Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Viel Spaß beim Diskutieren unserer Kolumnen und Kommentare!

Moderatoren: Moderatoren, Redakteure

Benutzeravatar
Usul
Beiträge: 11398
Registriert: 13.06.2010 06:54
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Usul »

Bachstail hat geschrieben: 08.07.2020 13:46Er mag die ein oder andere fragwürdige Aussage bezüglich TLoU 2 getroffen haben (mir fällt spontan eine SEHR dämliche Aussage ein) aber da dann direkt auf seinen Charakter zu schließen, sagt wiederrum einiges über jene aus, die ihn jetzt wieder in irgendeine Ecke stellen.
Nun deswegen ging mein erster Punkt ja auch weiter, u.a. mit "aber an solcherlei Extremverhalten auf allen Seiten des politischen Spektrums sind wir ja gewohnt."
Vielleicht ist das mißverständlich, ich meinte damit nicht Vargas, sondern das extreme Verhalten mancher Leute, die halt gerne in Schubladen stecken.
Doch im Normalfall wird man auch nicht in eine Schublade gesteckt, wenn man gar nix Dahingehendes gemacht hat. Deswegen meinte ich, daß das nicht von ungefähr komme.
loewenheim
Beiträge: 50
Registriert: 22.01.2014 18:07
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von loewenheim »

Bachstail hat geschrieben: 08.07.2020 13:46
Usul hat geschrieben: 08.07.2020 09:381. Die Vorwürfe an Vargas kommen meines Erachtens nicht von ungefähr.
Doch, eigentlich schon.

Er mag die ein oder andere fragwürdige Aussage bezüglich TLoU 2 getroffen haben (mir fällt spontan eine SEHR dämliche Aussage ein) aber da dann direkt auf seinen Charakter zu schließen, sagt wiederrum einiges über jene aus, die ihn jetzt wieder in irgendeine Ecke stellen.
Was ist falsch daran, aus jemandes Aussagen auf seinen Charakter zu schließen?
Bachstail hat geschrieben: 08.07.2020 13:46 Siehe LePies Beispiel mit resetERA, wo er als Frauenhasser, Schwulenhasser, Vergewaltiger und allgemein PoS bezeichnet wird und das schlicht, weil er nicht die Meinung dieses Forums bezüglich des Spiels teilt, es dauert auch nicht mehr lange, dass er der Liste der Personen hinzugefügt wird, über die man auf resetERA nicht mehr sprechen darf, sonst riskiert man eine Account-Sperrung.
Ich habe in das Forum reingeschaut und bin ziemlich abgestoßen; es ist ein bisschen wie Something Awful, halt nur nicht lustig. Ich finde viele der Meinungen, die ich dort über ihn gelesen habe, auch überzogen (und die Ironie, einen Thread mit zig Seiten darüber zu veranstalten, dass man nicht mehr über ihn reden soll, scheint ihnen auch nicht aufgefallen zu sein), aber dass es nur um seine Meinung zum Spiel geht stimmt nicht (außer du inkludierst darin Sachen wie seinen "The Last of Us Women"-Spruch).
Bachstail hat geschrieben: 08.07.2020 13:46 Jim Sterling wurde da teils auch ziemlich angefeindet, denn er hat es gewagt, negativ über Naughty Dog zu berichten und zudem das Spiel nicht absolut positiv zu bewerten.
Mag sein, mein voriger Besuch hat mir gereicht. Nebenbei ist Sterling ein gutes Beispiel für jemanden, der seine Weltanschauung nicht davon abhängig macht, ob Randos im Internet nett genug über ihn reden (wissen kann ich das natürlich nicht, aber ich bin mir schon ziemlich sicher).
Bachstail hat geschrieben: 08.07.2020 13:46
loewenheim hat geschrieben: 08.07.2020 12:56Ob Angry Joe der Alt-Right „in die Hände fällt” liegt immer noch in seiner eigenen Verantwortung.
Wer Joe hier und da auf Twitter verfolgt, wird wissen, dass das nicht zu befürchten ist, der Mann ist bekennender Trump-Gegner.
Ich habe die Befürchtung ja auch nicht geäußert, sondern nur angemerkt, dass seine politische Positionierung so oder so nicht in den Verantwortungsbereich eines linken Internetforums fällt.
Benutzeravatar
Nuracus
Beiträge: 6022
Registriert: 07.03.2011 17:46
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Nuracus »

