Sind Spiele Kunst?

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PLUG
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Beitrag von PLUG »

ah die sache mit der kunst ist eigentlich ganz einfach:

wenn ich etwas der \"kunst\" wegen tue, dann ist das geschaffene werk, ein kunstwerk!!

die meisten games werden gemacht, um geld zu verdienen, also sind sie keine kunst.

sollte es aber tatsächlich jemanden geben, der ein computerspiel kreiert und dies aus rein schöpferischen, künstlerischen ambitionen heraus tut, dann könnte das geschaffene werk wirklich als kunst betrachtet werden...
und wisst ihr was? ich glaube dieses spiel würde alle bisher dagewesenen games bei weitem übertreffen!!!
PLUG
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Beitrag von PLUG »

ah die sache mit der kunst ist eigentlich ganz einfach:

wenn ich etwas der \\\"kunst\\\" wegen tue, dann ist das geschaffene werk, ein kunstwerk!!

die meisten games werden gemacht, um geld zu verdienen, also sind sie keine kunst.

sollte es aber tatsächlich jemanden geben, der ein computerspiel kreiert und dies aus rein schöpferischen, künstlerischen ambitionen heraus tut, dann könnte das geschaffene werk wirklich als kunst betrachtet werden...
und wisst ihr was? ich glaube dieses spiel würde alle bisher dagewesenen games bei weitem übertreffen!!!
johndoe-freename-865
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l\'ars pour l\'ars

Beitrag von johndoe-freename-865 »

Mein Französisch war noch nie gut, aber es gibt den Begriff oder REdewendung: \"l\'ars pour l\'ars\", was sovouel bedeutet wie: Die Kunst der Kunst wegen. Dies ist eine Bewegung, die bereits seit Ewigkeiten existiert und sich nie richtig durchgesetz hat. Ich bin der Meinung, dass alles Kreative (nicht Destruktive) Kunst ist (wobei man sich wieder über den Kunstbegriff streiten kann). Somit bezeiche ich den Designer, den Grafiker, der Programmierer, ... als Künstler, da sie durch ihr Können und Geschick neuen Schwung in das \"Projekt\" mit einbringen.

Eine Sache ist noch lange der Kunst wegen noch kein Kunst, somit wäre alles Kunst! Kunst heißt \"erschaffen\" und nicht \"Pseudo\"-Künstler (Vorsucht: Ansichtssache!). Also sind Spiele wie Half-Life durchaus Kunstwerke und nicht kapitalistische Geldmaschienen. Ein guter Vergleich ist die Filmindustrie (s.o.).
PLUG
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Beitrag von PLUG »

Nein, das bedeutet eben gerade nicht, dass alles Kunst ist. Aber alles kann zur Kunst werden.
In jedem Menschen steckt das Potential zur Kunst.

Wenn ein Brotbäcker ein Brot bäckt, ist er noch lange kein Künstler, sondern bleibt eben ein Brotbäcker. Er tut dies zum Zwecke der Nahrung und um damit sein Geld zu verdienen.
Bäckt der selbe Bäcker allerdings ein Brot mit dem Anspruch dies der Kunst wegen zu tun, dann wird er zum Künstler und das Brot zu seinem Kunstwerk.

Das Problem bei \\\"Kunst kommt von können\\\" ist ja eben, dass die Grenze zum \\\"können\\\" nicht definiert werden kann (ab wann ist etwas \\\"gekonnt\\\" und ab wann nicht).

