The Last Of Us Part 2 - Test

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Hokurn
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Hokurn »

Efraim Långstrump hat geschrieben: 23.11.2020 21:52 Ich sehe auch nicht die große Story in dem Spiel, sonst könnte ich evtl den Gewaltgrad eher akzeptieren.
Für mich bewegt sich das Medium Videospiel erzählerisch noch lange nicht auf dem Level, auf dem sich Filme bereits befinden.
Deshalb kann ich die Begeisterung sehr schlecht nachvollziehen.

Daher mein persönliches Urteil, dass TLOU2 weder ein gutes Spiel, noch ein guter Film ist.
Ich gönne aber jedem seinen Spaß damit, solange man nicht meint, mich mit Metacritic missionieren zu müssen.
Naja große Story würd ich jetzt auch nicht behaupten aber ich hab jetzt nicht den erlesensten Filmgeschmack, dass ich wirklich behaupten kann jeder Film wäre da besser als The Last of Us 2. Es ist halt kein Teil der Rachetrilogie um Oldboy sondern eher ein John Wick, The Punisher oder sowas.
Die Charaktere sind halt für nen Videospiel ziemlich gut. Mich haben da beide Chars mitgerissen und ich konnte mich gut auf den Trip einlassen.
Der Vergleich bei ner Playstation Zugmarke, die verkaufen soll, ist halt auch nicht der speziellste Film für die Cineasten sondern Avengers und Transformers für die Kinokassen und da macht TLOU2 seinen Job für mich jedenfalls sehr gut. ;)

Viele Filme wären aber auch ein ziemlich langweiliges Spiel. Nicht umsonst wünschen sich die Leute eher Game of Thrones, Herr der Ringe, Superhelden und Harry Potter anstatt Das Schweigen der Lämmer, Fight Club, Die zwölf Geschworenen oder was man auch immer für nen guten Film hält.

Mich interessiert deine Aussage zur überzogenen Gewalt. Ich find das eigentlich genau richtig
Spoiler
Show
Das Thema des Spiels ist ja eigentlich Ellie, die aus ihrem Hass und der Rachelust nicht mehr heraus kommt. Für mich ist es da schon wichtig gewesen, dass sie immer mal wieder Grenzen überschreitet und sich teilweise vor sich selbst erschreckt aber auch danach nicht anders kann. Anders hätte der zweite Anlauf für mich vermutlich keinen Sinn ergeben. Der Char ohne diesen Wahn wäre vermutlich bei der neu gegründeten Familie geblieben.
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Hokurn
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Hokurn »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Ich glaube das dürfte der Drehbuchautor etwas anders sehen. ;) Das Spiel wird von Sony und Spielepresse schon ziemlich klar als "Arthouse-Gaming" vermarktet.
Ich hab jetzt mal danach gegoogelt und finde iwie nichts. Marketing war natürlich, dass sie in Ihrer Story alle Seiten beleuchten wollten, keine Chars in Stein gemeißelt sind und Hass ein Thema wird. Dabei werden Grenzen überschritten.
Von Arthouse find ich nichts und auch nicht jeder Kino Film ist so stumpf wie meine Beispiele.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Und da stolpert es mMn ganz schwer über die eigenen Ambitionen. Es tut sich schwer seine Message zu vermitteln und das obwohl die Message ziemlich simpel ist und dafür auch eine ganze Menge Spielzeit beansprucht wird.
Ich frag einfach mal stumpf "warum?". Ich würde das Gegenteil behaupten und hab dazu in meiner Nachricht zumindest ein, zwei Gedanken geäußert.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Das andere was halt eigenartig ist, ist dass alles was in der Welt so geschieht nur Beiwerk im Hintergrund für diese Rachegeschichte ist. Es werden epische Konflikte in dem Spiel ausgetragen, aber das Spiel behandelt sie nur als Setpiece, um eine spektakuläre Szene zu haben. Homophobie wird angeschnitten aber nie ernsthaft thematisiert, als etwas das in dieser Welt ggf. ein strukturelles Problem ist. Alles wird irgendwie auf diese ganz individuelle bzw. persönliche Ebene zurückgeführt (es ist halt dieser eine Homophobe Typ) und dadurch wird nichts ernsthaft angesprochen oder gar verhandelt. Das zieht sich so durch das komplette Spiel.
Ist denn z.B. Homophobie in einer Welt wie sie The Last of Us darstellt überhaupt noch ein strukturelles Problem?
Da gibts halt keine Twitter Bubble oder Behörden wo diverse WC's eingebaut werden müssen. Bewerbungsgespräche werden auch eher selten geführt.
In dieser Welt spielt sich doch immer alles persönlich zwischen einer geringen Anzahl von Menschen ab.
Die großen Gedanken, ob Rassismus oder Homophobie auf der Erde ein Problem ist spielt da nicht die Rolle wie in unserer Welt.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Eine 3-Akte-Struktur bekommen die meisten Filmemacher einigermaßen sauber hin. Es sei denn wir sprechen über Filmemacher vom Kaliber eines David Lynch, Stanley Kubrick etc. aber auf dem Niveau, dass man sich über Konventionen hinwegsetzen kann, muss man erstmal ankommen...wer kann das schon von sich behaupten. Aber es würde sonst eigentlich niemand auf die Idee kommen die Story beim Klimax auf einmal wieder zu "nullen" und praktisch ein zweites Mal ganz von vorne (auch mit der kompletten Spielzeit des ersten Handlungsabschnitts) neu zu starten. Ich glaub das ist das Schrägste, was man seit langem gesehen hat.
Für mich der beste Part des Spiels. ;)
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Man ist die ganze Zeit dabei lustig alles zu zerfetzen, was sich einem in den Weg stellt und dann wird urplötzlich erwartet, dass man darüber traurig ist und es bereut, bevor man wieder loszieht um alle umzubringen. Ich glaub es hätte tatsächlich besser gepasst, wenn man das Spiel so positioniert hätte wie du gesagt hast (als Blockbuster) und die Struktur weniger kompliziert gemacht hätte. Das Spiel ist mMn als etwas vermarktet worden, was es nicht ist und nicht liefern kann. Das ist für mein Gefühl die ganze Crux an der Sache.
Hass->Blutrausch->geschockt über das eigene Verhalten.
Es funktioniert für mich gerade mit diesem Ablauf.
johndoe1197293
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von johndoe1197293 »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41Es tut sich schwer seine Message zu vermitteln und das obwohl die Message ziemlich simpel ist
Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Könntest du das näher erläutern?
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hA1Nz
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von hA1Nz »

