Wulgaru hat geschrieben:Das ist ja nun das genaue Gegenteil und ich sehe ehrlich gesagt auch noch nicht das in Tunesien, Ägypten oder Libyen Hopfen und Malz verloren sind. Nach einer Revolution geht nicht ein Jahr später alles zu wie man es in Westeuropa gewohnt ist. Wie denn auch? Das ist ein reiner Fantasy-Maßstab und Geschichtsvergessenheit.
Denn keine unserer tollen Demokratien ist von heute auf morgen entstanden, es hat immer Jahrzehnte gedauert...mit schrecklichen Zwischenstadien....aber wir fordern natürlich immer gleich die Bilderbuchdemokratie und wenn es nicht klappt liegt es am Islam oder weil das Völkchen dort noch was lernen muss und eh primitiv ist.
Sowas braucht einfach Zeit und manchmal geht es zwei Schritte zurück. Assad unterstützen ergibt keinen Sinn und ist durch kaum etwas zu rechtfertigen.
Wer sagt denn, dass die Rebellen zu unterstützen überhaupt ein Schritt in Richtung Demokratie ist? Dass da nicht auf einen Schlag alles toll wäre ist mir auch klar, aber momentan sehe ich echt nicht, wo in diesen Ländern demokratische Tendenzen zu sehen sind. Nach wie vor gibt es Machthaber die schonmal für die Ewigkeit planen und wer nicht mit denen einverstanden ist, wird mit Polizei und Militär niedergeknüppelt. Keinerlei Dialog, Kompromisse oder Ideologien die über einen Vorwand zur eigenen Machtvergrößerung hinausgehen würden. Ob es nun Islamisten sind, die ihren Theokraten immerhin auf Lebenszeit wählen lassen (yippi!) oder das Militär, das "zum Wohle des (nichtmehr ganz kompletten) Volkes" einen Putsch organisiert und danach die früheren Machthaber mundtot bzw. ganz tot macht. Ich wüsste echt nicht, wo da der Unterschied zu einem wie Assad oder Gaddafi liegen soll. Es fehlt momentan an einem echt einschneidendem Erlebnis wie der Aufklärung, die den intellektuellen und sonstigen Eliten dieser Lande klarmachen würde, dass man nicht nur auf die eigene Börse schauen sollte und damit Demokratie zu einem ideologisch erstrebenswerten Phänomen und nicht zum Mittel zum Zweck machen würde.
Ich bleibe daher dabei: Wenn man in kurzer Zeit will, dass die Menschenrechte in Syrien nurnoch mit Füßen, nicht mit Spikes getreten werden, sollte man mit dem Teufel tanzen, den man kennt. Wenn man möchte, dass sich die Demokratie da entwickelt, kann man auch dem ganzen Geschehen fernbleiben, muss dann aber hinnehmen, das wohl noch Jahre immer wieder Bilder von verkrüppelten Kindern, Flüchtlingszügen und unmenschlichen Waffen gezeigt werden. Normalerweise wäre das moralisch im Sinne der Nichteinmischung akzeptabel, jedoch ist in diesem Fall der Westen mit an den Zuständen Schuld.