Es kommt darauf an, mit welchem Anspruch ich eine Sache ausführe. Die Qualität ist dann nämlich eine grundsätzlich Andere und das Werk völlig anders beseelt.
johndoe-freename-48813
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Beitrag von johndoe-freename-48813 »

System Shock 2 war für mich ein wahres Kunstwerk von einem Spiel, genauso wie Deus Ex! Alles war stimmig, und hat eine Wahnsinns-Atmosphäre rübergebracht, die ansonsten nur noch von Silent Hill erreicht wird. :)
johndoe-freename-865
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Als Kunst etikettieren

Beitrag von johndoe-freename-865 »

Das Argument mit der Seele ist ein gutes, jedoch könnte man damit als Nichtbäcker nicht merken, ob ich gerade ein Kunstwerk esse oder ein Brot.
Für mich ist Kunst viel mehr als das Werk des Künstlers. Denn die Kunst soll ja auch ein Ausdruck seiner Stimmung, Gedanken, Gefühle, ... sein.
Aber dann kommt die Gewalt mit rein, die ich nicht als Kunst (da destruktiv) ansehe. Diese ist durchaus auch ein Ausdruck.
Kunst muss auch auf den Betrachter oder Spieler als Kunst wirken. Zwar kann man sie nicht objektiv werten oder messen, wie es z.B. bei Grafik (mehr oder weniger) oder beim Gameplay möglich ist, jedoch sollte der Spieler nach dem Spielen entscheiden, ob ihn das Spiel gefallen hat, es als Schrott deinstalliert oder das Spielerlebnis als (künstlerisch) wertvoll betrachtet und das Spiel für erinnerungswürdig.
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Jörg Luibl
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Erinnerungswürdig...

Beitrag von Jörg Luibl »

Hi Star.K,

"erinnerungswürdig" ist ein sehr schönes und zugleich passendes Wort. Denn jedes Kunstwerk sollte -meiner Meinung nach- die Kraft haben, sich durch seine Ausstrahlung, seinen Charakter oder seine Prägnanz für lange Zeit ins Gedächtnis zu brennen; wenn möglich über Generationen hinweg.

Denn all das, was kurzfristig die Massen begeistert gehört auch oft in den Bereich Kitsch und Nachahmung - in der Spielebranche sowieso. Was natürlich nicht heißt, dass sich Zeitgeist, Massenverkäufe und Kunst ausschließen müssen...

Aber ich denke, dass Kunst auch weit über dem stehen sollte, was wir gerne als "persönlichen Geschmack" bezeichnen. Mit meinem Geschmack kann ich genießen, aber nicht unbedingt qualifizieren. Wie Du schon sagtest: Wenn etwas noch in ein paar Jahrzehnten der Erinnerung würdig ist, wie z.B. Tetris, Half-Life oder was weiß ich, dann hat die Zeit ein recht gutes Urteil abgegeben.

Bis denne

4P|Jörg
HerrSchmidt
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Beitrag von HerrSchmidt »

ich sehe, dass so, wie dass mit dem bäcker.
wenn jemand versucht ein kunstwerk zu schaffen, ein sehr gutes bis perfektes game, an das man sich erinnern soll und erinnern wird, dann ist es ein kunstwerk.
so spiele wie half life (2), die wirklich an der perfektion grenzen, dass sind kunstwerke, aber die meisten spiele werden halt nur fürs geld gemacht und das ist für mich keine kunst. letztendlich muss man selbst entscheiden, was man für kunst hält und was nicht.
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Max Headroom
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Kunst oder nicht Kunst, das ist hier die Frage ... (1/4)

Beitrag von Max Headroom »

Hey Leute ! Was ist los im 4P-Büro ?! Windstille ??
Entweder habe ich ein verdammt grosses Deja-vu, oder die Kollumne könnte \"leicht\" durch ein Posting von mir inspiriert worden sein ;) Insbesondere die Passage um den Analbereich :P Dieses Thema hatten wir schonmal und wird heute wohl sauber fortgeführt werden.
Was das bedeuted ?? Ich tippe eben wieder OFFLINE ! Also vorsicht... LAAAANGER Text ;)

@The Shining:
Spiele sind in erster Linie nur dazu da um Geld zu machen
Das stimmt. Aber ist \"Popmusik\" nicht ebenfalls gemacht, um schnell einen müden Euro zu machen ? Hört man sich so die Charts an, dann sucht man nach \"Kunst\" schon eine kleine Weile. Oder will jemand etwa ein Scooter-Track mit Herbert Grönemeyer gleichsetzen ? :-))

