Hm, mal von Anfang an beginnen, waren ja quasi nur Höhepunkte vorhanden.
Zuerst mal nett anzusehen, dass Carrie den Mut oder die Verzweiflung aufbringt, sich gegen Saul aufzulehnen, bzw. nun in gewisser Hinsicht auf seine Meinung zu scheißen und ihr Ding durchzuziehen. Damit wird sie ein Stück weit rücksichtsloser und "verrückter" als ohnehin schon, aber irgendwie auch unabhängiger. Hat was von Emanzipation den Eltern gegenüber.
Brody und Jessica sind endlich an einem Punkt angelangt, der schon längst überfällig war. Wie sie dann auch noch so dreist lügen kann und behaupten, sie hätte immer auf Brody gewartet und kein Verständnis dafür, wieder zu heiraten. In Verbindung damit, dass die Wahrheit endlich ans Licht kommt, einfach genial. Hätte sie von Anfang an die Wahrheit gesagt, hätte man Verständnis für ihre Situation gehabt. So erscheint sie jetzt in einem wirklich fiesen Licht, was Brody widerum sympathisch macht (für einen Augenblick). Vor allem, da sie ihn am nächsten Morgen konsequent ignoriert und doch wieder versucht, die Kinder auf ihre Seite zu ziehen. Das macht sie in der Beziehung definitiv zu der Bösen, obwohl sie eigentlich ja nichts verwerfliches angestellt hat.
Carries Lügendetektortest und der eindeutige Ausschlag bei illegalen Drogen war auch gut. Mal sehen, was das noch für Konsequenzen nach sich ziehen kann.
Was aus David noch wird... mal abwarten. Interessant ist er ja. Arbeitet gegen Carrie, aber aus welchem Zweck? Um seinen eigenen Arsch zu schützen, um seine Arbeit zu schützen, oder steckt mehr dahinter?
Dann die ganzen Szenen um Rakim und Frau. Gut, dass die beiden einfach ihren Job - welchen auch immer - versemmelt haben und daher quasi keine Lebensberechtigung mehr, war klar. Dass das Haus in die Luft gehen würde, war irgendwie auch absehbar, aus genau diesem Grund. Das war dann vielleicht auch der einzige kleine Dämpfer dieser Folge, weil einfach vorhersehbar. Andererseits hätte ich nie im Leben damit gerechnet, dass Rakim dann doch noch so schnell das Zeitliche segnen würde. Sympathisch war er ja irgendwie auch, so als verliebter Mitläufer und Angsthase. Überhaupt war die ganze Beziehung zwischen zwei vermeintlichen Terroristen nett anzusehen, mal was neues.
Tom Walkers Memorial war dann das erste richtige Highlight. Erst die Stille im Raum und dann der Rückblick auf Brodys Mord an selbigem. Das war zwar schon in Folge 1 Gänsehaut, aber niemals so präsent wie in der Szene. Dazu Brodys Ansprache, gefolgt von der unanbsichtlichen Pause und dann der Aufruf an alle seine Kameraden. Dieser Wechsel zwischen Brody als sympathischem, gebrochenem Helden und Brody als potenzielle Zeitbombe... muss ich mehr sagen? =)
Dann die Memorial Party, der nächste Höhepunkt. Jessicas und Mikes Affäre kommt an's Licht und obwohl man sich vorher sicher war, dass Brody das geahnt hat, kommt er nun so rüber, als hätte er von nichts gewusst. Und vielleicht stimmt das auch. Vielleicht soll man in Brody mehr reindeuten, als da wirklich ist. Davon abgesehen natürlich auch die 'Brody's full of shit'-Ansprache, weil da so etwas wahres dran ist, was sich die Amerikaner vermutlich noch mehr zu Herzen nehmen würden als wir Europäer.
Wie Saul versucht, seine Ehe zu retten, macht ihn irgendwie menschlicher und greifbarer, ist aber im Gegensatz zum Rest der Folge schon fast auf Filler-Niveau. Trotzdem schadet der kleine Ausflug zu seinem Hintergrund auch nicht, fügt sich irgendwie nahtlos ein, vor allem in Verbindung mit seinem Lügendetektortest.
Brody und Carrie in der Bar... ja, was soll ich sagen? Ich ahnte es ja schon. Und obwohl ich mich davor gefürchtet hab, ist der Schritt hierhin bisher trotzdem überzeugend, gelungen und absolut spannend. Solange die beiden nicht grundlos zu Dharma und Greg mutieren, sondern umeinander herumwieseln wie bisher (zumindest noch eine ganze Weile lang), kann ich damit leben. Bin zwar immer noch kein Fan des Gedankens, dass sie zusammen kommen, aber wie die beiden jetzt zueinander stehen, macht die Sache einfach wahnsinnig interessant. Dieses Katz- und Mausspiel und die Frage, wer hier eigentlich wen aushorcht, belügt, ausnutzt und für seine Zwecke manipuliert. Carrie fühlt sich wohl noch auf einer halbwegs sicheren Seite, während rein objektiv Brody jetzt die Fäden zieht - wobei man ja immer noch nicht weiß, wofür das ganze Spielchen für ihn gut ist.
Toll find ich auch, dass die Sexszenen nicht nur der Quoten wegen zu sehen sind. Die spiegeln einfach perfekt wider, wie gebrochen Brody dann doch ist, Terrorist hin oder her. Und gut zu sehen war dann auch (obwohl man es längst ahnte), dass Carrie prinzipiell genauso tickt wie Brody. Im Gegensatz zu Jessica kann sie dem rauen, schnellen Sex genauso viel abgewinnen wie Brody. In ihrer Labilität sind die beiden jedenfalls harmonisch vereint.
Der absolute Mindfuck kam dann natürlich ganz zum Schluss. Brodys Lügendetektortest. Ich weiß nicht, was an der Szene genialer war. Carries Hilflosigkeit, weil sie ganz genau weiß, dass Brody lügt und Saul doch nicht um Hilfe bitten kann, weil der sie direkt feuern würde, wenn er noch klar bei Verstand wäre. Oder Brody selbst, wie er sich aalglatt und grinsend durch den Test lügt und man immer noch nicht weiß, ob er jetzt die Rasierklinge weitergegeben hat. Oder aber sein Blick durch die Kamera, der ganz genau ausstrahlte: "Ich weiß, dass du mich beobachtest, Carrie. Jetzt musst du wohl verzweifelt sein, oder?". Ich sag das immer gerne wieder, Damian Lewis ist in Amerika einfach wahnsinnig unterschätzt. Wie er es immer wieder schafft, Emotionen rein durch Mimik rüberzubringen (und er wiederholt sich da im Gegensatz zu vielen anderen amerikanischen Kollegen nicht immer wieder durch ein- und dieselbe Ausdrucksweise), ist einfach wahnsinnig genial. Wär er Amerikaner, wär er sicher längst schon einer der ganz Großen.
Das "Get in!" am Ende, der Befehlston, der leicht undurchsichtige, leicht angepisste Gesichtsausdruck... besser hätte die Folge nicht enden können.