Mit eurer Diskussion habt ihr nun mein Interesse geweckt und ich hab mir das Spiel im Angebot des Playstation Stores gekauft. :mrgreen:
Allerdings muss ich dazu sagen das ich Part 1 (Remastered) nicht komplett durch gespielt hatte und dies nun über ein Youtube Video aufgeholt habe. Allerdings bin ich irgendwie nicht der Typ der "alte" Spiele Ich muss sagen das es in der Nachbetrachtung ziemlich krass angezogen hat ab der Mitte des Spiels. Ich habe nämlich ungefähr bis dahin gespielt. Bin trotzdem gespannt auf Teil 2 :-)
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MaxDetroit
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von MaxDetroit »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 08:41 Ich glaube das dürfte der Drehbuchautor etwas anders sehen. ;) Das Spiel wird von Sony und Spielepresse schon ziemlich klar als "Arthouse-Gaming" vermarktet. Und da stolpert es mMn ganz schwer über die eigenen Ambitionen. Es tut sich schwer seine Message zu vermitteln und das obwohl die Message ziemlich simpel ist und dafür auch eine ganze Menge Spielzeit beansprucht wird. Das andere was halt eigenartig ist, ist dass alles was in der Welt so geschieht nur Beiwerk im Hintergrund für diese Rachegeschichte ist. Es werden epische Konflikte in dem Spiel ausgetragen, aber das Spiel behandelt sie nur als Setpiece, um eine spektakuläre Szene zu haben. Homophobie wird angeschnitten aber nie ernsthaft thematisiert, als etwas das in dieser Welt ggf. ein strukturelles Problem ist. Alles wird irgendwie auf diese ganz individuelle bzw. persönliche Ebene zurückgeführt (es ist halt dieser eine Homophobe Typ) und dadurch wird nichts ernsthaft angesprochen oder gar verhandelt. Das zieht sich so durch das komplette Spiel.

