Hi Leute,
naja so schlecht ist der Bericht doch gar nicht. Der Autor hatte Zugriff auf viele Informationen, sich dann aber für diesen Bericht entschieden. Für eine allgemeine Einführung in das Thema ist er eigentlich ganz gut. Ihr wollt doch nicht mit Fakten erschlagen werden oder? Falls doch, einfach bei mir nach haken
Hier mal ein paar Antworten zu den beiden Threads über Computerspiele und Behinderung.
Bei Game Accessibility ist das Hauptziel das vor allem Mainstream Games barriereärmer werden. Es wäre doch langweilig wenn jeder sein Spezialspiel spielen müsste. Man möchte doch möglichst gemeinsam spielen. Barrierefreiheit ist dabei aber kaum möglich. Deswegen verwende ich den Begriff "barrierearm".
= Es geht um Barrierearme Mainstream Games
Accessibility bzw. Barrierefreiheit ist sogar ein ganz normales Menschenrecht und dies gilt auch für den sozial-kulturellen Bereich. Für Deutschland ist die UN Behindertenrechtskonvention (eigentlich) verpflichtend. Der Staat hat sich dazu verpflichtet dafür sorgen das auch nicht-staatliche Firmen und Bereiche Menschen mit Behinderungen nicht diskriminieren.
= Es ist ein Menschenrecht
Man kann davon ausgehen das in einem Land 10 - 20% der Menschen eine Behinderung haben. Natürlich sind die Behinderungen unterschiedlich und nicht jeder spielt Games. Genaue Zahlen sind sehr schwer zu ermitteln.
Interessanterweise sind aber 80 - 90% der Empfehlungen zur Vermeidung von Barrieren für alle sehr nützlich. Ob man nun Anfänger ist, etwas älter, wenig Zeit zum Trainieren hat oder ein Hardcore Gamer ist. Würde Game Accessibility richtig umgesetzt werden, wäre die Gesamtqualität von Games um einiges besser.
Ob man eine Behinderung hat oder nicht ist eigentlich egal. Man müsste sich hier die Frage stellen: Brauchte ich schon mal ein Trainerprogramm oder war auf Hilfe von Freunde angewiesen? Habe ich mir schon mal eine Konfigurierbarkeit des Kontrollers gewünscht? Wollte ich mal mit meinen Großeltern spielen, aber das Spiel war zu schwer? War mal der Einstieg ins Spiel zu schwer oder die Steuerung zu kompliziert?
Ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich wünsche mir einige dieser Game Accessibility Empfehlungen. Ich bin kein HardcoreGamer, habe wenig Zeit zum Trainieren, möchte aber dennoch jedes meiner Spiele einmal bis zu Ende spielen können.
= Game Accessibility verbessert die Gesamtqualität der Spiele
Ein besonders wichtiger Punkt ist das die Spiele, (abgesehen von besserer Usability) sich für die andere Spieler nicht verändern. Die Empfehlungen werden optional und wenn benötigt unter einem extra Punkt "Accessibility" gepackt. So weiß man gleich, diese Funktionen sind nur als Unterstützung in besonderen Fällen gedacht.
= Keine negativen Auswirkungen auf die Spiele
Mehrkosten entstehen eigentlich kaum, wenn Game Accessibility von Anfang an berücksichtigt wird. Oft ist es einfach nur eine Designfrage. Aber der Haken an der Sache ist, das man natürlich das Know How benötigt.
= Es ist eine Know How und weniger eine Geldfrage
Hinweis zur Rot-Grün-Schwäche:
Es geht generell um Kontraste und nicht um bestimmte Farben. Eine einfache Lösung sind verschiedene Farbschemen oder die Ergänzung durch Symbole oder andere Informationen. (z.B. Statussymbol in
Assassin's Creed!)
Hinweis zu Untertitel:
Im Gamesbereich ist die (eigentlich) aktuelle Bezeichnung "Alternative Darstellung von Sound". Leider ist dies kaum jemanden bewusst und vielen denken einfache Untertitel reichen. (Naja die IGDA GA-SIG müsste hier auch mal ihre Informationen updaten). Gute Beispiele sind:
Half-Life2 und Edna bricht aus. (Bei Edna fehlt nur eine Pausefunktion ansonsten haben beide ein A-Rating). Prince of Persia: Die vergessene Zeit hat zwar Untertitel, aber es reicht nur für ein C-Rating.
