So, Hitman ist durch. Alle Storymissionen vollendet. Und das ohne große Ballereien. Spielerisch klasse, viele Möglichkeiten an die Ziele zu gelangen, Instintk zum Anzeigen von interaktiven Dingen und durch Wände schauen, spezielle Möglichkeiten können in Gesprächen aufgeschnatt werden und sind nochmal in Textform verfügbar, was das Spiel dann auch relativ einfach macht.
Gerade durch das Belauschen und anschließende Vorgabe, welcher Schritt zu machen ist, wird man gut an die Hand genommen. Man kann es natürlich ignorieren und seinen eigenen Weg gehen.
Instinkt in seiner überarbeiteten Form ist teils notwendig, die Level sind riesig, um sämtliche Gegenstände zu finden, das wird dadurch eine Spur leichter. Auch, weil das Spiel grafisch mit Details versorgt ist, die es nicht einfacher machen, kleine Tablettendosen erkennbar zu halten. Das Verkleiden ist gut gelungen, es gibt noch Vorgesetzte und ähnliche Figuren, z.B. Nahestenede wie Mafioso und sein Golflehrer, welche die Tarnung durchschauen. Ansonsten kann man sich recht frei unter den NPC bewegen - solang man in Gebieten ist, zu denen man Zutritt hat.
Die einzelnen Level schwanken ordentlich in ihrer Qualität. Bei der Frage, ob es besser als Blood Money ist... Nun, Blood Money kann mit mehr verschiedenen Leveln glänzen, spielerisch müsste man es sich nochmal anschauen, sollte aber nicht so viel schlechter sein. Von daher würde ich sagen: Wer mehr unterschiedliche Level will, greift zu Blood Money und wer mehr aus einem Level mehr herausholen will, greift dank der Eskalationen und vielfältigen Möglichkeiten zum neuen Hitman.
Die Hauptlevel (ohne Lösungsspoiler, aber über Architektur)
Beide Trainingsmissionen sind kurz gehalten, auf kleinen Arealen. Hervorzuheben ist die zweite Mission. Militärlager infiltrieren ist ein Klassiker und geht immer - für die Kürze des Levelns macht es dennoch erstaunlich viel Spaß.
Paris ist der Klassiker des Agenten schlechthin. Ein Diploamtenball, hier in der Variation Modenschau, der von den Veranstaltern noch für ganz andere Dinge zweckentfremdet wird und extrem weitläufig ausfällt.
Sapienza ist ebenfalls ein Klassiker, den es in Hitman schon mehrfach gab. Villa mit Gelände in Italien, Mafia - und das Besonderse: Die Kleinstadt drumherum ist auch erstaunlich gut begehbar. Viele Wege und Möglichkeiten die NPC's auszutricksen und mit guter Planung allen eine Nasenlänge vorraus zu sein. Bietet auch einen (auch optisch in Szene gesetzten) Wechsel von Kleinstadt zu dem, was hinter dem Vorhang abläuft. Für mich einer der besten Level.
Marrakesch ist ein typisches Hitman Level mit viel Militär und dadurch auch Schwierigkeiten richtig reinzukommen. Geht einerseits in die Richtung Militär in zerstörter Umgebung - kann interessant sein und gefallen - sowie Glasgebäude a la Diplomatenkonsul. Bemerkenswert hier sind die NPC Massen. Ansonsen ist der Einstieg nicht so, aber wenn man richtig drin ist, schon ganz cool.
Bangkok entschädigt dafür wieder mit klassischem Agentenfeeling. Unter Deckname in einem exotischem Hotel die Ziele ausschalten mit, wieder einmal, vielen Wegen und Möglichkeiten, da kommt der innere James Bond durch. Nur als Auftragsmörder.
Colorado ist wie ein Überbleibsel aus Absolution. Alle sind feindlich und ohne Verkleidung ist es reines Schleichen. Dazu fühlt es sich sehr linear an, auch wenn es wieder kreative Möglichkeiten bietet. Der Level ist an sich nicht schlecht, aber passt ist nicht ganz die Struktur und Abwechslung, die ein Hitman Level großartig macht. Das Areal ist am Ende auch größer als am Anfang gedacht und fügt sich damit wieder zu den restlichen Missionen ein.
Hokkaido ist der wohl beste Abschnitt vom Spiel. Kaum Bewegungsfreiheit und doch etliche Möglichkeiten an eine Verkleidung zu gelangen, wenn man sich umschaut und den von den Veranstaltern des Krankenhauses vorgeschriebenen Weg verlässt. Der Gebäudekomplex fühlt sich zu Beginn eher klein an, offenbart mit dutzenden Gängen und Wegen eine Freiheit wie in einem kleinen Labyrinth. So muss ein Hitman Level sein, wie ein Agent einem Superschurken auf der Spur. Nur ist man ein Auftragsmörder, wodurch der Coolnessfaktor steigt.
ps:
Die Abrechnung nach Erledigen des Auftrages ist in Blood Money deutlich besser, mit einem Zeitungsartikel, der die Tat Revue passieren lässt und sich je nach Vorgehensweise ändert. Bei Hitman 2016 ist das ein simpler Punktestand.
edit: KI hat nach wie vor hin und wieder Aussetzer bzw. logische Lücken. Aber insgesamt verhalten sie sich sehr gut. Die Gespräche untereinander fühlen sich stimmig und natürlich an - und machen einfach nur Lauen, da kann auch Colorado ordentlich glänzen.
Und was sie auch machen: Sie holen Wachen / Hilfe, wenn etwas nicht stimmt. So kann ein Arzt einen erwischen, man rennt schnell um die Ecke und versteckt sich in einen Schrank, verfolgt vom Arzt, der laut fragt, was man hier mache und hält dann im Satz inne, wenn er um die Ecke kommt und der Raum plötzlich "leer" ist. Dann geht er los und holt eine Wache, damit die im Raum nachschaut, denn offensichtlich stimmt etwas nicht.