Was einen davon abgesehen sehr wundert ist das Pacing. Das passiert in der Form keinem Film mehr, weil das einfach "kleines 1-mal-1" ist. Eine 3-Akte-Struktur bekommen die meisten Filmemacher einigermaßen sauber hin. Es sei denn wir sprechen über Filmemacher vom Kaliber eines David Lynch, Stanley Kubrick etc. aber auf dem Niveau, dass man sich über Konventionen hinwegsetzen kann, muss man erstmal ankommen...wer kann das schon von sich behaupten. Aber es würde sonst eigentlich niemand auf die Idee kommen die Story beim Klimax auf einmal wieder zu "nullen" und praktisch ein zweites Mal ganz von vorne (auch mit der kompletten Spielzeit des ersten Handlungsabschnitts) neu zu starten. Ich glaub das ist das Schrägste, was man seit langem gesehen hat.

Ich glaub tatsächlich, dass der stärkste Aspekt des Spiels das Gameplay ist. Es setzt nur leider sehr stark auf die Story und ist da mMn nicht gut genug. Dazu kommt, dass das Gameplay nicht wirklich die Story bzw. die Intention unterstützt. Man ist die ganze Zeit dabei lustig alles zu zerfetzen, was sich einem in den Weg stellt und dann wird urplötzlich erwartet, dass man darüber traurig ist und es bereut, bevor man wieder loszieht um alle umzubringen. Ich glaub es hätte tatsächlich besser gepasst, wenn man das Spiel so positioniert hätte wie du gesagt hast (als Blockbuster) und die Struktur weniger kompliziert gemacht hätte. Das Spiel ist mMn als etwas vermarktet worden, was es nicht ist und nicht liefern kann. Das ist für mein Gefühl die ganze Crux an der Sache.
Schöne kurze Analyse, sehe ich genauso in vielen Punkten.
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Peter__Piper
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Peter__Piper »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Aber im Endeffekt machen sie das Töten (wie jedes andere Spiel auch) zur Unterhaltung. Während man sich eine Schneise durch die Gegner ballert werden die wenigsten Spieler über den Akt des Tötens sinnieren. Warum auch? Das Gameplay ist ja unterhaltend.
Ich gehe jetzt nur mal hier drauf ein...
Zu spät, zu wenig Muse für das komplette Pamphlet :man_shrugging:

Hast du bei dem Spiel vor dem Controller gesessen und jeden Kill abgefeiert, oder wie darf man sich das vorstellen ?
(Btw. Hast du es eigentlich gespielt oder ledeglich Youtube herangezogen ?)
Gerade dieses Spiel versucht doch mit seiner expliziten Gewaltdarstellung bei jedem Kill zu sagen das daß hier grad keine schöne Sache ist was du machst :man_tipping_hand:

Im gegensatz zu The War of Mine, welchen diesen Part nur über Cutscenes versucht darzustellen,wird hier ein direktes Feedback bei jedem Kill(insbesondere der Nahkampfkill, in dem man vom Spiel immer wieder hineingezwungen wird) gegeben.
Klar das Gameplay ist unterhaltend (Gunplay,schleichen,die dadurch erzeugte Spannung), aber das töten an sich hat sich für mich in keinem anderen Spiel bisher so negativ angefühlt wie hier.
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Usul
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Usul »

Ich bin dafür, daß "Ludonarrative Dissonanz" als Überprüfungspunkt bei jedem Spieltest vorhanden sein sollte und dann zu entsprechend hohen Abwertungen führt. Weil, das hört sich so geil an.
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Bachstail
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Bachstail »

Ahti`s Creed hat geschrieben: 24.11.2020 12:04Kann ich nicht ganz nachvollziehen. Könntest du das näher erläutern?
Um an das, was Chris bereits geschrieben hat, anzuschließen :

Das Spiel soll laut Druckman vermitteln, dass sowohl Gewalt, als auch Rache abscheuliche Dinge sind, die am Ende nie etwas bringen, auch wenn man dadurch kurzzeitig seine Befriedigung und seinen Frieden findet.

Ich habe jedoch bereits mit mehreren Fans des Spiels gesprochen, bei denen diese Message so gar nicht angekommen ist, ein paar hatten sogar den Eindruck, das Spiel möchte das Gegenteil vermitteln, nämlich dass Gewalt durchaus ein legitimes Mittel ist, seine Ziele zu erreichen.