Mehr Information zum Rating findet ihr hier:
http://www.deafgamers.com/dgclassification.htm
Natürlich spielen Umgebungsgeräusche eine Rolle. Bei Crysis ist z.B. das Radar sehr nützlich. Die Atmosphäre soll natürlich nicht verloren gehen. Hier kann man mit grafischen Ideen etwas nachhelfen. Und Sound-Only-Puzzle sollten natürlich auch ohne Sound lösbar sein.
Das Problem für faires Gameplay mit gehörlosen Spielern ist hier eher die schlechtere Kommunikationsmöglichkeit. Hier sind Spieler die nichts hören, im Nachteil.
Blinde können keine Computerspiele spielen? *Grins* dachte ich am Anfang auch. Aber es gibt fast kein Genre das nicht als Audiogame umgesetzt werden kann. Das wir Audiogames nicht im eSport haben liegt daran, dass es von Seiten der Blinden Gamer Interesse gab, aber sich niemand fand der etwas dafür tut. Eigentlich sehr schade. Wer weiß vielleicht hätten wir dann auch mal Matches mit Blinden und Sehenden Spielern?
www.audiogames.net
Es gibt Blinde die lieben GTA und Fifa. Sie sind, wenn auch eingeschränkt, in der Lage diese Spiele zu spielen. Sie spielen eben auf ihre Art.
Es gibt sogar Blind Hero, also Guitar Hero für Blinde. Leider ist der Handschuh für die haptischen Informationen sehr teuer.
PS3-Controller:
Laut Ablegamers.com werden seit einem Update bestimmte PS3 Controller nicht mehr unterstützt. Stellt euch mal vor ihr kauft eine teure Konsole, alles läuft und wegen so einem Update könnt ihr nicht spielen ...
http://www.ablegamers.com/hardware-news ... g-ps3.html
Bei Controller ist eine Konfigurierbarkeit wünschenswert.
Beim Thema Alternative Eingaben gibt es manchmal auch interessante Entwicklungen für alle Spieler. Valve probiert zum Beispiel die Augensteuerung aus. Für alternative Kontroller wird eigentlich nur eine einheitliche Schnittstelle benötigt.
Activision:
Bei Tony Hawk RIDE wurde im Anfängermodus dieser Gummieffekt eingebaut. Der soll sehr aufwendig und kostspielig gewesen sein. Also etwas Interesse ist vorhanden.
Wii, Move, Kinect?
Es gibt sehr viele unterschiedliche Behinderungen. Eine Körperliche Behinderung bedeutet nicht gleich, das man sich nicht oder nur eingeschränkt bewegen kann. Leider wird dies auch von Fachleuten oft nicht beachtet. Die einen können sehr gut mit Bewegungssteuerung spielen, die anderen nicht. Ebenso ist es mit Gamepad und Tastatur/Maus.
Microsoft ist angeblich ernsthaft an Game Accessibility interessiert. Die Frage ist nur, welche Informationen stehen denen zur Verfügung und wie gut ist deren Qualität? Hier heißt es für Betroffene konstruktive Informationen sammeln und einfach mal abgeben und dann abwarten.
Es gibt zu viele individuelle Behinderungen?
Es ist eher andersherum: Es gibt Empfehlungen die gleich mehreren Gamern mit unterschiedlicher Behinderung nützen. Verwendet man die wichtigsten Empfehlungen kann man bereits sehr viel erreichen. Ein erster Anfang ist gar nicht so schwer ... man muss nur mal anfangen.
Was ist zu tun?
Leider ist es so, dass die verfügbaren Informationen zu diesem Thema in der aktuellen Form unzumutbar sind. Die IGDA GA-SIG, die eigentlich auch für die Aufbereitung zuständig sein sollte, fehlt es dafür an Zeit und Geld. Sie besteht nun mal aus ehrenamtlichen Leuten. Und manchen fehlt auch das Verständnis dafür das die Informationen zielgruppengerecht aufbereitet werden müssen.
Die Informationen sind da, aber es fehlt die Unterstützung diese richtig zu sortieren und aufzubereiten. Also falls jemand einen Game Designer und/oder Game Entwickler mit Engagement kennt ....
Ich hoffe ich konnte die Fragen aus den Threads beantworten.
Viele Grüße,
Sandra