Sir Richfield hat geschrieben: ↑05.05.2017 13:34
Ich habe da so ein paar "mittelere" im Abo.
Die würden sich freuen, wenn sie eine 40 Stunden Woche hätten. Und wie sicher deren Zukunft ist, das sehen wir ja gerade in der News.
Wenn YouTuber oder, schlimmer, Twitch Streamer ihre Zeiten nicht halten, dann merken die das sofort und drastisch. Und nicht nur, weil die von ihren Zuschauern mehr als nur sonst beleidigt werden.
Sondern weil die Abozahl sofort schwankt, wenn du nicht "lieferst".
Schlimmer noch, denen fehlt direktes echtes Feedback zu ihrer Arbeit. Bei mir gibt es die technische und redaktionelle Freigabe und den direkten Kontakt zum Kunden.
Als YouTuber musst du auf die Zugriffszeiten warten UND hoffen, dass dich nicht ein Claim oder Strike dazwischen kommt.
Und das passiert auch, wenn man seinen Vorgarten filmt - ohne Musik.
Also ICH empfinde das als streßig.
Aber, wie gesagt, das bin nur ich! Ich hatte auch mal die Idee, aus Scherz ein paar Videos zu machen.
Aber ich habe überlegt, was mich das Equipment kosten würde, wie viel Zeit ich dafür "opfern" müsste und vor allem kam dann ein Kundentermin dazwischen, bei dem ich mehrere Tage am Stück für Stunden fast ohne Unterbrechung reden musste.
Und dann war dieser "Traum" für mich schnell gestorben.
Möchte mich grad mal für deine Kommentare bedanken - auch die vorigen und nachfolgenden - mit denen du auch ein wenig die andere Seite durchleuchtest. Hier wird leider ein wenig zu sehr pauschalisiert, was "Youtuber" angeht. Es ist zwar einerseits etwas, was man sehr gerne tut - und demnach ist es auch erstrebenswert, es zu seinem Beruf zu machen - doch mit viel Aufwand ist das alles ebenfalls verbunden, was ich dem einen oder anderen hier näherbringen möchte, da hier doch etwas Unwissenheit vorherrscht - und nein, ich glaube nicht, dass ich ein stressigeres Leben als ein Neurochirurg habe, möchte mir aber auch nicht immer wieder anhören, wie einfach das Leben als Content Creator sei (den man nach der Logik auch sehr einfach selbst ausüben könnte, statt sich zu echauffieren):
Mit Youtube schlägt man nämlich den Weg der Selbstständigkeit ein. Grundsätzlich bedeutet das für einen zwar gewisse Freiheiten, doch wenn man das Klischee des klassischen Youtubers ausblendet, der sich durch Clickbaiting profiliert, kommen bei allen anderen stets Versuche, sich neue Gedanken zu machen und ihre Videos zu verbessern. Das alles beginnt mit der Erlernung von Photoshop (in meinem Fall GIMP), von Schnittprogrammen, dem korrekten Aufsetzen einer passenden Beschreibung und in allererster Hinsicht: Dem guten Kommentieren, parallel zum Spielen, was ebenfalls auf höherem Niveau sein sollte, da man sonst gerne mal Leute - zurecht - verärgert, wenn man zum x-ten Mal an einer Stelle stirbt.
Allein das Erlernen guten Kommentierens benötigt Monate und selbst dann lernt man immer weiter dazu. Nimmt man es gänzlich ernst, stellt man sich auch mal gerne vor den Spiegel und diskutiert eine halbe Stunde über ein aktuelles Thema, um die Artikulation aufzuwerten. Die Freiheiten, die man als Selbstständiger hat, weichen dem ewigen Drang, sich zu verbessern. Ich selbst habe mehrere Nächte fast schlaflos verbracht, weil ich in etlichen Plugins zahlreiche Einstellungen ausprobiert habe, mit denen meine Videoqualität besser wird (da Youtube nur recht niedrige Bitraten zulässt und das Bild ohne Nachbearbeitung recht verschwommen aussieht). Vor Kurzem holte ich mir Mikrofon & Mischpult für knapp 500€ und zuletzt startete ich auch meine neuste Formel 1-Saison, in der ich einige Stunden mit dem Modden der Inhalte verbracht habe und unzählige weitere, um mir Gedanken zur Inszenierung und zur Umsetzung dieser zu machen. Besonders viel Zeit haben die eigens erstellten Grafikeinblendungen benötigt, ebenfalls wie das Integrieren der TV-Kamera im Rennverlauf. Bei Letzteren - auch wenn man es kaum merkt - sind ebenfalls dynamische Kamerafahrten eingearbeitet.
Während bereits ungeschnittene Let's Plays einer größeren Vorbereitung bedürfen und bei aufmerksamer Produktion ebenfalls ein wenig Zeit benötigen - ich beispielsweise nehme meine Audiospur separat auf, damit ich die Lautstärke im Spiel in bestimmten Szenen anpassen kann (hiermit geht einher, dass ich die Spuren ebenfalls synchronisieren muss) - benötigt man in Videos wie der neuen Formel 1-Saison Stunden an Arbeit für die Umsetzung der zuvor erarbeiteten Ideen.
Natürlich hat man auch noch andere Sorgen als lediglich die Videos: Man führt quasi sein eigenes kleines Unternehmen, was bedeutet, dass man auch Kontakte knüpfen & pflegen muss. Man muss sich um Steuerfragen kümmern, ebenso wie um Krankenversicherung & co. Und wenn man wie ich mit 22 auch noch in Vollzeit studiert und dennoch Youtube betreiben möchte, dann muss man sich auch mal im sozialen Leben hin und wieder mal stark einschränken. Und natürlich muss man auch - was hier korrekterweise festgehalten wurde - seine Präsenz über viele Plattformen streuen und sich ein zweites Standbein schaffen, was sehr zeitaufwendig ist. Das schaffe ich zwar auch schon mit meinem Studium in "Economics", aber da ich definitiv weiterhin im kreativen Bereich tätig sein will, versuche ich auch, möglichst auf Twitch, Facebook, Instagram und Twitter, neue Leute zu erreichen, um im Worst Case, also wenn Youtube komplett down ist, ein passendes Substitut zu haben.
So, wollte meine Erfahrungen der letzten 2,5 Jahre auf der Plattform auch mal geteilt haben und hoffe, dass der Kommentar als genau das gesehen wird - als Erfahrungsbericht. Mit dem Blick hinter die Kulissen kann man hin und wieder wohl auch sein eigenes Bild erweitern und da ich als langjähriger Zuschauer beide Perspektiven kenne, denke ich, dass ich von einigen empfundene Punkte verstehen, und gut auf sie eingehen kann. Jetzt muss ich aber wirklich los. Prey erwartet mich