johndoe-freename-100947 hat geschrieben: ↑15.06.2020 22:52
Filmfans sind trotzdem akzeptiert weil es eben auch sehr viele anspruchsvolle Filme gibt die versuchen dem Zuschauer etwas mitzuteilen...
Die dann trotzdem keiner guckt.
Na dann schau mal wieder in die IMdB Top 250 und nenn mir das spielerische Anspruchsäquivalent zu Shawshank Redemption, Schindlers Liste, Forrest Gump, Interstellar, Requiem for a Dream, Der Untergang, Das Leben der Anderen, oder "gar" Fight Club (einer meiner all-time-favs der nerdig ist aber trotzdem eine message in sich trägt):
Normalerweise würde ich euch beipflichten. Gab vor gut 15 Jahren übrigens ein Spiel zu The great Escape (Gesprengte Ketten). Soll grausam gewesen sein, hatte aber immerhin dazu geführt, dass ich mir den Film auf DVD geholt habe. Toppt zusammen mit Papillon und ein paar anderen übrigens vieles neuere. Um aber mal zurück zu Spielen wie TLou zu kommen, war ich einerseits schon davon enttäuscht, weil es derart über alle Konsolengrenzen hinweg gehyped wurde und wie wenig es letztendlich spielerisch zu bieten hatte. Weil aber gerade sonst nicht viel nennenswertes zu erscheinen scheint, dank der ungenauen Informationslage durch die entfallene E3 über den weiteren Verlauf des Spielejahres 2020, könnte man notgedrungenerweise auch zu TLou 2 greifen. Denn zwischendurch geht so was echt mal okay. So wenig ich auch sonst mit den Vorgängern anfangen konnte, fand ich Uncharted 4 nämlich gar nicht mal mehr so schlecht.
Ich werde The Last of Us 2 sicher spielen.
Mir geht es nicht wirklich darum, die als überflüssig oder schlecht zu betiteln (die Uncharted Serie liegt mir zwar echt nicht - aber ist ja Geschmackssache), sondern eben nur diesen Status als repräsentatives Meisterwerk und Vorbild für das gesamte Medium zu hinterfragen.
Das wäre einfach schade, wenn Videospiele so reduziert betrachtet werden.
Ein The Last of Us (für 2 mag ich noch nicht sprechen) könnte in dem was es erreicht und will eigentlich auch problemlos als Serie umgesetzt werden (siehe The Walking Dead Serie oder ähnliches).
Dann fehlen eben die Gegnerwellen oder ein bisserl mittelklassiges Stealth und "Puzzle" (Kisten schieben) Gameplay. Die Storyszenen erlebt man eh quasi alle passiv.
Ironischerweise hat da das The Walking Dead Spiel für mich spielerisch mehr zu bieten. Klar, wenn man genauer hinsieht, sind viele Entscheidungen, die man im Spiel trifft, eher nur Kosmetik - bei mir hat es aber gewirkt.
Mir wurde gut vorgetäuscht, dass ich da jetzt die großen Entscheidungen zwischen Leben und Tod einzelner Charaktere treffe und somit den Ausgang der Geschichte verändere.
Mit anderen Story-Pfaden habe ich nie experimentiert und auch keine Videos dazu angesehen.
So war es für mich ein gefühlt sehr individuelles Erlebnis. Meine Geschichte.
Das können nur Videospiele (bzw. natürlich auch sowas wie Pen and Paper Rollenspiele etc.).
die qualität eines spiels nach seiner story zu bemessen ist in etwa ähnlich sinnvoll wie einen film nach seiner kulisse.
spiele brauchen keine story um gut zu sein. dass sie auch gute geschichten erzählen können ist nebensache.
warum spiele hier immer mit filmen verglichen werden ist mir ein rätsel. filme sind vom konzept her nichts anderes als aufgezeichnete theaterstücke. spiele haben einen ganz anderen hintergrund, nämlich spiele ^^.
videospiele haben nur den vorteil, dass man sie sehr gut alleine spielen kann, oder heute auch gemeinsam mit jemandem, der am anderen ende der welt sitzt.
bei den spielen hat sich irgendwann auch die erzählung von geschichten eingeschlichen, aber ich würde nicht sagen, dass das von filmen kommt, sondern eher aus dem pen & paper bereich.