@ReideenEagle:
Games sind wie Kinofilme,ergo sind Games Kunst.
Angriff der Killertomaten, alle späteren Howling Filme, RoboCop 3, ...
es gibt soviele schlechte Filme, dass das Wörtchen \"Kunst\" hierbei KEINESWEGS reinpassen würde.
Man muss erkennen ob im Film eine Aussage gemacht wird oder ob der Film einfach nur noch sinnloses aneinanderreihen von Szenen ist. Selbst \"Gewaltfilme\" wie RoboCop besitzen eine tieferliegende Schicht an Bedeutung. Aber andere Filme kann man auch im bestem Wille nicht soweit sezieren, dass auch nur ein \"Hauch\" von Kunst oder Bedeutung wiederzufinden ist ;)

@Star.K:
WHOW ! Endlich habe ich was cooles zum Knabbern gefunden. DANKE ! :-))
Dann kam noch das mit den Kinofilmen. Sind die denn noch Kunst? Sie werden also solche angsehen, aber enormer Schaffensgeist steckt nicht mehr dahinter. Müde Stories mit Karate-Kungfu-Schwertkampf-Technik, gerenderten Explosionen und Schauspielern mit einem Monatseinkommen höher als all das, was ich in meinem gesamten Leben zusammen verdienen werde.
Filme - insbesondere Hollywood-Blockbuster (!) - sollen unterhalten. Sollen Menschen in eine Welt entführen, fernab von ihrer Alltagsfrust. Hinein in eine Geschichte, die sie fesselt und führt. Ob nun Explosionen gerendert sind oder Kung-Fu in Zeitlupe abläuft, ist für die Geschichte nicht ausschlaggebend. Sie sind nur Mittel zum Zweck. Einige Stories sind schlichtweg \"leer\", sprich: schrott. Aber im Grunde genommen hast Du Recht: das Wort \"Film\" ist keine Freikarte für \"Kunst\".
Insbesondere beim Gehalt scheiden sich die Geister. Aber was solls, wir leben in einer materialistischen Welt. Und selbst im \"gesundem\" Sport gibt es Autofahrer (Schumi-Brüder) und Balltreter (in der FIFA) die mehr Geld pro Woche verdienen als ich jemals live auf einem Haufen gesehen habe. Hat aber im Grunde genommen nichts mit Kunst an sich zu tun, denn selbst im Mittelalter gab es Maler, die auch in Luxus schwebten. Und im Altem Rom hatten treue Dienstleister eine weiche Unterlage und Weintrauben im Mund, während der Rest gegen Löwen kämpften ;)
Spiele wie Half-Life oder Filme wie Matrix sind ohne Zweifel Kunstwerke, aber UnrealII und X-Men2 nicht? Sehr erfolgreiche (und meiner Meinung nach auch gute) Fortsetzungen von \\\"Kunstwerken\\\", wobei hier der Begriff \\\"Fortsetzung\\\" fällt, was ja dem \\\"Einmaligem\\\" der Kunst widerstrebt.
Wobei ich allerdings bei Fortsetzungen keinen Widerspruch erkennen kann. Ist \"Kunst\" gleichzusetzen mit Einmaligkeit ? Wäre Leonardo da Vinci ein besserer Künstler, wenn er nur EIN Werk geschaffen und sich dann in Rente begeben hätte ? AFAIK hat er als \"Künstler\" gelebt. Er hat Bildhauerei betrieben, Bücher erfasst, Bilder gemalt und Skizzen gezeichnet. Er war sehr breit gefächert und er hat in jedem Bereich mehr als nur ein Werk geschaffen. Gilt nun das zweite Werk als Fortsetzung ? Oder doch \"nur\" als Ergänzung seines Werkes ? Ist Unreal II eine Fortsetzung ? Setzt sie ein Werk fort ? IMHO eindeutig JA. Unreal II mag zwar sehr kurze Spielzeit haben, dafür aber eine sehr gute thematische Fortsetzung der Geschichte. So als ob ein Author nur nur EIN Buch geschrieben hätte, sondern auch eine zweite Geschichte mit der Weiterführung der Thematik. Ist J.R.Tolkiens Welt \"Herr der Ringe\" nur auf das erste Buch beschränkt ? ;)
Deshalb erkenne ich keinen Widerspruch, denn ein Kunstwerk wie \"X-Men\" ist zwar an sich alleine ein Werk, aber \"X-Men II\" setzt die Geschichte passend fort und erweitert das Kunstwerk um eine Dimension - genauso wie die Krieg der Sterne Filme :)
Die Spieleindustrie ist zur Milliarden-Branche binnen weniger Jahre gewachsen und hat sich selbst ruiniert. Shareware ist tot, kreative Entwickler brauchen Millionen Dollar um ein Spiel machen zu können, das dann am Ende auch noch eine schlechte WERTUNG bekommt oder die frisch gegründete Firma aufgekauft wird.
Finanzielle Thematik. Shareware ist nicht gerade tot, eher nicht medial vertreten.
Das Problem ist, dass der Anspruch stark gestiegen ist und man für die Verwirklichung seines \"Kunstwerkes\" wesentlich mehr aufbringen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben, als zu früheren Zeiten.
Hierbei ist aber ein bekanntes Problem... die Bewertung, wie Du später so schön schreibst, ist individuell und kann gerade in Bereich der Kunst wohl nur schwer möglich sein. Der eine findet z.Bsp. Introversions \"Uplink\" Spiel fantastisch (mich eingeschlossen!), der andere muss isch mangels der fehlenden Polygonen und simplen Demomusics übergeben. Doch die Idee von einem Hacker-Spiel mit Missionen kann auch ohne grossen technischem Know-How erfüllt werden. Einen SEHR sehr sehr sehr frühes Uplink-ähnliches Hacker-Spiel habe ich damals auf dem Schneider CPC in Locomotive Basic geschrieben !! Als ich die Demo zu Uplink holte, faszinierte mich das Spiel auf der Stelle, vollkommen egal wieviele Farben ich da sah. Von mir aus hätte Uplink auch ein Textadventure sein können ;-)) Vom künstlerischem Aspekt her sehe ich solch \"primitive\" Spiele mindestens so ebenbürtig wie z.Bsp. Unreal II. Obwohl in Bezug auf die technische Ausführung Uplink gnadenlos schlecht im Vergleich zu Unreal II ist :-))