loewenheim hat geschrieben: 08.07.2020 15:06 Was ist falsch daran, aus jemandes Aussagen auf seinen Charakter zu schließen?
Am Ende darf man nicht vergessen, dass "Angry Joe" eine Kunstfigur ist. Ein überzogener, fürs Internet erfundener Charakter, der nicht zu 100% dem Darsteller entsprechen muss, das schließt übertriebene Äußerungen und auch durchaus Meinungen ein.
Vergleiche Mr. Plinkett (Mike Stoklasa).
Zwar drückt Mr. Plinkett in seinen Reviews das aus, was das Red Letter Media Team sagen will, aber niemand wird ernsthaft annehmen, bei Mike, Jay und Rich handelt es sich um Prostituiertenkidnapper und Kindermörder.

Genauso ist es falsch zu glauben, Joe Vargas sei ein Choleriker, der sich bei jeder Gelegenheit so aufregt, dass er schon einen mehrfachen Herzinfarkt hinter sich haben muss. Nein, Angry Joe ist die Figur, die "NOOOOOOOOO! NOOOOOOOOOOOOO!!!! YOU DONE FUCKED IT UP!!!!!!!!!" brüllt - und wenn Joe Vargas diese Figur live in einem Stream personifiziert, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er da Dinge sagt, die er im Nachhinein eher bereut.

Seine Reviews geben aber an sich nie den Hinweis darauf, dass Joe Vargas etwas gegen Frauen, Schwule o.ä. hat.
Zumindest nicht aus den Videos, die ich kenne (viele seiner Reviews und Film-Besprechungen).
... der typische Schwulenhasser schlüpft in der Regel auch nicht in eine schwule Rolle. Dazu der Anfangseinspieler von Dragon Age: Inquisition, wo Vargas eindeutig einen Charakter mit homosexuellen Neigungen spielt (ist auffällig, wie oft in seinen Videos Other Joe halbnackt auftreten darf :mrgreen:).
Zuletzt geändert von Nuracus am 08.07.2020 15:48, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Bachstail
Beiträge: 5484
Registriert: 14.10.2016 10:53
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Bachstail »

loewenheim hat geschrieben: 08.07.2020 15:06Was ist falsch daran, aus jemandes Aussagen auf seinen Charakter zu schließen?
Da gerade im Netz gerne mal sehr schnell die falschen Schlüsse gezogen werden, speziell im Falle eines Angry Joes, der nur einen Charakter spielt, zumindest in seinen Reviews.
Ich habe in das Forum reingeschaut und bin ziemlich abgestoßen
Das bin ich ebenfalls sehr regelmäßig, das Problem an diesem Forum ist aber, dass es immer sehr schnell dabei ist, News und Gerüchte zu verbreiten, die sich dann gerne mal als wahr herausstellen.

So abstoßend und widerlich ich dieses Forum also finde, so häufig bin ich da anonym unterwegs, weil es da sehr oft sehr interessante Gaming News zu lesen gibt und man muss auch sagen, dass dort nicht alle so denken, wie die Mehrheit oder die Moderatoren in diesem Forum es tun, man kann also auch manches Mal eine sehr interessante Diskussion mitlesen.
Something Awful
Gibt es das eigentlich noch ?

Ich habe schon EWIG nichts mehr von SA gehört.
außer du inkludierst darin Sachen wie seinen "The Last of Us Women"-Spruch
Das war übrigens, was ich meinte, als ich schrieb, mir fiele spontan ein richtig dämlicher Spruch seinerseits ein.
Spoiler
Show
Seine Argumentation, dass Joel nur stirbt, weil er ein Mann ist und Abby ihn tötet, weil sie eine Frau ist, ist absolut hanebüchen und dementsprechend dämlich.
Ich gehe aber wohlwollend und naiv davon aus, dass das auf seine Emotionalität fußt und er sich emotional überfordert zu diesem absolut hanebüchenen Spruch hat verleiten lassen, vermutlich gepaart mit der Tatsache, dass er sowieso schon mit negativer Stimmung an das Spiel herangegangen ist, was ich übrigens ebenfalls falsch finde, denn man sollte beim Reviewen immer neutral an ein Spiel herangehen, finde ich.
Ich habe die Befürchtung ja auch nicht geäußert, sondern nur angemerkt, dass seine politische Positionierung so oder so nicht in den Verantwortungsbereich eines linken Internetforums fällt.
Ich weiß, dass Du das nicht geäußert hast, sehe es also als allgemeinen Einwurf für Leute, die diese Befürchtungen haben.
Zinssm
Beiträge: 1678
Registriert: 13.05.2010 17:45
User ist gesperrt.
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Zinssm »

