Lies mal bitte meine Beiträge hier im Thread, da wirst Du sehen, dass Du hier bei mir offene Türen einrennst. Ich habe sogar dezidiert darauf hingewiesen, dass es in Tschechien eine hinterfragbare Verklärungstradition der Hussiten im Rahmen einer nationalen Selbstwahrnehmung gibt, von der ich auch hier bei Vávra Spuren zu entdecken meine.Sharkie hat geschrieben: ↑17.01.2018 21:04 ... stellt sich hier doch weniger die Frage nach tatsächlichen historischen Identifikationsprozessen, als vielmehr nach einer möglichen Instrumentalisierung historisierender Verklärung zur Legitimierung heutiger Ideologien. Denn dazu braucht es ja überhaupt keine wie auch immer geartete, historisch verbriefte Spielart von Nationalbewusstsein als Vorlage oder Anknüpfungspunkt, ein grobes Zerrbild reicht vollkommen aus: Beispielsweise stand bzw. steht bei Nazis wie Neonazis das Germanentum als pseudo-historischer deutscher "Gründungsmythos" bekanntlich hoch im Kurs, auch wenn die Germanen mit "Nation" überhaupt nix am Hut hatten. Andererseits natürlich umso wichtiger, dass Ihr deutlich auf den groben Revisionismus solch fehlgeleiteter Bezugnahmen hinweist.
Der sehr empfehlenswerte tschechische Autor Jaroslav Rudiš hat das im Nachwort seines 2015er Romans "Nationalstraße" mal so formuliert:
„Ich wollte ein Buch schreiben über uns Tschechen, die wir unter uns leben und große Angst vor dem Fremden und vor den Fremden haben. Es hat etwa hundert Jahre gedauert, bis wir ankamen, wo wir heute stehen. Von Österreich-Ungarn haben wir uns 1918 getrennt, 1938 kamen die Nazis, die alle Juden umgebracht haben. Die vielen Deutschen, die in der Tschechoslowakei lebten, wurden nach Kriegsende vertrieben. Kurz nach der Wende haben wir uns von den Slowaken verabschiedet. Ich wollte ein Buch schreiben über die absurde Einsamkeit, in der wir heute leben – mitten in Europa.“
Eine Diskussion zwischen Vávra und ihm wäre sicherlich aufschlussreich.