... to be continued ...
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Jörg Luibl
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Laaaaaaanger Max...

Beitrag von Jörg Luibl »

Hi Max,
Hey Leute ! Was ist los im 4P-Büro ?! Windstille ?? Entweder habe ich ein verdammt grosses Deja-vu, oder die Kollumne könnte \"leicht\" durch ein Posting von mir inspiriert worden sein
hey, hey, hey - diese Kolumne schlummert in Skizzen schon seit über einem halben Jahr auf meinem Rechner! Und der anale Ausflug ist direkt TV-inspiriert, und zwar von einer arte-Reportage zum Thema Kunst, wo das betreffende Berliner Museum besucht wurde. Vielleicht machen wir uns einfach die gleichen Gedanken?

Also greife ich einfach ein paar interessante Aspekte auf.

Du hast zu Recht die Nachfolger thematisiert. Können die auch Kunstwerke sein? Wenn man Metroid Prime als Remake bzw. aufgepeppten Nachfolger akzeptiert, hat man vielleicht schon die Antwort. Außerdem kann eine Reihe von Spielen später als gesamtes Werk betrachtet werden, wenn sie durch den Inhalt, also die Story, zusammengehalten werden. Das Gerüst, ob 2D oder 3D, ist vollkommen egal. Allerdings würde ich den ersten Teil, den Auftakt einer Reihe, als den wertvollsten ansehen, weil hinter ihm der kreativste Prozess steht - quasi die Geburt. Aber das sind alles eitle persönliche Einstufungen.