Demnach würde ich unterschreiben wollen, was Chris aussagt, die Message des Spiels ist eigentlich simpel aber leider nicht völlig offensichtlich, denn wenn diese Message nicht bei jedem so ankommt und bei einigen vielleicht sogar das genaue Gegenteil herüberbringt, dann tut sich das Spiel in der Tat schwer, seine Message klar und deutlich zu vermitteln, eine solch wichtige Botschaft, die ich im Übrigen vollstens unterstütze, sollte keinerlei Raum für Interpretation lassen.
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Hokurn
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Hokurn »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Naja, schau dir an wie das Spiel hier bei 4P besprochen wurde. Dann hast du noch Presse, die sich einen vom "Citizen Kane des Gamings" daherschwurbelt und einen Autor der bei Twitter auf die Barrikaden geht um dort zu verteidigen, dass das Spiel mit Schindlers Liste verglichen wird. Man unternimmt schon vieles um diesen vermeintlichen Anspruch durchzuprügeln. Hat ja teilweise auch geklappt.
Hab das Hame ohne Infos vorab gespielt, weil mir der Vorgänger so gut gefallen hat. Vllt hat mir das geholfen.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Dann erwarte ich, dass dieser Punkt ausgelassen wird. So konstruiert man keine Storys. Das ist das einfache Prinzip von Set-up und Pay-off. Wenn ich in meiner Geschichte zu so einem großen Statement ansetze, dann erwarte ich, dass das auch ausgeführt wird. Wenn es kein Pay-off gibt, dann kann ich mir das Set-up sparen. Alles andere ist Zeitverschwendung. Wenn man einfach mal alles rauswirft was zu nichts führt kommt man obendrein am Ende auch zu einer klareren (und vielleicht sogar zu einer eleganter erzählten) Story. Zack, und alle haben dabei gewonnen.

Aber mir gehts grundsätzlich darum wie Dinge hier verhandelt werden. Das Spiel kennt nur Individuen und die wirklichen Konflikte bleiben unbesprochen. Diese Konflikte werden nur als Fototapete benutzt. Ich sehe aber gerne eine Bedeutung in den Dingen, die da aufgebaut werden und dass größere Themen (evtl. Themen unserer Gegenwart) dort verhandelt werden. Das ist am Ende für mich eine wesentliche Chance einer fiktiven Erzählung. Wenn alles am Ende keine Bedeutung für nichts hat und es nur darum geht dass sich zwei Frauen totboxen wollen, dann kann ich auch die Brigitte lesen gehen. Dann sind wir im Rahmen von Klatsch und Tratsch angekommen. Da wird es für mich einfach völlig irrelevant.