Wenn jemand aber doch nicht authentisch ist,um das geht's wohl hier gerade,wieso klick auf ich dann auf seine Seite und mach ihm sein Lotterleben auch noch damit möglich!?
Kenn die Typen nur von euren Texten hier und würde niemals auf den Gedanken kommen so jemanden speziell anzuklicken ..
Kickstarter?Niemals!!! :)
Gendern!? Niemals :)
Gamer seit 1978
loewenheim
Beiträge: 50
Registriert: 22.01.2014 18:07
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von loewenheim »

Nuracus hat geschrieben: 08.07.2020 15:48
loewenheim hat geschrieben: 08.07.2020 15:06 Was ist falsch daran, aus jemandes Aussagen auf seinen Charakter zu schließen?
Am Ende darf man nicht vergessen, dass "Angry Joe" eine Kunstfigur ist. Ein überzogener, fürs Internet erfundener Charakter, der nicht zu 100% dem Darsteller entsprechen muss, das schließt übertriebene Äußerungen und auch durchaus Meinungen ein.
Vergleiche Mr. Plinkett (Mike Stoklasa).
Zwar drückt Mr. Plinkett in seinen Reviews das aus, was das Red Letter Media Team sagen will, aber niemand wird ernsthaft annehmen, bei Mike, Jay und Rich handelt es sich um Prostituiertenkidnapper und Kindermörder.
Natürlich ist Mike Stoklasa nicht in Wirklichkeit Mr. Plinkett. Aber die Tatsache, dass er meint, in Reviews von Star-Wars-Filmen eine Nebenhandlung über entführte Sexarbeiterinnen einbauen zu müssen, gibt meiner Meinung nach ein bisschen Aufschluss über sein Frauenbild.
Nuracus hat geschrieben: 08.07.2020 15:48 Genauso ist es falsch zu glauben, Joe Vargas sei ein Choleriker, der sich bei jeder Gelegenheit so aufregt, dass er schon einen mehrfachen Herzinfarkt hinter sich haben muss. Nein, Angry Joe ist die Figur, die "NOOOOOOOOO! NOOOOOOOOOOOOO!!!! YOU DONE FUCKED IT UP!!!!!!!!!" brüllt - und wenn Joe Vargas diese Figur live in einem Stream personifiziert, kann ich mir durchaus vorstellen, dass er da Dinge sagt, die er im Nachhinein eher bereut.
Gesagt hat er sie aber trotzdem. Wenn er die Dinge, die er gesagt hat, bereut, hat er sie irgendwie zurückgenommen? Und welchen Unterschied macht es letztendlich, ob er „in Wirklichkeit“ so ist wie in seinen Videos? Das ist das Bild von ihm, das er selber über seinen Kanal verbreitet. Niemand zwingt ihn dazu, diesen Charakter zu spielen. Um es mit Kurt Vonnegut zu sagen: „We are what we pretend to be, so we must be careful about what we pretend to be.“
Nuracus hat geschrieben: 08.07.2020 15:48 Seine Reviews geben aber an sich nie den Hinweis darauf, dass Joe Vargas etwas gegen Frauen, Schwule o.ä. hat.
Zumindest nicht aus den Videos, die ich kenne (viele seiner Reviews und Film-Besprechungen).
... der typische Schwulenhasser schlüpft in der Regel auch nicht in eine schwule Rolle. Dazu der Anfangseinspieler von Dragon Age: Inquisition, wo Vargas eindeutig einen Charakter mit homosexuellen Neigungen spielt (ist auffällig, wie oft in seinen Videos Other Joe halbnackt auftreten darf :mrgreen:).
Du widersprichst dir selbst. Vorher war dein Argument noch, dass AJs Aussagen nichts über seine wirklichen Positionen preisgeben, weil er eine fiktionalisierte Version von sich selber spielt. Jetzt schließt du aber aus seinen Videos, dass er nicht frauenfeindlich oder homophob wäre.
Bachstail hat geschrieben: 09.07.2020 10:00
loewenheim hat geschrieben: 08.07.2020 15:06Was ist falsch daran, aus jemandes Aussagen auf seinen Charakter zu schließen?
Da gerade im Netz gerne mal sehr schnell die falschen Schlüsse gezogen werden, speziell im Falle eines Angry Joes, der nur einen Charakter spielt, zumindest in seinen Reviews.
Siehe meine Antwort auf Nuracus.
Bachstail hat geschrieben: 09.07.2020 10:00
Something Awful
Gibt es das eigentlich noch ?

