Hach, Futter für mich. Ich liebe Gespräche über das Thema aber das nur am Rande
Vorteile habe ich oben bereits ein paar genannt, die haben allerdings nichts damit zu tun an welcher Stelle das Komma steht sondern sind als allgemeine Vorteile der Kryptowährungen zu verstehen. Ich schlüssle das aber gern noch etwas auf:
- Blitzschnelle weltweit kostenlose Transaktionen bei niedrigen Gebühren. Zum Vergleich dazu: SEPA dauert mindestens einen Tag, kann sich aber auch länger hinziehen falls ein Wochenende oder Feiertage dazwischen liegen und gilt nur in Europa. Will man Geld in andere Länder versenden, kann das sehr schnell sehr hohe Gebühren nach sich ziehen. Das kann gut und gerne im zweistelligen Prozentbereich liegen und dabei noch länger dauern.
- Es ist pseudonym. Heißt man sieht zwar jede einzelne Transaktion die je mit Bitcoins getätigt wurde, weiß aber nicht wer damit was bei wem gekauft hat. Nur eben dass es eine Transaktion von a nach b über eine gewissen Bitcoinbetrag gab. Nicht aber wer a und b sind. Das bringt noch einen weiteren Pluspunkt mit sich:
- Es ist fälschungssicher. "Falschgeld" ist ausgeschlossen und es ist offensichtlich ob eine Transaktion ausgeführt wurde. So etwas wie "ich habs wirklich überwiesen, glaub mir doch" kann man einfach belegen da jede Transaktion online einsehbar ist. Das sieht dann z. B. so aus:
https://blockchain.info/de/block/000000 ... 49c3391cb3
Das ganze ist aber nicht nur auf irgendeiner Internetseite zu finden, sondern jeder der den Fullclient nutzt, hat eine Kopie dieser Transaktionen auf seinem Rechner, womit wir wieder bei der Fälschungssicherheit sind.
- Auf Banken kann komplett verzichtet werden. Kein Geldnachdruck ohne Ende und damit einhergehende Entwertung des Geldes und jeder hat die volle Kontrolle über sein Geld. Angenommen ich will viel Geld von meiner Bank abheben, dann sagt die Bank mir unter Umständen "ist nicht" bzw. "so viel auf einmal? Keine Chance". Das finde ich recht bedenklich, immerhin geht es um mein Geld und nicht das der Bank
Jedenfalls kann das beim Bitcoin nicht passieren. Egal wie viele ich hätte, ich könnte sie alle auf einmal ausgeben, vorausgesetzt natürlich mein Gegenüber akzeptiert Bitcoins. Genauso könnte ein Bank pleite gehen oder es gibt einen Bankrun und dann ist das Geld weg.
- Dass Inflation generell durch die begrenzte Menge an Coins verhindert wird, finde ich als Privatperson auch erstmal gut. Sowas ist dadurch undenkbar:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hyperinflation Aber selbst wenn es nicht so extrem kommen mag, verliert unser Geld jedes Jahr etwas mehr an Wert, heißt die Kosten steigen und das ganze wird eher gering oder gar nicht durch steigenden Lohn ausgeglichen. Die Wirtschaft braucht hingegen etwas Inflation um richtig zu funktionieren, denn wenn sparen sich nicht lohnt (Zinsen niedriger als Inflation), geben die Leute ihr Geld eher aus.
Das sind nun natürlich alles nur Vorteile, dabei sollte man aber nicht vergessen dass es genauso auch einige Nachteile geben kann wie z. B. Skalierungsprobleme, die der Bitcoin aktuell etwas hat (zu viele Transaktionen für das Netzwerk) oder was ist wenn es eine Sicherheitslücke gibt? Nun muss man halt bewerten was einem die Vorteile wert sind, ohne die Nachteile außer Acht zu lassen und kann sich dadurch auch überlegen, ob der aktuelle Kurs angemessen ist. Man sollte sich dabei aber nicht zu sehr von der aktuellen Marktkapitalisierung verunsichern lassen. Diese liegt zwar bei 167 Milliarden $, aber das heißt nicht dass so viel Geld in dem System steckt. Angenommen ich hätte mir im Jahr 2011 für 1000€ 1000 BTC gekauft (hab ich leider nicht, arg), dann wären die nun zwar 8,3 Millionen wert, ich hätte aber trotzdem nur 1000€ ins System gesteckt. Würden die Leute nun alle anfangen zu verkaufen, geht der Kurs schneller runter als man gucken kann.
Noch kurz zum Thema 21 Millionen Coins: Hier hatte und hat jeder die Chance selbst zu "minen", das heißt sich seine Coins zu erarbeiten. Heute ist das für Privatleute gerade in Deutschland nahezu unmöglich. Mining heißt im Prinzip das man Computer Berechnungen durchführen lässt und wenn man Glück hat, findet man dabei einen sogenannten Block und darf die BTC die sich darin befinden, behalten. Ganz am Anfang ging das mit CPUs, dann mit Grafikkarten. Das hab ich 2011 eine Zeit lang gemacht aber schnell gelassen, weil der Strom teurer war als die errechneten BTC. Dabei hatte ich damals nach ca. 3 Tagen einen BTC zusammen.
Egal, heute gibt es spezielle Geräte die Bitcoins viel effizienter errechnen (sogenannte ASIC-Miner) aber die kosten so einiges. In anderen Ländern in denen Strom deutlich günstiger ist, lohnt sich auch nach wie vor die Berechnungen mit Grafikkarten. Man darf dabei aber nicht vergessen dass mittlerweile sehr viele Leute, auch große Firmen, mitrechnen und dadurch die Zahl der gefundenen Bitcoins nicht etwa steigt, sondern die Chance für jeden einzelnen geringer wird, einen Block zu finden. Um die eigene Chance zu erhöhen, muss man mehr Rechenpower zur Verfügung haben. In der Regel schließen sich Leute in sogenannten Pools zusammen und rechnen gemeinsam, teilen dafür aber auch die Gewinne anteilig auf. Das Ganze dient übrigens dazu das System abzusichern und zu verifizieren ob Zahlungen gültig sind, bzw. diese zu bestätigen.
Dahinter wie viele Coins gefunden werden, steckt eine gewisse Formel, die ich aber nun nicht aufdröseln will, das wird dann doch zu kompliziert für den Anfang. Nur so viel: Es werden mit der Zeit immer weniger Coins bzw. das Finden der Coins dauert länger. Auch ein guter Indikator für den Preis.
Alle Punkte beziehen sich nur auf Bitcoin und es gibt noch etwa 1000 andere Cryptowährungen die teils die unterschiedlichsten Ansätze verfolgen und somit auch ganz andere Vorteile bieten. So gibt es Systeme die völlig anonym sind oder vollautomatisierte Verträge die auf Blockchains laufen und noch vieles mehr. Bei einigen lohnt Mining mit Grafikkarten sich auch heute noch wenn man in Deutschland lebt, aber die Ausbeute ist allgemein sehr gering.
Ist allgemein ein wirklich sehr komplexes Thema und ich habe damals auch eine Weile gebraucht um das zu verstehen und das obwohl ich mich sehr für Technik im allgemeinen interessiere. Hier steckt aber nicht nur reine Technik drin, sondern auch etwas Wissen über Wirtschaft und generell viel Mathe, im speziellen Kryptographie.
Verdammt, ich hab schon viel mehr geschrieben als ich wollte. Fürs erste reicht das wohl