Es scheint mir aber auch so ein bisschen die Art von Naughty Dog zu sein, dass man alles so rein auf Einzelpersonen zuspitzt und den größeren Rahmen von Themen völlig ignoriert. Die Charaktere in ND Spielen handeln in aller Regel auch so. Ich denk da zum Beispiel an das Ende von TLoU1. Es ist eine Art und Weise, die mir extrem unsympathisch ist.
Puh das ist dann Geschmackssache... Ich wünsche mir das Gegenteil.
Skyrim ist ja nur so gut, weil so viel nicht relevanten Hintergrund gibt. (Bücher)
Ich kann mir grad auch nicht vorstellen was TLoU zur Homophobie beitragen sollte.
Für mich ist der einzelne Konflikt tatsächlich wichtiger.
Wenn ich in der Schule gemobbt wurde war das Thema zwischen mir und dem anderen und ich habe in den meisten Fällen an meiner Schule das Mobbing nicht gerade beendet...
Ich finde Charakterzeichnung an der Person immer interessanter. Zumal es auch nicht so angerissen wirkt wie in z.B. Life is Strange 2.
Das Statement ist halt gerade nicht groß. Es ist nur ein Thema, das heutzutage sofort auffällt.
Und nebenbei hat vermutlich noch nie ein Spiel das leisten können was du erwartest.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Aber klar doch. Das Problem ist hier zum einen unser alter Freund die ludonarrative Dissonanz (Widerspruch zwischen Gameplay und der Erzählung) und zum anderen, dass Naughty Dog auch in der Struktur und Cutscenes zum Teil "widersprüchlich" bzw. nicht wirklich stringent ist.
Es ist ja gerade nicht widersprüchlich. Es gibt nicht nur Schwarz und Weiß. Warum hier immer gern das Tomb Raider Beispiel rangezogen wird verstehe ich nicht. Es ist ein unterschied ob Ellie in so einen Wahn verfällt und ab und zu in der Realität ankommt oder ob Lara hundert Soldaten killt und dann bei nem Reh weint...
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Die Erzählung vermittelt mir nicht das Gefühl, dass ein Charakter am Ende zu irgendeiner Erkenntnis gelangt wäre, eher dass die Erschöpfung das Ende dieses Kreislaufs markiert. Ich tu mich auch schwer eine Charakterentwicklung zu entdecken, die die Botschaft unterstützt.
Eine der letzten Szenen verpasst?
Spoiler
Show
Die Einzige Verbindung zu Joel das Gitarre Spielen ist durch den Verlust der Finger nicht mehr möglich. Sie hält die Gitarre nur noch. Die Familie ist weg. Den Preis ihrer Rache wird sie verstanden haben.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Ellie macht im Grunde gar keine Charakterentwicklung durch und einzig Abby gibt diesbezüglich mal ein kleines Lebenszeichen von sich.
Gibt immer jemanden, der es zu spät merkt... Ist halt die Story.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Auch Ellies Beziehung zu Joel wird nicht stringent hergeleitet und bleibt mehr so wischiwaschi, dafür dass man die Beziehung am Ende nochmal als Motivation heraufbeschwören will.
Sowohl in den ersten als auch in den letzten Szenen enthalten.
Spoiler
Show
Deren Beziehung war nicht unkompliziert nach dem ersten Teil.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Viele Filme bekommen in 90min deutlich mehr und das in höherer Qualität erzählt.
Wenig Filme lassen einen die Rache selbst ausüben und sich dabei schlecht fühlen. Es gibt halt Unterschiede zwischen Filmen, Spielen und Büchern.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Beispiel: ich bin Schatzjäger. Was mach ich, um an die verschollenen Artefakte zu kommen und abgelegene Orte zu entdecken? Ganz klar, ich laufe rum und verteile Headshots an jeden der nachgefragt hat.
Damit hast du alles nur nicht Uncharted beschrieben.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Und wenn du ein Gameplay (sicherlich mit Variationen) hast, das du aber auf jede Erzählung anwendest, dann tust du dich logischerweise auch schwer es noch wirklich mit deinen Geschichten zu verbinden. Bei TLoU mag das noch etwas besser zusammengehen, weil das Spiel irgendwo auch ein Überlebenskampf ist und mit dem Rachemotiv geht das auch noch ganz okay zusammen.
Gerade das macht TLoU2 mit seinen expliziten Kills usw.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Doch dann fällt dem Spiel irgendwann ein, dass Gewalt etwas schlimmes ist und sagt dir in Cutscenes, dass du jetzt betroffen sein musst. Das ist irgendwie kein gutes Storytelling. ch erwarte da schon, dass die Story auch im Gameplay fortgesetzt wird, denn da verbringst du die meiste Zeit. An dem Punkt konterkariert das Gameplay die Story für mich sogar, wenn hier eine Aussage über Gewalt getroffen werden sollte.

Wenn meine Gegner ihre Freunde/Hunde betrauern passiert sowas nicht nur in Cutscenes.
Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01 Die Message ist nicht sehr stark und wird obendrein - in meinen Augen - auch nicht gut vermittelt. Aber um zu wissen, dass andere Menschen lieber nicht umgebracht werden wollen, musste ich ehrlich gesagt auch nicht erst TLoU2 zocken.

Welche Message kann man aus ner Rachestory ziehen?
Bachstail hat geschrieben: 25.11.2020 07:57 Ich habe jedoch bereits mit mehreren Fans des Spiels gesprochen, bei denen diese Message so gar nicht angekommen ist, ein paar hatten sogar den Eindruck, das Spiel möchte das Gegenteil vermitteln, nämlich dass Gewalt durchaus ein legitimes Mittel ist, seine Ziele zu erreichen.