Vollkommen einer Meinung bin ich in Sachen
Gewalt und Kunst. Natürlich kann auch eine martialische, brutale, destruktive und Projektil-freudige Inszenierung Kunst sein! Selbst sadistische Ausflüge gehören dazu, wenn man an den namensgebenden Marquis und seine Literatur erinnert.

Denn Kunst MUSS völlig frei von Ideologien, Religionen und Moral betrachtet werden. Die Dichtung eines radikalen Islamisten kann Kunst sein, obwohl ich ihren Inhalt verabscheue. Ein Xbox-Spiel kann Kunst sein, obwohl ich Microsoft verachte. Mein schlimmster Feind kann ein Künstler sein, und wenn ich reif genug bin, erkenne ich das an! Dass die Masse zu solchen Betrachtungen nie fähig sein wird, zeigen alle Kriege, Talkshows und Forenkämpfe.

Das Wörtchen erinnerungswürdig hast Du in seiner Kraft sehr schön relativiert. Denn ich erinnere mich auch gerne an einfach schöne, spaßige Dinge, die nicht unbedingt in die Kategorie Kunst gehören. Vielleicht müssten wir noch eins draufsetzen und "besonders erinnerungswürdig" oder "bewunderungswürdig" draus machen? Zeitlos wertvoll vielleicht?

Dann würden wir unsere Messlatte allerdings so hoch setzen, dass sehr sehr wenige Spiele im elitären Sieb hängenbleiben! Aber das wäre gut.

Bis denne

4P|Jörg
[/b]
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Max Headroom
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;-) Sag ich doch

Beitrag von Max Headroom »

@Jörg:
(..Deja-vu..)
hey, hey, hey - diese Kolumne schlummert in Skizzen schon seit über einem halben Jahr auf meinem Rechner! Und der anale Ausflug ist direkt TV-inspiriert, und zwar von einer arte-Reportage zum Thema Kunst, wo das betreffende Berliner Museum besucht wurde. Vielleicht machen wir uns einfach die gleichen Gedanken?
Keine Angst, ich habe auch per Smileys klargestellt, dass ich es schmunzelnd sehe ;)
Als ich damals über den Künstler schrieb, der mit menschlichen Fäkalien (politisch korrekt ?;)) \"Kunst\" erstellt, habe ich auch wenige Tage vorher den Bericht über ihn auf einem dritten gesehen.
Aber dies beweist mal wieder ... Gedankenübetragung existiert !! Damit wäre es wohl klar... telekinetische Fähigkeiten wie in Parasite Eve schlummern in jedem von uns ;)

