mr archer hat geschrieben: ↑11.09.2017 12:53
Dunkirk
Beeindruckendes Stück Cinematografie. Nolans bester Film seit langer Zeit. Und nach all den Jahren der Wut wohl meine endgültige Aussöhnung mit Hans Zimmer. Groß.
Der Aussage "Beeindruckendes Stück Cinematografie" würde ich zustimmen, leider dennoch auf anderen Ebenen
eine kleine Enttäuschung für mich persönlich.
Ich finde Nolan gelingt es sehr gut große Bilder auf die Leinwand zu bringen, die technisch beeindruckend
sind und einem das beklemmende Gefühl der Soldaten "erfahrbar" zu machen. Dennoch hatte ich meine
Probleme mit diesem Versuch der reinen Immersion, also diesem "mittendrin statt nur dabei"-Gefühl.
Dies hatte zwar eine gewisse Intensität, doch irgendwann wurden bestimmte Szenen redundant:
Beim zehnten mal schockt mich das beinahe-Ertrinken nicht mehr
Außerdem sind in dem Film nur Nicht-Charaktere. Schon als ich das Kino verließ wusste ich keinen
einzigen Namen mehr und es war mir auch egal. Das ist mir immer noch lieber als eine pathetische
Heldengeschichte die wir schon x-mal gesehen haben (Saving Private Ryan), aber letztendlich hat es
dazu geführt, dass ich in den Momenten in denen ich nicht immersiv investiert hatte einen sehr
beobachtenden Blick auf alles hatte, da mich die Schicksale der Personen nur am Rande interessierten.
Dieser beobachtende Blick wäre nichts Schlimmes, wenn das Gezeigte abseits des Spektakels interessant
gewesen wäre.
Leider fehlte es dort aber an Radikalität bzw Härte wie in einem "Come and See", damit ich wirklich
den Grauen des Krieges auch nach dem ansehen noch im Hinterkopf behalte. Hier gab es aber kein Bild
und keinen Charakter der sich in meie Erinnerung gebracht hatte.
Daher kann ich nur sagen, ich war während des Guckens nie gelangweilt, meistens sogar investiert, aber
nach einmal drüber schlafen war mir der Film sofort egal.
Kleiner Geheimtipp:
WERCKMEISTER HARMONIES (Bela Tarr)
Wurde mir mal empfohlen, mit der Warnung er sei extrem artsy & seeeehr langsam.
Nachdem ich den Film gesehen habe muss ich widersprechen. Es stimmt das der Film
als Arthouse-Werk durchaus unkonventionell in seiner Dramaturgie ist, allerdings ist, allerdings sieht man
hier keine wahllose Aneinanderreihung von symbolträchtigen Bildern, die eine große Bedeutung vorgeben
wollen. Stattdessen gibt es eine relativ klare Geschichte, die aber etwas abstrakter erzählt wird, als man es
kennt, und dem Zuschauer genug Interpretationsraum ermöglicht, ohne eine definitive Antwort vorzugeben.
Das der Film langsam ist könnte man annehmen, da die Shots durchschnittlich über 2,5 Minuten gehen
bevor ein Schnitt erfolgt. Jedoch kam er mir nicht länger vor als andere Filme von zweieinhalb Stunden,
denn der Film schafft es durch seine Bilder und seine Musik eine Atmosphäre aufzubauen, die schon
fast etwas hypnotisches hat. Zumindest bei mir hat das so funktioniert.
Natürlich ist das ein grundverschiedener Film zu Dunkirk, weshalb ein Vergleich quatsch wäre,
aber eine Sache möchte ich doch sagen: Mir ist Werckmeister Harmonies deutlich länger und intensiver
im Gedächtnis geblieben. So eine Art von Film die bei mir gewachsen ist, durch das Nachdenken darüber.