Ich habe schon EWIG nichts mehr von SA gehört.
Ja, ich bin ganz gern dort. Ist auch ein eher linkes/progressives Forum, zumindest die Ecken, in denen ich mich aufhalte.
Bachstail hat geschrieben: 09.07.2020 10:00
außer du inkludierst darin Sachen wie seinen "The Last of Us Women"-Spruch
Das war übrigens, was ich meinte, als ich schrieb, mir fiele spontan ein richtig dämlicher Spruch seinerseits ein.
Spoiler
Show
Seine Argumentation, dass Joel nur stirbt, weil er ein Mann ist und Abby ihn tötet, weil sie eine Frau ist, ist absolut hanebüchen und dementsprechend dämlich.
Ich gehe aber wohlwollend und naiv davon aus, dass das auf seine Emotionalität fußt und er sich emotional überfordert zu diesem absolut hanebüchenen Spruch hat verleiten lassen, vermutlich gepaart mit der Tatsache, dass er sowieso schon mit negativer Stimmung an das Spiel herangegangen ist, was ich übrigens ebenfalls falsch finde, denn man sollte beim Reviewen immer neutral an ein Spiel herangehen, finde ich.
Dass auf „Emotionalität“ zu schieben finde ich wenig glaubwürdig. Sprüche in einem emotionalen Zustand kommen ja auch nicht von ungefähr.
Bachstail hat geschrieben: 09.07.2020 10:00
Ich habe die Befürchtung ja auch nicht geäußert, sondern nur angemerkt, dass seine politische Positionierung so oder so nicht in den Verantwortungsbereich eines linken Internetforums fällt.
Ich weiß, dass Du das nicht geäußert hast, sehe es also als allgemeinen Einwurf für Leute, die diese Befürchtungen haben.
Ok, alles klar!

Noch was Im Allgemeinen: Ich finde diesen Fokus auf den Charakter und die Intentionen von Menschen, die irgendwelche kontroversen Aussagen getätigt haben, falsch. (In diesem Fall habe ich mir die Diskussion natürlich selbst zuzuschreiben, weil ich die Frage gestellt habe, warum man nicht aus Aussagen auf den Charakter schließen können soll.) Das gilt nicht nur für die Diskussion hier; generell werden meiner Meinung nach Rassismus und andere -ismen zu oft als inhärente Eigenschaften gesehen und nicht als Handlungen, die man ausübt oder Systeme, zu denen man beiträgt. Wenn ich etwas rassistisches sage, spielt es erstmal keine Rolle, ob ich das bewusst, gedankenlos oder ironisch mache - die Botschaft, die ankommt, ist die gleiche. Andere können ja nicht in meinen Kopf hineinschauen. Meine Intentionen werden dann relevant, wenn es darum geht, wie ich mit Kritik umgehe. Wenn ich es einfach nicht besser wusste, dann entschuldige ich mich und vermeide den Fehltritt in
Zukunft. Und wenn ich dazu nicht bereit bin, was sind meine Absichten dann wert? Warum sollten sie irgendwen interessieren?
Some Guy
Beiträge: 787
Registriert: 16.07.2007 16:12
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Some Guy »