Zum Nachfolger sehen wir\'s anscheinend gleich. Passt der Nachfolger thematisch und von der Tiefe her hervorragend zum Vorgänger, dann verschmelzen beide in einem Gesammtkunstwerk. Wichtig ist hierbei, dass der Künstler (Filmemacher, Buchauthor, Musiker, ...) das ganze auch als EIN ganzes geplant hatte und nicht erst nachträglich die Storyline rumwurstelt, nur um z.Bsp. 2 neue Charaktere einzubauen. Zum Beispiel merkt man bei den meisten Filmvortsetzungen, dass eigentlich schon im erstem Teil alles eingebaut und zu einem Ende gebracht wurde. Damit haben viele Filmemacher eigentlich schon im vorhinein klargestellt, dass ihr Werk wohl keine \"offizielle\" Fortsetzung haben wird. Steven Spielberg sagte mal auch in einem Interview, dass er niemals eine Fortsetzung zu \"E.T.\" drehen, geschweige sein O.K. dazu geben würde. Das Werk sei für ihn schon vollständig beendet. Damit sprach er mir aus der Seele ;) Manche Produzenten lassen das Ende nachträglich editieren, um es als offenes Ende darzustellen. Der Director\'s Cut allerdings stellt zumeist klar, dass das \"Werk\" an sich anders geplant war. Dies ist eben mit Terminator 2 der Fall gewesen.
Projizieren wir dies auf die Spiele, finden wir ebenfalls Titeln, die in Teilen zusammengesetzt ein grosses Werk ergeben, wie die Werke von Sierry und Lucasarts (Monkey Island, Leisure Suit Larry, Kings/Police Quest), als auch Titeln, die einen Nachfolger nicht gerade verdient hatten. Im krassestem Fall wurde sogar ein komplett anderes Spiel \"umgemodelt\", um den Titel zu bekommen. Super Mario Brothers 2, die bei uns bekannte Fassung, wurde eigentlich als völlig anderes Spiel konzipiert und in Japan erschien auch ein völlig anderes SMB 2. Erst nachträglich modelte man das Spiel selbst in Japan um und erschien parallel zu dem \"öffentlichem\" SMB 2. Durch den globalen Erfolg allerdings wurde dieser \"gemodderte\" SMB 2 Verschnitt zum bekanntem Nachfolger.

(..erinnerungswürdig..)
Vielleicht müssten wir noch eins draufsetzen und \"besonders erinnerungswürdig\" oder \"bewunderungswürdig\" draus machen? Zeitlos wertvoll vielleicht?
Das sind schöne Wörter, die einem den persönlichem Geschmack an Klassikern konkretisieren. IMHO sehe ich damit glücklicherweise keine \"Bewertung\" von Kunst an sich ;)
Ich kann eben z.Bsp. \"Elite\" als absolut bewunderungswürdig sehen, weil der intergalaktische Handel in dem kleinen Speicher eines C64er oder CPCs so perfekt implementiert wurde. Ich kann es als erinnerungswürdig ansehen, wenn ich in StarGlider 1 und 2 durch die sehr flotte Vektorgrafik fliege. und im Tiefflug die Mechas zerstöre. Ob damit jemand die Programmierkunst als \"Kunst\" sieht, oder doch nur als \"Ausübung seiner Arbeit\", ist eben sehr schwer festzusetzen. Da trennen sich die Wege von der populär bekannten Kunst und der individuell bewerteten Kunst. Wenn ich mir ausmale, wie ich schon bei einem simplen Scrolltext verzweifele, kann ich persönlich die Erschaffung eines (Spiele-)Universums mit ihren Handelsrouten als Kunstvoll ansehen. Der Malerkritiker wird sich dabei die Nase rümpfen und die 3D-Sternenhaufen mit ihren Pixeln als \"Computerbild\" abstempeln. Er hat eben andere Messlatten, an der er persönlich seine Kunst misst.
Ein Spieletest in einem Magazin oder auf einer Net-Seite sollte auch nur das Spiel vorstellen und anhand der technischen Möglichkeiten bewerten. Ob nun Tetris auch spielerisch als Kunst bewertet werden kann, sollte der Spieler selbst bestimmen können.
Somit kann man die Schiessereien in Quake einerseits als Pixelblut und sinnloses Geballere abstempel und als gewaltverherrlichende Kost indizieren. Andererseits kann man die grafische Arbeit als zeicherische Kunst (Gemälde), die Musik eben als musikalische Kunst (Kompositionen) und das Spieledesign als auch teilw. die Programmierung als schöpferische Kunst (Bildhauerei) aufsplitten und selbst Soldier of Fortune als Kunstwerk darstellen :)
Deshalb sehe ich eine Indizierung wegen Pixelblut eben mit anderen Augen ;)
Dann würden wir unsere Messlatte allerdings so hoch setzen, dass sehr sehr wenige Spiele im elitären Sieb hängenbleiben! Aber das wäre gut.
Ob es gut ist ? ;) Es wäre dann auf jedem Falle einfacher, die \"Besten der Besten\" zu erkennen. Das ganze hat bei mir immer so einen bösen Nachgeschmack ;)
Wie schonmal gesagt... die Bewertung der Kunst an sich, den Spielspass, die klangvolle Musik oder das besonders gut gemalte Titelbild sollte doch jedem sich selbst überlassen sein ;)
Es ist allerdings eine Frage der \"Moral\", ob nun nun das Bild, die Musik oder das Spiel nun \"erlaubt\" wird oder nicht. In unserer Gesellschaft haben wir einerseits die Meinungsfreiheit als auch die künstlerische Freiheit. Auf der anderen Seite allerdings sollten sich Gruppierungen von Menschen auch beschützt fühlen. Und ob Polizisten sich so geschützt fühlen, wenn ihre Nachbarskinder \"virtuell\" auf sie schiessen ? Bei einem solchen Konflikt ist eine Ungerechtigkeit schon vorprogrammiert. Der Spielehersteller hat einen Titel erstellt, der NICHT das Ziel setzt, wahre Leben auszulöschen. Der Polizist aber *bewertet* dieses Spiel mit anderen Massstäben. Im Falle von C&C Generals z.Bsp. war es wohl niemals das Ziel von Westwood, mit dem Spiel möglichst reale Gegebenheiten zu simulieren und Trainingseinheiten mit der Software auszubilden, oder ? ;) Titeln wie Americas Army oder Operation Flashpoint, ja selbst das gute alte Silent Service aber ist wesentlich realer, soll aber nur eine Simulation sein, niemals die Wirklichkeit. Und gerade im Falle von Op. Flashpoint ist doch bekannt, dass das Militär da gerne mal die CD einlegt. Hat das Programmiererteam dabei eine kunstvolle Arbeit abgelegt ? Ist das Programm an sich kunstvoll ? ;) Im Bezug auf dem Schutze in unserer Gesellschaft ist hier wirklich schwer, sowas zu \"Bewerten\" ;)