deshalb sind spiele mit dünnem gameplay aber einer guten und gut erzählten geschichte mit glaubhaften charakteren für viele auch nicht besonders ansprechend. ich mag das auch eher nicht. gesellschaftliche akzeptanz kommt durch die verbreitung. ich weiß nicht wie alt alle hier sind (ich glaub eher um die 30, eher älter), aber soweit ich das sehen kann, ist die akzeptanz von videospielen unter dieser bevölkerungsgruppe wesentlich größer.
ob spiele einen besonderen intellektuellen wert haben ist dabei völlig hinfällig. beim spielen selbst geht es um völlig andere dinge. das merkt man dann sehr gut wenn intellektuelle sich an spielen probieren und dabei völlig versagen. spiele fordern vom spieler eben völlig andere fähigkeiten. und das ist es was spiele im kern ausmacht.
dass spiele auch interessante geschichten erzählen können sollte klar sein. es gibt auch reichlich menschen, die das nicht anerkennen. diese ansicht ist wohl auch weiter verbreitet je älter die leute sind. das liegt natürlich hauptsätchlich daran, dass diese leute sich nie mit dem medium auseinandergesetzt haben. aber warum sollten sie auch, wenn sie der spielerische teil daran nicht interessiert? da kann man ja auch einfach einen film draus machen, der die gleiche geschichte erzählt, aber dieses lästige gameplay dazwischen nicht hat. das ist wohl ein wichtiger teil warum sowas oft ignoriert und dadurch oft nicht erkannt wird.
wenn ich mir anschaue was die meisten leute so spielen, und ja, das sind spiele aufm handy, dann sind das spiele mit 0 story. der spielerische anspruch mag da teils fragwürdig sein, aber das ist teils auch gar nicht so wichtig. wenn man ein quiz-duell mit freunden oder familie machen kann, dann hat auch seinen wert, obwohl es weder eine gameplay-bombe ist, noch eine story hat. und das ist eigentlich ein super spiel, wo man auch noch was lernen kann, was eigentlich das ist was spielen eigentlich bedeuetet: lernen
Was für ein wundervoller Thread! Kann mich dem hier geschrieben größtenteils nur anschließen, obwohl ich durchaus zu denen gehöre, die gerne mal eine gute Story mit spartanischem Spielgehalt genießen. Mit gute Story definiere ich allerdings längst nicht mehr das filmreife Storytelling der eben genannten TLOU, Uncharted oder Spiderman. TLOU war für mich anfangs ein wirklich angenehmes Spiel, das unheimlich viel Faszination durch seine Kulisse zog und dann einige, sehr interessante Bereiche bot, in welchem man praktisch wehrlos war und den Infizierten entkommen musste. Irgendwann waren diese guten Ansätze für mich komplett ausgelutscht und es entwickelte sich genau wie die TR Reboots bzw. Uncharted zu einer endlosen Anreihung von Scharmützeln mit hohem Gorepegel und cineastischen Killingmoves. Genau da hat mich das Spiel irgendwann verloren. Hätte man sich auf ein intelligentes, weniger flaches Spieldesign besonnen, hätte das Spiel mit tollen Ideen gespickt, wahnsinnig gut werden können. Nicht das es schlecht wäre, aber es wird halt dieser cineastische Fokus gesetzt, der es als Spiel weniger ernst nehmen lässt. Da werden zum Ende hin genau wie bei Uncharted meist nur Superlativen verschossen. Irgendein spektakulärer Absturz, die ganze Umgebung welche pompös in sich zusammen bricht, Explosionen, Feuer - aber Gameplay? Kloppen und Schießen. Blutbad. Man versucht gar nicht erst, erfolgreiche Ansätze anderer Schleichspiele mit zu integrieren, um einem wenigstens noch die Herausforderung zu bieten, das Spiel auf unterschiedliche Weise zu meistern, wie es ja schon die ersten Metal Gear Solid Spiele damals vollbrachten. Auch ein riesiger Kontrast zu beispielsweise Portal, wo ständig ein neues Aha-Erlebnis aus dem Hut gezaubert wurde. Dagegen ist Naughtydogs Effekt-Feuerwerk halt eher ein gutes Kaschieren von fehlender Spielsubstanz.