loewenheim hat geschrieben: 10.07.2020 01:39 Noch was Im Allgemeinen: Ich finde diesen Fokus auf den Charakter und die Intentionen von Menschen, die irgendwelche kontroversen Aussagen getätigt haben, falsch. (In diesem Fall habe ich mir die Diskussion natürlich selbst zuzuschreiben, weil ich die Frage gestellt habe, warum man nicht aus Aussagen auf den Charakter schließen können soll.) Das gilt nicht nur für die Diskussion hier; generell werden meiner Meinung nach Rassismus und andere -ismen zu oft als inhärente Eigenschaften gesehen und nicht als Handlungen, die man ausübt oder Systeme, zu denen man beiträgt. Wenn ich etwas rassistisches sage, spielt es erstmal keine Rolle, ob ich das bewusst, gedankenlos oder ironisch mache - die Botschaft, die ankommt, ist die gleiche. Andere können ja nicht in meinen Kopf hineinschauen. Meine Intentionen werden dann relevant, wenn es darum geht, wie ich mit Kritik umgehe. Wenn ich es einfach nicht besser wusste, dann entschuldige ich mich und vermeide den Fehltritt in
Zukunft. Und wenn ich dazu nicht bereit bin, was sind meine Absichten dann wert? Warum sollten sie irgendwen interessieren?
Das Problem ist, dass in vielen Fällen nicht die Aussage an sich das problematische ist, sondern sie erst durch Mutmaßungen der Intention problematisch wird. Bzw. die letztendliche Unterstellung dann weit darüber hinaus geht. Darum gibt es auch oft die "Wenn x das gesagt hätte würde keiner meckern!"-Retoure. Da kommt man dann nicht drumrum auf der Ebene der Intentionen zu diskutieren. Um von einem "Dieses Spiel ist männerfeindlich" zu einem "Person x ist misogyn" zu gelangen, Bedarf es ja noch einiger Sprünge, die über die Aussage hinausgehen. Insbesondere wenn dieser Eindruck es nicht ins letztendlich ausgearbeitete Review geschafft hat. Das muss erst in Kontexte eingebettet, mit eigenen Interpretationen verglichen werden, etc., um zu diesem Schluss zu gelangen. Selbstverständlich zeigen dann Leute auch darauf wenn sie an anderern Stellen z.B. das gegenteilige gelobt haben, ihre Intention ist ja das, was in Frage gestellt wird.
Zuletzt geändert von Some Guy am 10.07.2020 09:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
Nuracus
Beiträge: 6022
Registriert: 07.03.2011 17:46
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Nuracus »

loewenheim hat geschrieben: 10.07.2020 01:39 Natürlich ist Mike Stoklasa nicht in Wirklichkeit Mr. Plinkett. Aber die Tatsache, dass er meint, in Reviews von Star-Wars-Filmen eine Nebenhandlung über entführte Sexarbeiterinnen einbauen zu müssen, gibt meiner Meinung nach ein bisschen Aufschluss über sein Frauenbild.
(...)
Um es mit Kurt Vonnegut zu sagen: „We are what we pretend to be, so we must be careful about what we pretend to be.“
Zu Kurt Vonnegut: Keine Ahnung, wer das ist, aber selten so einen Kappes gelesen. Dann ist Joaquin Phoenix ein wahnsinniger Irrer, der auf Inzest steht (Joker, Gladiator)? Christoph Waltz ein kalter Nazi (Inglorious Basterds)? Tom Hanks zumindest ein klein bisschen zurückgeblieben (Forrest Gump)?
Dies sind zwar keine selbst kreierten Rollen, aber alles Rollen, in die sie sich bewusst entschieden haben zu schlüpfen.
Weiterhin müsste man sämtlichen Comedians, die in Rollen schlüpfen (sei es Kaya Janar mit Ranjid/Francesco ... ach ein riesiges Fass), ähnliches vorwerfen.

Zu Mike Stoklasa/Mr. Plinkett: Zwar spricht Stoklasa Mr. Plinkett in den Reviews, allerdings wurde eben dieser Mr. Plinkett in früheren Videos - also vor den Reviews - vor der Kamera bereits von Rich Evans gespielt.
Der Charakter der Nadine (die Prostituierte) ist neu für die Reviews kreiert worden. Da es sich bei Red Letter Media aber um ein Team handelt, kann man nicht sagen, wessen Idee es war, diese einzubauen.
Zuletzt geändert von Nuracus am 10.07.2020 15:50, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Bachstail
Beiträge: 5484
Registriert: 14.10.2016 10:53
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Bachstail »

loewenheim hat geschrieben: 10.07.2020 01:39Dass auf „Emotionalität“ zu schieben finde ich wenig glaubwürdig. Sprüche in einem emotionalen Zustand kommen ja auch nicht von ungefähr.
Doch kommen sie, bzw. können sie kommen, denn jeder Mensch ist anders und demnach auch jede Psyche.

