetzen?
Bisher eigentlich nicht wirklich. Die Startregion ist für meinen Geschmack etwas zu eindeutig auf Tutorial ausgerichtet (spannend wirds erst ab dem Gehöft), aber weil man da ja schnell wegkommt stört das wenig.
Später merkt man dann wieder das alte Feeling dass jeder Ausflug ins (extrem dichte) Unterholz mit dem sofortigen Tod enden kann und besondere Monster haben auch ihre besondere Rolle und exklusiven Charakter.
Wenn man seinen ersten ekligen Rottwurm sieht, wird man auch direkt von einem NPC auf das Vieh angesprochen, wodurch es nicht einfach nur XP-Futter ist.
Darüber hinaus ist das Monsterdesign wirklich ganz große Klasse und detailverliebt. Schön!
Die Quests gehen in Ordnung, auch wenn sie natürlich größtenteils nicht originell sind. Sie sind dafür allesamt in nette Geschichten verpackt und bisher hatte ich nie das Gefühl mit Hol-und Bringquests schikaniert zu werden. Darüber hinaus gibt es desöfteren mehrere Lösungswege, kreative Ansätze werden belohnt.
Hin und wieder gibt es auch echte Highlights, wie eine "blutige Überraschung" im Bett eines Gläubigers (der Pate lässt grüßen), eine Schnitzeljagd quer über die ganze Insel (inklusive Spürhund) oder einen spannenden, wendungsreichen Krimi in der Vulkanfeste.
In Sachen Quests macht das Spiel also eigentlich alles richtig, kenne kein Spiel das es wirklich besser macht.
Also: nicht vom 4players Test oder der Tutorialdemo verwirren lassen und das Spiel mindestens mal bis zum Banditenlager oder der Hafenstadt spielen...dann entfaltet sich wieder der alte Zauber.
Kaum ein anderes Spiel kann eine so tiefe Bindung an die Spielwelt und so eine dichte Atmosphäre erzeugen. Es gibt natürlich auch Frustmomente (etwa wenn man chancenlos von einem Rudel Wölfe zerbissen wird), aber dank superfixer Ladezeiten und automatischem Speichern, halten die sich in Grenzen. Manche dieser Momente verstärken die Bindung an Risen sogar noch...wem in finsterster Nacht die Fackeln ausgehen, so dass man nichtmal mehr den Weg erkennen kann, wird sicher fluchen...und einige der atmosphärischten Momente im Spiel erleben. Besonders wenn er plötzlich 2 glühende Augen im Dunkeln erspähen wird. Ein Wolf? Ein Ghul? Oder sogar schlimmeres?
Meistens ist mit dem schlimmsten zu rechnen.