Das filmreife Inszenierung so massiv die Wertungen in der Spielepresse dominiert ist mir mittlerweile ein wenig suspekt. Es wurden ja schon genug Beispiele von sehr guten Spielen hier aufgezählt, die absolut eine höhere Wertungsregion verdient hätten, als insbesondere solche Gurken wie Spiderman. Habe mir das Spiel damals zum Release geholt, dann ewig liegen gelassen und nun mal intensiver angespielt. Praktisch ist es eine einzige Sammelorgie mit sehr unübersichtlicher und hektischen Kämpfen, die mir irgendwie schon extrem schnell auf den Zeiger gehen. Als klassischer From Jünger bin ich da einfach besseres gewöhnt. Dabei sind From Spiele keineswegs komplex in Sachen Steuerung. Aber praktisch bin ich bei diesen Spielen immer gezwungen, mich auf die jeweils nächste Ecke und dahinter lauernde Gefahren einzustellen und entsprechend Lösungen zu suchen, wie ich da möglichst heil durchkomme. Wenn ich dann gleichzeitig noch mit Details konfrontiert werde, die augenscheinlich erst mal nur als Teil der Umgebung wirken, um irgendwann später festzustellen, das diese Steinfigur oder der Grabstein eine Geschichte erzählt, genial. Dieses Über-Erklären von Handlungssträngen ist für mich bei Story basierten Games, Filmen und Serien sowieso das Schlimmste mittlerweile.
Meiner Meinung nach geht es beim Spielen einerseits um das "Ich will doch nur Spielen". Andererseits heißt Spielen auch lernen. Genau dieses Aspekt, durch Spielen immer wieder neue Erfahrungen zu sammeln, indem man sich auf eine neue Erfahrung oder Idee einlässt. Da bietet mir ein TLoU2 wahrscheinlich zu wenig, als das es mich auf die schnelle hinterm Ofen vorlocken könnte. Habe bisher eigentlich stets die Meinung vertreten das ich mir den Titel trotz allem noch geben werde. Inzwischen lege ich beim Neukauf einen viel stärkeren Fokus auf die Hidden Gems. Erst jüngst für 3DS habe ich mir Virtues Last Reward, Stella Glow, 7th Dragon und Codename Steam eingesackt. Schon vom ersten Inspizieren her alles Titel die enorme Anziehungskraft bieten, die mir kein AAA-Grafik-Game auf den ersten Blick so vermitteln konnte.
Der Chris hat geschrieben: ↑15.06.2020 23:58
Wenn ich meinen Freundeskreis so durchgeh dann hat noch lange nicht jeder diese Filme gesehen. Wenn ich auf den Familien- oder Bekanntenkreis ausdehne dann sieht es nicht viel anders aus. Willst du sagen, dass alle Leute die an dich herantreten und Gaming herabwürdigen so einen filmischen Background haben? Ich würde es stark bezweifeln. Was diese Liste belegen soll ist mir allerdings auch nicht klar...zumal einige durchaus fragwürdige Platzierungen dabei sind.
Man muss nun echt kein Filmnerd sein um einen guten Teil der IMDb-Top 250 zu kennen.
Diese Liste belegt dass Filme mit einer message und ein bisschen mehr „Anspruch“ sehr wohl populär sind, und kein Kunstmist den keiner sehen will (wie Du behauptet hast). Ich habe oben auch nur eine Hand voll Titel rausgegriffen.
Reviewer feiern filmisch inszenierte Zombie-Shooter die eigentlich B-Movies sein wollten als große Kunst, und das ist lächerlich wenn man zu den großen Brüdern vergleicht an deren Anspruch sie sich orientieren wollen.
Der Chris hat geschrieben: ↑15.06.2020 23:58Was wenn ich dir sage, dass Doom für mich in Gaming das ist was der Pate für den Film ist? Das ist sogar ein Statement das ich durchaus machen könnte.
Khorneblume hat geschrieben: ↑16.06.2020 11:14Gurken wie Spiderman. Habe mir das Spiel damals zum Release geholt, dann ewig liegen gelassen und nun mal intensiver angespielt. Praktisch ist es eine einzige Sammelorgie mit sehr unübersichtlicher und hektischen Kämpfen, die mir irgendwie schon extrem schnell auf den Zeiger gehen.