Wenn ich wütend bin, blubbere ich vor Wut zum Beispiel wahllos irgendwelches Zeugs daher, ohne darüber nachzudenken, auch Dinge, die ich persönlich nicht so meine oder sehe (nichts rassistisches übrigens) und als jemand, der schon viel mit Psychologie und demnach mit vielen Menschen unterschiedlichster psycholigischer Befunde zu tun hatte, halte ich das für glaubwürdig.

Mich nervt zum Beispiel immer tierisch, wenn ich eine Dokumentation über Mordfälle schaue und irgend ein Ermittler oder Psychologe sagt "Also der und der war sehr verdächtig, denn ein normaler Mensch würde nach dem Erfahren des Todes eines geliebten Menschen weinen, der und der tat das aber nicht !", da das schlicht nicht auf jeden Menschen zutrifft und es demnach auch nicht verdächtig sein kann oder zu sein hat.
Das gilt nicht nur für die Diskussion hier; generell werden meiner Meinung nach Rassismus und andere -ismen zu oft als inhärente Eigenschaften gesehen und nicht als Handlungen, die man ausübt oder Systeme, zu denen man beiträgt.
Es ist beides aber das wird allzu gerne vermischt und einer Person wird unterstellt, rassistisch zu sein, obwohl sie es nicht ist.

Wenn ein Serdar Somuncu einen rassistischen Witz reißt, dann ist der Witz rassistisch aber nicht die Person Serdar Somuncu, weil diese Person eben nicht rassistisch ist, das hindert bestimmte Leute aber dennoch nicht daran, die Nazi-Keule zu schwingen, als gäbe es keinen Morgen, man sieht man überall, auch in bezug auf Reviews zu TLoU 2, um den Bogen zum eigentlichen Thema zu spannen.

Da wurden Leute als frauenfeindlich bezeichnet, obwohl sie nur in meinen Augen nachvollziehbare Fragen gestellt haben
Wenn ich etwas rassistisches sage, spielt es erstmal keine Rolle, ob ich das bewusst, gedankenlos oder ironisch mache
Natürlich spielt das eine Rolle, ich gehe sogar so weit, zu behaupten, dass das der Knackpunkt an der ganzen Thematik ist.
die Botschaft, die ankommt, ist die gleiche.
Nein, finde ich überhaupt nicht, wenn jemand einen rassistischen Witz macht, ist die Botschaft eine ganz andere, als wenn jemand tatsächlich rassistische und verletzende Aussagen tätigt und diese auch so meint.
Wenn ich es einfach nicht besser wusste, dann entschuldige ich mich und vermeide den Fehltritt
Und wenn ich es besser wusste und nicht so meine ?

Verdiene ich dann verbal durchs Dorf getrieben zu werden, wie es ja stellenweise gerne passiert, auch WENN ich mich entschuldige (was ich eigentlich nicht müsste, wenn es ein Witz war) ?

Ich werde übrigens noch Deine Antwort abwarten, mir diese durchlesen und mich dann ausklinken (erwarte also keine Antwort mehr), da das in meinen Augen relativ wenig mit dem Thema des Threads zu tun hat und es hier bisher ja eigentlich ganz rund lief, von daher verabschiede ich mich schon einmal an dieser Stelle.
Zuletzt geändert von Bachstail am 10.07.2020 12:16, insgesamt 3-mal geändert.
Benutzeravatar
Nuracus
Beiträge: 6022
Registriert: 07.03.2011 17:46
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Nuracus »

Bachstail hat geschrieben: 10.07.2020 12:02
loewenheim hat geschrieben: 10.07.2020 01:39Dass auf „Emotionalität“ zu schieben finde ich wenig glaubwürdig. Sprüche in einem emotionalen Zustand kommen ja auch nicht von ungefähr.
Doch kommen sie, bzw. können sie kommen, denn jeder Mensch ist anders und demnach auch jede Psyche.

