Holy fuck war der schlecht... Sam Mendes hat wirklich absolut keine Ahnung, wie man einen Kriegsfilm inszeniert.
Aber fangen wir mal beim offensichtlichen an: die Kameraarbeit von Roger Deakins ist grösstenteils phänomenal. Die Schnitte sind dermassen geschickt gelöst und platziert, dass der Film tatsächlich wie ein One-Cut wirkt.
Die Soundabmischung ist ebenfalls absolut in Ordnung, auch wenn es bis auf wenige Szenen grundsätzlich nicht viel auf die Ohren gibt.
Aber abgesehen davon ist der Film wirklich absolute Grütze.
Kennt ihr diese kleinen mini Post-its? Also die ganz kleinen? Die Story wurde auf einem solchen notiert. Hier erinnert der Film frappierend an Saving Private Ryan (später SPR genannt), doch mit entscheidenden Unterschieden, auf die ich noch eingehen werde.
Aber der Grundplot ist bei beiden Filmen ähnlich dünn.
Das hat SPR aber nicht davon abgehalten, dennoch ein guter Film zu sein. Doch wieso? Die Charaktere waren es nicht, bzw. nur teilweise. Abgesehen von Captain Miller waren die meisten aus der Truppe ziemlich austauschbar und es dauerte bis Band of Brothers, bis wir endlich eine WW2 Story mit richtig guten Charakteren hatten.
Doch SPR triefte nur so vor Atmosphäre und zwar ab der ersten Minute. Man kann dem Film einen gewissen Patriotismus nicht absprechen - so wie bei ziemlich jedem WW2 Film der aus Sicht der Amerikaner gedreht wurde - doch wer selbst einmal diese Gedenkstätten und Friedhöfe gesehen hat, weiss um deren Wirkung.
Diese Stilmittel sind "billig", doch sie passen zu SPR wie die Faust auf's Auge. Und egal ob der Trupp über Wiesen spaziert, Stellungen ausschaltet, durch ein zerbombtes französisches Dorf schleichen muss während der Regen nur so runterprasselt oder sie sich nachts in einer Kirche verschanzen; die Atmosphäre ist stets extrem dicht.
..und genau das fehlt 1917 an jeder Ecke. Am Anfang wird alles noch stimmungsvoll eingefangen. Die Schützengräben mit den kauernden Soldaten, manche essend, manche schlafend, manche einfach in's leere starrend. Unsere beiden jungen Soldaten sind Freunde und tragen den Film während der ersten halben Stunde, doch danach gehts rapide abwärts.
Der Streifen hangelt sich von Plothole zu Plothole, versucht zwischendurch Schiessereien zu inszenieren oder Dramaturgie mit einzustreuen damit man mit dem Schicksal des Protagonisten mitfiebert - doch es funktioniert einfach nicht. Man sollte meinen, die Aufgabe die es zu erfüllen gilt, habe eine gewisse Tragkraft; aber man merkt davon rein gar nichts. Es ist eigentlich irgendwie scheissegal und das Ende ist noch unbefriedigender als man es sich hätte vorstellen können.
Sämtliche Charaktere die uns irgendwo auf dem Weg begegnen, hinterlassen keinerlei Eindruck. Ich weiss von keinem einzigen den Namen, nichtmal vom Hauptprotagonisten. Es findet weder Charakterentwicklung statt, noch sonstwas. Wir erfahren auch rein gar nichts. Vielleicht ist das gewollt, um aufzuzeigen, dass die meisten Soldaten nichts weiter als kleine Nummern in einer Armee waren. Nur funktioniert das bei einem solchen Film nicht. Dafür wäre eine ganz andere Perspektive nötig, dann liesse sich das als entsprechendes Mittel verwenden.
So ist es ein WW1 Film der uns ein Mittendrin Gefühl vermitteln soll und dabei kläglich versagt. Keine einzige Actionsequenz ist spannend, abgesehen von zwei Momenten ist nichts überraschend und zu keinem Zeitpunkt ist irgendwas hier glaubhaft.
Wer einen etwas langatmigen aber stimmungsvollen WW1 Film sehen will, ist bei "All quiet in the west" viel besser aufgehoben. Und gute Kriegsfilme unabhängig vom geschichtlichen Setting gibts mit Platoon, SPR, Apocalypse Now, BoB, The thin red line oder sogar We were soldiers mehr als genug. Aber 1917 ist abgesehen von der technischen Umsetzung einfach nur ein absoluter Reinfall mit einschläferndem Potential.