-=MAX HEADROOM=- - Der Virus der Gesellschaft
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Jörg Luibl
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Definition, Moral & Co

Beitrag von Jörg Luibl »

Hi Max,

wir werden wohl auch keine allgemeingültige Definition von Kunst auf die Beine stellen - da haben sich ganze Philosophen-Generationen die Zähne ausgebissen.

Trotzdem sind wir, denke ich, nicht so weit voneinander entfernt. Nur bei der Moral & Gewalt will ich hart bleiben und sie ganz rauslassen. Krass gesagt: Meiner Meinung nach kommt es nicht darauf an, WAS virtuell zerstört oder getötet wird, sondern WIE es umgesetzt wird. Mein Lieblingsbeispiel ist hier immer Max Payne, das brutal und blutig war, aber neue Zeichen im Shooter-Genre setzen und mit der Zeitlupe Dutzende Nachfolger inspirieren konnte...das könnte auch 2013 noch Erwähnung finden. :wink:

Schade ist nur, dass der hier diskutierte Blickwinkel in der öffentlichen Diskussion gar nicht bzw. zu wenig berücksichtigt wird. Dabei beeinflussen Spiele Kinder, Jugendliche und Erwachsene mindestens genau so wie Bücher, Filme oder Musik. Immerhin wächst ein Großteil mit Videospielen auf, wird mit Konsolen & Hardware älter etc. - es ist definitiv ein Teil der Mentalitätsgeschichte! Schaut man in den Blätterwald der Tages- und Kulturzeitungen findet man fast gar nichts. Und was auf GIGA und RTL2 abläuft ist eine dermaßen verkitschte Anbiederung, dass einem schlecht wird. Aber ich schweife ab...

...dabei wollte ich gerade Feierabend machen!

Bis demnächst!

4P|Jörg
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