Wenn ich wütend bin, blubbere ich vor Wut zum Beispiel wahllos irgendwelches Zeugs daher, ohne darüber nachzudenken, auch Dinge, die ich persönlich nicht so meine oder sehe (nichts rassistisches übrigens) und als jemand, der schon viel mit Psychologie und demnach mit vielen Menschen unterschiedlichster psycholigischer Befunde zu tun hatte, halte ich das für glaubwürdig.
Sehe ich auch so. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, wie ich mich im Auto mal tierisch aufgeregt habe, weil ich total zugeparkt war - und das erstbeste, was mir entfleuchte war ein "dumme Schwuchtel" - obwohl ich schon immer völlig unhomophob war.
Benutzeravatar
Usul
Beiträge: 11398
Registriert: 13.06.2010 06:54
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Usul »

Und warum entfleucht dir unkontrolliert ausgerechnet dieser Ausdruck?
Benutzeravatar
Nuracus
Beiträge: 6022
Registriert: 07.03.2011 17:46
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Nuracus »

Usul hat geschrieben: 10.07.2020 15:19 Und warum entfleucht dir unkontrolliert ausgerechnet dieser Ausdruck?
Wegen einer komplex-psychischen Assoziationskette, deren vollständige Nachvollziehbarkeit mir nicht möglich ist, da der Mensch und sein Bewusstsein viel mehr ist als nur Einsen und Nullen.

Nachtrag:
Zinssm hat geschrieben: 09.07.2020 13:52 Wenn jemand aber doch nicht authentisch ist,um das geht's wohl hier gerade,wieso klick auf ich dann auf seine Seite und mach ihm sein Lotterleben auch noch damit möglich!?
Kenn die Typen nur von euren Texten hier und würde niemals auf den Gedanken kommen so jemanden speziell anzuklicken ..
Authentizität ist nicht das einzige Gut, nach dem man etwas beurteilen kann.
Gerade, wenn ich mich unterhalten lassen will, ist für mich das höchste Gut, ob dieser jemand mich unterhalten kann. Und Angry Joe kann dies oftmals, auch wenn ich ihm nicht immer in allem zustimmen muss. Siehe das Review zu Dragon Age: Inquisition. AJ mag es sehr, ich mags überhaupt nicht. Sein Review dazu ist aber immer noch eines meiner liebsten, weil es schlicht sehr unterhaltsam ist (für mich).
Ähnliches gilt für den Angry Video Game Nerd. Nicht immer stimme ich zu (z.B. Wrestling Games), aber seine Videos finde ich großartig.

Nachtrag 2:
loewenheim hat geschrieben: 10.07.2020 01:39 Du widersprichst dir selbst. Vorher war dein Argument noch, dass AJs Aussagen nichts über seine wirklichen Positionen preisgeben, weil er eine fiktionalisierte Version von sich selber spielt. Jetzt schließt du aber aus seinen Videos, dass er nicht frauenfeindlich oder homophob wäre.
Ist kein Widerspruch, sondern da geht es um Toleranz.
Ein toleranter Mann, der nicht homophob oder misogyn ist, hat in meiner Vorstellung von Psychologie kein Problem damit, auf der Bühne eine homosexuelle oder weibliche Rolle anzunehmen. Ein weltoffener Atheist kann im Internet die Rolle eines Priesters annehmen.

Ich glaube aber, dass es einem schwulenfeindlichen Nazi, der Frauen verachtet, extrem schwer fällt, irgendwo einen Schwulen/einen Juden/eine Frau zu spielen - zumindest nicht ohne diese Rolle aufs schwerste zu missbrauchen.

Aber das sage ich ohne jegliches Studium. Wenns da beleghafte Gegendarstellungen gibt, bitte.
Zuletzt geändert von Nuracus am 10.07.2020 16:03, insgesamt 2-mal geändert.
Benutzeravatar
Usul
Beiträge: 11398
Registriert: 13.06.2010 06:54
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Usul »

Nuracus hat geschrieben: 10.07.2020 15:45Wegen einer komplex-psychischen Assoziationskette, deren vollständige Nachvollziehbarkeit mir nicht möglich ist, da der Mensch und sein Bewusstsein viel mehr ist als nur Einsen und Nullen.
Das stimmt. Allerdings ist es wert, sich zu überlegen, warum man in einer Situation, die nichts mit dem Begriff "Schwuchtel" zu tun hat, als reflexhafte Unmutsäußerung eben "dumme Schwuchtel" sagt und nicht etwa "dummes Arschloch". So komplex ist das dann meiner Meinung nach nicht. Entweder du bist homophob - was du ja offenbar nicht bist - oder der Ausdruck "Schwuchtel" hat sich als Beleidigung ein sicheres Plätzchen in deinem Unterbewußtsein ergattert. Gerade wenn du betonst, daß du nicht homophob bist - was ich dir ja auch glaube -, wäre es angebracht, dann darüber nachzudenken, warum die zweite Erklärung zutrifft.

