In meinem Stammladen hatten die damals ein halbes Regal voll mit Karuizawa, das Zeug hing da wie Blei und war zu Spottpreisen zu haben. Einmal nur über einen DeLorean verfügen...Sharkie hat geschrieben: ↑21.11.2018 23:38 Ich pack das mal in 'nen Spoiler, damit Nerevar, der Banause, sich nicht unnötig die Haare raufen muss. :wink:
ShowDer große Whisky-Trend (selbstverständlich gab es den, und wie!) ist in den Bars und Wohnzimmern doch eigentlich seit zwei-drei Jahren schon wieder am Abflauen und wurde flächendeckend durch Gin abgelöst. Zum Glück. Wie der Nachfrageanstieg (nicht nur hier, sondern auch international, speziell in Fernost) damals die Whisky-Preise hochgejagt hat, war echt nicht mehr feierlich. Hat außerdem dazu geführt, dass immer mehr qualitativ minderwertige NAS-Abfüllungen auf den Markt geschmissen werden, einfach weil sie sich schneller produzieren lassen. Was in der Tat ein Problem ist, denn viele auf diese Weise verramschte Fässer hätten mit ein paar Jahren mehr Reifezeit sicher ganz andere Qualitäten erreichen können. Das Blöde bei gutem Whisky ist ja, dass das Zeug bei hochschnellender Nachfrage nicht mal eben schnell nachproduziert werden kann, sondern mindestens 10 Jahre ins Fass sollte, um ein rundes Ergebnis zu erzielen (Ausnahmen bestätigen hier die Regel, selbstverständlich gibt es auch diverse sehr gute junge Whiskys, meist allerdings eher von unabhängigen Abfüllern). Somit haben die Destillerien eigentlich kaum Chancen, flexibel auf trendbedingte Nachfragespitzen zu reagieren, außer halt (zu?) junge Fässer abzufüllen oder stärker zu verdünnen, was zu diversen 40%-Abfüllungen führt, bei denen man dann denkt "Okay, lecker, aber mit 43 oder 46% wär's 'ne ganze Ecke besser gewesen".
Gin dagegen kann man bei Vorhandensein der benötigten Rohstoffe fix in ein paar Tagen produzieren und schwupp-di-wupps abfüllen. Von daher habe ich auch vielfach keinerlei Verständnis für die Mondpreise diverser Nobel-Ginmarken (von Premium-Wodka ganz zu schweigen); auch wenn sich natürlich hier ebenfalls verdammt leckere Stöffchen finden (Monkey 47, Siegfried, Berliner Brandstifter und Konsorten) bleibt da irgendwie immer der schale Beigeschmack, dass sich da irgendwer 'ne goldene Nase dran verdient. Zwei Gins mit ausgezeichnetem Preis-Leistungs-Verhältnis sind für mich Roku aus Japan (äußerst blumig-fruchtig und damit dem Monkey gar nicht so unähnlich, aber eben deutlich günstiger) und Larios 12 aus Spanien (dominante Mandarinennote, die ich so in keinem anderen Gin finde).
Ähnlich wie mit Whisky verhält es sich mit altem Rum. Ein Sonderfall ist reiner Agaven-Tequila, der zwar vergleichsweise kurz gelagert wird, aber dessen Pflanzen erstmal ein gutes Jahrzehnt reifen müssen bis geerntet werden darf. Gegen all dies sind Gin (so gern ich ihn mag) und Wodka im Prinzip komplett anspruchslose, schnell und billig zu produzierende Schnäpse.
PS: Ein toller Whisky-Blog, den ich sehr empfehlen kann, ist http://whiskyfun.com/. Der Typ verkostet alles von Discounter-Plörre über Standard-Blends und -Malts bis hin zu unbezahlbaren Raritäten. Ist dabei aber stets bodenständig und hat eine sympathische, humorvolle und (angesichts der tagtäglich verkosteten Über-Whiskys) angenehm unversnobte Schreibe.
Mein erster aus Interesse gekaufter Whisky war ein Macallan Sherry 10, noch für 35€. Wie die Zeit vergeht...