Demnach würde ich unterschreiben wollen, was Chris aussagt, die Message des Spiels ist eigentlich simpel aber leider nicht völlig offensichtlich, denn wenn diese Message nicht bei jedem so ankommt und bei einigen vielleicht sogar das genaue Gegenteil herüberbringt, dann tut sich das Spiel in der Tat schwer, seine Message klar und deutlich zu vermitteln, eine solch wichtige Botschaft, die ich im Übrigen vollstens unterstütze, sollte keinerlei Raum für Interpretation lassen.
Das hast du immer, dass Leute etwas nicht verstehen. Ich hab am Wochenende den Film "Mother" nicht komplett greifen können. Es gibt auch Menschen, die bekommen die Story von Avengers und co nicht mit.
Man selbst kann es sich dann aber nie vorstellen, dass man das nicht mitgeschnitten haben könnte.
johndoe1197293
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von johndoe1197293 »

Der Chris hat geschrieben: 24.11.2020 23:01Ich gehe davon aus, dass die Botschaft des Spiels eine Variation von "der Kreislauf der Gewalt kennt keine Gewinner" sein soll. So ähnlich wurde es zumindest mal behauptet. Mal abgesehen davon, dass die Botschaft als solche unfassbar trivial ist, seh ich nicht, dass man die Erzählung wirklich konsequent darauf aufgebaut hat. Die Erzählung vermittelt mir nicht das Gefühl, dass ein Charakter am Ende zu irgendeiner Erkenntnis gelangt wäre, eher dass die Erschöpfung das Ende dieses Kreislaufs markiert. Ich tu mich auch schwer eine Charakterentwicklung zu entdecken, die die Botschaft unterstützt. Ellie macht im Grunde gar keine Charakterentwicklung durch und einzig Abby gibt diesbezüglich mal ein kleines Lebenszeichen von sich. Auf Ellies Seite dagegen wird die Charakterentwicklung (in den Wahn?) sogar noch ein bisschen durch gefühlvolle Akustikgitarreneinlagen und die Fangemeinde im Schlepptau verwässert. Auch Ellies Beziehung zu Joel wird nicht stringent hergeleitet und bleibt mehr so wischiwaschi, dafür dass man die Beziehung am Ende nochmal als Motivation heraufbeschwören will.
Um Ellies Charakterentwicklung zu verstehen, muss man ihre Beziehung zu Joel verstehen. Und man muss verstehen, was sie dazu bringt, aufzubrechen.
Joel ist Ellies Ziehvater, ihr Mentor, er hat ihr Leben gerettet, sie hat ihm vertraut. Er hat dieses Vertrauen zerstört und ihr durch seinen Verrat eine Bürde auferlegt, die eigentlich unmöglich zu bewältigen ist. Sie hat einen triftigen Grund, ihn zu hassen, was sie auch tut. Aber sie liebt ihn nun mal auch wie einen Vater. Deswegen schließt sie nicht aus, ihm eines Tages zu verzeihen. Dass dies nicht über Nacht passieren kann, sollte in Anbetracht der Umstände klar sein.
An diesem Punkt geht das Spiel los: Mit einer tiefen seelischen Wunde, deren Heilprozess gerade erst begonnen hat.
Und dann kommt es zum großen Spoiler.

Ab da an werden Ellies vermeintlich widersprüchliche Gefühle nicht nur maximiert, sondern es kommen noch weitere hinzu. Darunter ein (weiteres) Schuldgefühl, das Schlimmste von allen: der quälende, stets begleitende Selbstvorwurf, "nichts getan zu haben".
Oberflächlich betrachtet, bricht Ellie auf, weil sie eine geliebte Person rächen will. Das kann man als Wunsch nach Gerechtigkeit oder als Erfüllung einer Pflicht gegenüber der Person verstehen - so oder so, sie tut es für jemanden.
Das ist aber nur ein Aspekt, denn Ellies Motivation ist auch sehr selbstsüchtig.
Sie wird von Schuldgefühlen geplagt, nicht eingegriffen zu haben und hofft, diese durch den Tod der Täter lindern zu können. Aber der Hass auf die Täter ist nicht nur deswegen so stark, weil sie ihr eine geliebte Person genommen haben, sondern weil sie ihr auch die Möglichkeit genommen haben, der Person zu verzeihen, den Konflikt mit ihr beizulegen, als sie noch gelebt hat.