Habe ich bis heute links liegen lassen und werde vermutlich auch die PS5-Extended links liegen lassen. Da spielt noch ein wenig die Erinnerung an das grottige Spiel zum dritten Spider-Man-Film mit rein (2007). Trotz der an für sich sehr guten Gegnerauswahl. Ich mochte wohl die Batman-Spiele, womit sich mein Interesse an derartigen Spielen aber vorerst so ziemlich erschöpft hat.
Ich mag es normalerweise gar nicht, wenn man mich zu sehr an die Kette legt. Wenn mal ein nettes von A nach B dabei ist, geht auch das okay. Die absolute Entscheidungsgewalt zu haben, ist aber doch schon etwas feines. Sei es nun hinsichtlich der nächsten Mission, die über den Charakter oder den weiteren Handlungsverlauf, und wenn ich bei erneuten Spieledurchläufen immer noch neues entdecke, fühle ich mich regelrecht im Spielerhimmel .
Es muss doch klar sein dass da mehr geht als Zombies schießen und auf Goombas springen? Jason Schreier hat auf mehreren Ebenen Recht wenn er sich über den Schindlers Liste-Vergleich lustig macht.
Und dabei belasse ich das hier jetzt, sorry. Wenn Du glaubst dass Spiele (bzw. womöglich eher "Virtuelle Welten") als Kunstform bereits mit einem Shooter aus den 90ern und Super Mario ausgereizt sind und nur Cineasten "The Shawshank Redemption" oder "Requiem for a Dream" schauen dann kommen wir hier nicht zusammen.
johndoe-freename-100947 hat geschrieben: ↑19.06.2020 02:50
Wenn Du glaubst dass Spiele als Kunstform bereits mit einem Shooter aus den 90ern und Super Mario ausgereizt sind
Bei Schindlers Liste hat er mit seiner üblichen Machart aber ziemlich daneben gedroschen. Da ist er zwar nicht allein, gab's auch schon bei früheren Filmen, wenn man versucht vieles in sehr kurzer Zeit unterzubringen, das ab einem gewissen Zeitpunkt aber einfach nur noch sehr plump und klischeehaft heruntergespult wirkt, und somit arg die Glaubwürdigkeit untergraben wird. Da würde ich als Film zum Thema eher zu Der Pianist raten.
Ist doch ganz einfach. Wenn‘s Spaß macht, dann ist es auch nicht kulturell wertvoll. TLoU z.B. regt ja mehr zum Nachdenken an, als zum Spaß haben. Ich musste oft den Controller beiseite legen und erstmal nachdenken. Z.B. über die Arbeitsbedingungen bei Naughty D... ähh... die Gewalt.
Zuletzt geändert von yopparai am 19.06.2020 08:45, insgesamt 1-mal geändert.
Der Chris hat geschrieben: ↑19.06.2020 09:20
Das Gameplay fühlt sich zu 80% wie eine Maßnahme zum Strecken der Story an. Da könntest du einen Großteil von wegtun ohne dass man was vermissen würde.
Das hört sich nach einem typischen ND Spiel an.
Fand schon den ersten Teil vom Gameplay her ziemlich langweilig.
Großartig. Ich warte schon sehnsüchtig darauf, dass jemand den ersten Satz als Video auf Twitter zur Verfügung stellt. "Wenn du glaubst, dass ein Spiel wie LoU2 ein erzählerisches Meisterwerk ist, solltest du mal ein Buch lesen" ist nämlich etwas, was ich so oder ähnlich schon seit Jahren zu Leuten sage. Es ist gleichermaßen lustig und traurig, was diese Leute verpassen.
Ich kann den Typen nicht leiden. Wirklich nicht. Seine ganze Art und seine Präsentation sind mir völlig zuwider.
Aber Gott hat der den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich könnte mir das halbe Ding als Zitat in die Signatur schreiben („Endlich können Reviewer Mama sagen, dass sie einen richtigen Job hben“). Das ist so ziemlich genau das, was ich schon länger über diese Spiele und vor allem über deren Reviews denke, und ich bin noch nichtmal ein großer Filmliebhaber.
Note to self: Irgendwann mal Citizen Kane gucken.
Edit: Ach und den „Bobblehead-Test“ muss ich mir unbedingt merken. Wundervoll, da muss man erstmal drauf kommen.
Zuletzt geändert von yopparai am 22.06.2020 18:24, insgesamt 2-mal geändert.