Mit anderen Worten: Du bist nicht homophob, aber ein (vermutlich kleiner) Teil deiner Sprache ist es ganz offensichtlich.

Dann stellt sich aber die Frage: Wenn meine Sprache - zum Teil - homophob ist, bin ich das dann nicht auch? Oder ist meine Sprache unabhängig von mir?
Benutzeravatar
Nuracus
Beiträge: 6022
Registriert: 07.03.2011 17:46
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von Nuracus »

Wenn man sich so sehr aufregt, dass man einen Fluch ausrufen muss, dann passiert es bei mir in der Regel nicht wie einem Quantic Dreams-Spiel, dass um meinen Kopf Dreieck, Quadrat und X schwirren und jeder Knopf für ein anderes Schimpfwort stehen.
Es wird geflucht und gut ist.
Dürfte ne Generationen- und Regionalsache sein. Anderswo hätte ich "närrischer Saupreiß" gebrüllt, oder "cazzo malato".
Vor allem, wenn man aus ner Generation kommt, in der political correctness nicht das alles beherrschende Imperativ war.
Hab kein Problem mit Negerküssen, Zigeunerschnitzeln und Friseusen. Ist Sprache dann rassistisch?
Joah. Oder das Gegenüber, das sich angegriffen fühlt, ist ne Mumu.

In meinen Augen wird Sprache erst rassistisch/feindlich, wenn sie gezielt dazu benutzt wird, um Personen (-gruppen) zu beleidigen/verletzen/diskriminieren/auszuschließen.

Wenn ich Türsteher bin und zu einem hageren Typen mit rosa Hemd sage "Du Schwutte kommst hier nicht rein, vertuck dich ins Le Crocodile" (... wenn ich mich richtig erinnere, ne Schwulenbar in Paris).
Wenn ich in einer Onlinelobby bin, -=TyroneBLM=- joint meinem Team und ich ihn anblaffe "we don't play with niggers" und ihn kicke.
Wenn ich eine Frau mit ganz bestimmtem Kopftuch und ausladendem bunten Rock am Mülleimer sehe (weil sie gerade den Müll runtergebracht hat) und sie verächtlich ankeife "Na du Zigeuner, suchst du schon das Abendessen für deine 12 Balgen?"

Dann ist Sprache ein Problem.

Wenn ich zum Kiosk laufe und meinen Bruder frag "hömma, soll ich dirn Negerkussbrötchen mitbringen?".
Wenn Bullyparade läuft und ich zu nem schwulen Kumpel sage "das ist die lustigste Tunte, die ich kenn!" (disclaimer: Ich find Bully nicht so wahnsinnig lustig, fiel mir aber gerade am ehesten ein)
Wenn ich meinem serbokroatischen Arbeitskollegen, der mich im Gegenzug lachend "fauler Itaker" nennt, als "langfingrigen Zigeuner" bezeichne.
Dann ist Sprache in meinen Augen kein Problem.
Kontext und Hintergrund.
johndoe711686
Beiträge: 15758
Registriert: 23.12.2007 19:02
Persönliche Nachricht:

Re: Kommentar: Die digitale Hexenjagd

Beitrag von johndoe711686 »

Nuracus hat geschrieben: 10.07.2020 16:45 Hab kein Problem mit Negerküssen, Zigeunerschnitzeln und Friseusen. Ist Sprache dann rassistisch?
Joah. Oder das Gegenüber, das sich angegriffen fühlt, ist ne Mumu.
Klar hast du damit kein Problem, du wirst damit ja auch nicht diskriminiert. ;)

Für einen der betroffenen Gruppen ist es vielleicht schon ein Problem und damit ist er oder sie auch keine Mumu.

Wie intolerant man eigentlich ist, ohne es vielleicht zu wollen oder selbst zu sehen, sieht man ja auch grad beim Thema "Mohrenstraße" hier in Berlin. Dass es die alten (weißen) Berliner nicht stört, dass die so heißt ist wenig überraschend. Aber, für mich, überraschend ist, wie sehr sie sich daran stören, dass man die umbenennen will. Wem tut das weh? Wem geht dadurch was verloren?
Zuletzt geändert von johndoe711686 am 10.07.2020 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
Antworten