Dass du der Meinung bist, die Beziehung zwischen Ellie und Joel würde am Ende nochmal als "Motivation heraufbeschwört" werden müssen, macht für mich deutlich, dass du die genannten Aspekte nicht wahrgenommen oder zumindest nicht miteinander verknüpft und die flaschbacks im Spiel weitestgehend ignoriert hast. Dir mag die Beziehung "wischiwaschi" vorkommen, aber der Punkt ist: Sie ist schwierig und kompliziert, eben aus den Handlungen der Akteure resultierend und dementsprechend nachvollziehbar.

Ich könnte dir jetzt vorwerfen, dass du eindimensionale Figuren bevorzugst, aber damit würde ich dir wahrscheinlich unrecht tun. Ich denke, du machst den Fehler, dass du von irgendeiner Message ausgehst, die du zu dem Spiel aufgeschnappt hast, und nun versuchst, Figuren und Story vor diesem Hintergrund zu verstehen, anstatt Schlüsse aus dem Verhalten der Charaktere sowie den Situationen, in denen sie sich wiederfinden, zu ziehen.
Deswegen kommen dir dann auch die Gitarren-Szenen vor, als würden sie nicht zur Message passen. Diese "verwässern" nicht irgendeine Botschaft des Spiels, sondern sind dazu da, die Protagonistin von der menschlichen Seite zu zeigen.
Zuletzt geändert von johndoe1197293 am 25.11.2020 16:50, insgesamt 8-mal geändert.
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Usul »

Bachstail hat geschrieben: 25.11.2020 07:57Ich habe jedoch bereits mit mehreren Fans des Spiels gesprochen, bei denen diese Message so gar nicht angekommen ist, ein paar hatten sogar den Eindruck, das Spiel möchte das Gegenteil vermitteln, nämlich dass Gewalt durchaus ein legitimes Mittel ist, seine Ziele zu erreichen.
Und wenn du später mit Fans sprichst, die das anders sehen?
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Bachstail »

Usul hat geschrieben: 25.11.2020 15:13Und wenn du später mit Fans sprichst, die das anders sehen?
Habe ich bereits, deswegen ja meine Aussage, dass das Spiel offenbar genug Interpretationsspielraum zulässt, dass man die Botschaft so oder so interpretieren kann.

Der Entwickler hat seine beabsichtigte Botschaft klar kommuniziert, wenn das dann nicht von allen so aufgefasst wird und zudem der ein oder andere Konsument sogar die gegenteilige Botschaft wahrnimmt, dann stimme ich der Aussage zu, dass das Spiel sich schwer tut, seine eigentliche Botschaft zu vermitteln.

Hokurn hat nicht unrecht, wenn er schreibt, dass man diese Situation bei so ziemlich jedem Spiel oder Film hat, es wird immer Leute geben, die die transportierte Botschaft so nicht aufnehmen, etwas schwieriger wird es dann aber, wenn der ein oder andere das genaue Gegenteil von dem auffasst, was hätte transportiert werden sollen und dafür mache in gewisser Weise den Widerspruch zwischen Gameplay und Story verantwortlich.

Wobei ich mir vorstellen kann, dass man als Entwickler hier auch in einer Zwickmühle steckt, denn auch wenn die Botschaft sein soll, dass Gewalt und Rache abscheulich sind, so muss man den Spieler dennoch bei Laune halten und das im Spiel gezeigte Szenario erfordert eben auch genau dieses Gameplay und das kommt dann ohne Stealth-Elemente und den dazugehörigen Kills nicht aus, demnach bleibt einem Entwickler in dieser Situation vermutlich gar keine andere Wahl, als diesen Widerspruch bewusst in Kauf zu nehmen, denn es ist und bleibt immer noch ein Videospiel.
Zuletzt geändert von Bachstail am 25.11.2020 15:36, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von sourcOr »

