stefan251 hat geschrieben: Na klar gibts auf YouTube Schund en masse, aber mir gehts da einfach vielmehr um den Denkprozess, etwas ist nur Arbeit, wenn ich Geld dafür kriege, egal was dahinter steckt und alles wo womöglich viel mehr Arbeit dahinter steckt nur halt nicht bezahlt wird, gilt nicht als Arbeit und wir im besten Fall milde belächelt oder abfällig angeschaut.
Ich finde du missinterpretierst einfach die Frage "Was ist deine Arbeit?". Sie bedeutet im Endeffekt eben schon "Womit verdienst du dein Geld?" Denn sind wir mal ehrlich, niemand, der eine "normale" geregelte Arbeit hat versteht diese Frage fehl und antwortet sowas wie "Meine große Schlumpfsammlung ist meine Arbeit.".
stefan251 hat geschrieben:Nein. Schlicht und ergreifend nein. Nicht aus meiner Sicht. Aus meiner Sicht ist es wünschenswert wenn ein Job MIR was bringt, ob da sonst noch irgendwer was davon hat, ist mir denkbar egal.
Du hast mich hier falsch verstanden, womöglich, weil ich mich zu kurz gefasst habe. Mir war es ein Anliegen, dass der Idealfall wäre, dass jeder einen Job macht, der ihm gefällt und dieser Job zusätzlich noch gesellschaftlich relevant wäre.
stefan251 hat geschrieben:Ich wüsst nicht, wie ich mir da widersprech: Ich seh meine Tätigkeit als Arbeit an, auch wenn ich damit kein Geld verdiene - weil es etwas ist was ich mit Leidenschaft machen will. Sollte es je der Fall sein, dass Geld dabei rausschaut, nehm ichs - no na - aber wenn das ausbleibt, finde ich es auch nicht tragisch. Weils nicht ums Geld geht.
Verzeih mir, ich glaube ich kann dir nicht ganz folgen. Wir sind im Extremfall, dass ein Youtuber keinerlei Einkommen hat, aber leidenschaftlich an seinen Videos arbeitet und du würdest dann sagen, diese Person habe eine Arbeit?
Versteh mich nicht falsch, die Diskussion, was nun genau Arbeit ist, besonders wenn kein Einkommen erzielt wird, muss sogar dringend geführt werden, wenn wir uns so Sachen wie Kinderbetreuung, Pflege der Alten, Haushalt etc. anschauen. Nur, alle von mir aufgezählten Dinge haben einen gesellschaftlichen Nutzen, weswegen es leicht zu argumentieren ist, dass die Gesellschaft derlei Beschäftigungen in irgendeiner Weise honorieren. Es fällt mir aber bedeutend schwerer zu begründen, warum die Gesellschaft es honorieren sollte, wenn jemand einem nicht gesellschaftlich relevanten Hobby nachgeht. Sonst könnte ich ja auch sagen "Hey, ich lese furchtbar gerne, nein, sogar leidenschaftlich gerne. Ich werde ab jetzt nur das tun und wie ich diesen Lebenstil finanziere ist allein Sache der Gesellschaft.".
stefan251 hat geschrieben:
Und eben genau das ist es, solang man dazu gezwungen wird, nur des Geldes wegen irgendeinen womöglich verhassten Job anzunehmen, kann man weder in D noch in Ö das Leben führen, das man will. Ja, ich sehe das sehr sehr radikal.
Du bist nicht gezwungen Jobs zu machen, die du hasst. Natürlich ist es schwieriger einen Job auszuwählen, den du gut findest, je geringer deine Qualifikation ist. Dennoch ist Sklaverei sowohl in Deutschland als auch in Österreich verboten, also kann dich niemand dazu zwingen einen Job zu tätigen, den du hasst. Aber: Ob es dir passt oder nicht, Geld brauchst du zum Leben (vorausgesetzt du wollst nicht betteln). Und dieses Geld muss irgendwo herkommen. Und bei dem, was ich zumindest aus deinem Text herauslese, nämlich das du nur tun willst, was dir Spaß macht, aber ohne an die Finanzierung deines Spaßprojekts zu denken, kann ich halt nur mit dem Kopf schütteln. Denn die Ironie des Ganzen wäre ja, dass dein Spaßprojekt letzten Endes doch durch die "normalen" Jobs finanziert wird.
stefan251 hat geschrieben:da bin ich lieber arbeitslos (im erwerbstätigen Sinn) und beziehe Geld vom Staat, bevor ich meine psychische Gesundheit mit unter 35 komplett ruiniere.
Und damit hast du ja auch Recht. Was ich daran nur kritisiere ist es, das diese Erfahrung dir offenbar die Überzeugung eingeimpft hat, dass die Allgemeinheit dir deine Leidenschaft zu finanziere habe. Denn sind wir mal ehrlich: Die Wahrscheinlichkeit, dass du als Youtuber genug Geld verdienen kannst um davon autonom leben zu können spricht nunmal gegen dich. Und dementsprechend könntest du ja zum Beispiel zweigleisig fahren, indem du dir neben der Erstellung der Videos Jobs anschaust, die dir ebenfalls Spaß machen könnten und deine Nerven und somit dein Seelenleben nicht komplett ruinieren.