Peter__Piper hat geschrieben: 25.11.2020 00:03Hast du bei dem Spiel vor dem Controller gesessen und jeden Kill abgefeiert, oder wie darf man sich das vorstellen ?
(Btw. Hast du es eigentlich gespielt oder ledeglich Youtube herangezogen ?)
Gerade dieses Spiel versucht doch mit seiner expliziten Gewaltdarstellung bei jedem Kill zu sagen das daß hier grad keine schöne Sache ist was du machst :man_tipping_hand:
Die Gewaltdarstellung fällt imo mehr in die Kategorie "beeindruckend" :D

Ich fands tatsächlich eher belustigend, wenn sie Namen gerufen und rumgejault haben. Funktioniert bei mir net wirklich sowas in einem Spiel, in dem hauptsächliches Gameplay eben im Abmurksen von Gegnern besteht, die dich auch sofort abmurksen würden wenn sie die Chance bekämen. Ebenso bei den Hunden: Das sind im Kontext des tatsächlichen SPIELS (mit Ellie zumindest) knallharte Tötungsmaschinen, die dich gezielt aufspüren und dann zerfleischen wollen.
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von Peter__Piper »

sourcOr hat geschrieben: 25.11.2020 15:52
Peter__Piper hat geschrieben: 25.11.2020 00:03Hast du bei dem Spiel vor dem Controller gesessen und jeden Kill abgefeiert, oder wie darf man sich das vorstellen ?
(Btw. Hast du es eigentlich gespielt oder ledeglich Youtube herangezogen ?)
Gerade dieses Spiel versucht doch mit seiner expliziten Gewaltdarstellung bei jedem Kill zu sagen das daß hier grad keine schöne Sache ist was du machst :man_tipping_hand:
Die Gewaltdarstellung fällt imo mehr in die Kategorie "beeindruckend" :D

Ich fands tatsächlich eher belustigend, wenn sie Namen gerufen und rumgejault haben. Funktioniert bei mir net wirklich sowas in einem Spiel, in dem hauptsächliches Gameplay eben im Abmurksen von Gegnern besteht, die dich auch sofort abmurksen würden wenn sie die Chance bekämen. Ebenso bei den Hunden: Das sind im Kontext des tatsächlichen SPIELS (mit Ellie zumindest) knallharte Tötungsmaschinen, die dich gezielt aufspüren und dann zerfleischen wollen.
Also bei mir und meinem Copiloten hat das wunderbar funktioniert.
Ich hab sogar geflucht wenn ich keine Munition mehr hatte, weil das wieder in garstiegen Nahkampfsituationen endete :man_tipping_hand:
Und in der zweiten hälfte war das sogar noch ein wenig unangenehmer, weil dir die andere Seite jetzt auch nicht mehr unbekannt war.
Bei den Tieren hatte ich da wieder weniger Probleme mit - dafür hätten sie wahrscheinlich Killerkatzen für mich einbauen müssen :Blauesauge:
Wie gesagt, hier hat für mich TLOU2 besser funktioniert als This War of Mine - was ich aber dennoch ziemlich gut finde.
johndoe1197293
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Re: The Last Of Us Part 2 - Test

Beitrag von johndoe1197293 »

Bachstail hat geschrieben: 25.11.2020 07:57Das Spiel soll laut Druckman vermitteln, dass sowohl Gewalt, als auch Rache abscheuliche Dinge sind, die am Ende nie etwas bringen, auch wenn man dadurch kurzzeitig seine Befriedigung und seinen Frieden findet.

Ich habe jedoch bereits mit mehreren Fans des Spiels gesprochen, bei denen diese Message so gar nicht angekommen ist, ein paar hatten sogar den Eindruck, das Spiel möchte das Gegenteil vermitteln, nämlich dass Gewalt durchaus ein legitimes Mittel ist, seine Ziele zu erreichen.
Man kann Part II vorwerfen, dass es in einer bestimmten Szene, wie bereits der erste Teil, Folter als (erfolgbringendes) Mittel zur Informationsbeschaffung darstellt. Aber ist das die Message des Spiels? Ist das überhaupt eine Message des Spiels?
Zum Rache-Thema: Die eine Figur hat sich gerächt, aber darin keine Erfüllung gefunden. Die andere Figur sieht irgendwann ein, dass sie darin keine Erfüllung finden wird und verzichtet auf Rache. Wie zur Hölle kommt also jemand auf die Idee, das Spiel würde Rache als etwas sinnvolles darstellen wollen? :)
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