Also ganz ehrlich, wer hier von "Alpha" faselt, den kann ich nicht ernst nehmen.
Ich zitiere mich mal selbst:
VaniKa hat geschrieben: ↑25.07.2021 12:28Vor allem die Benennung des männlichen Geschlechts finde ich eben in Hinblick auf die Ursachen sehr wichtig, denn da geht es wie ich schon jüngst hier schrieb, eben um männliche Sozialisation und gesellschaftliche Strukturen. Diese sind direkt mit geschlechtlichen Rollenbildern verknüpft und mit Dingen wie "boys will be boys". Toxische Männlichkeit ist ein Phänomen, das unmittelbar mit den gesellschaftlichen Erwartungen an Männlichkeit verknüpft ist. Männer sollen nicht weinen, sie sollen keine Opfer sein, sich nicht beschweren, niemanden um Hilfe bitten, immer stark und souverän sein, Frauen überlegen sein und oft Sex mit ihnen haben. [...] Und das Ziel ist es, diese Maßstäbe zu beseitigen und damit auch Männer von diesem Joch zu befreien, das auf ihnen lastet.
Manche verteidigen dieses Joch allerdings auch bis aufs Blut, weil ihr eigener Selbstwert derart darauf ausgerichtet ist, dass sie sich bedroht sehen, alles zu verlieren, was ihnen als Mann, als Mensch, Wert und Sinn gibt.
Das ist das, was einen (vermeintlichen) "Alpha" antreibt. Er ist eigentlich nur ein elender Schisser, der glaubt, er müsse so sein. Diese Alpha-Denke ist so dermaßen toxisch, weil sie Männer in Kategorien einteilt und vor allem gute Verhaltenweisen abwertet und schlechte Verhaltensweisen aufwertet. Da geht es darum, als Mann stets "die Hosen anzuhaben" und immer eine gewisse Dominanz an den Tag zu legen. Wie viele Männer setzen sich so ein Gehabe nur als Maske auf, weil sie an den Mist glauben? Und wer da nicht an Sex kommt, rutscht dann in Incel-Gefilde ab und labt sich mit seinesgleichen an den Verstümmelungen weiblicher Unfallopfer. Alpha, Sigma, Beta("cuck") - das ist so ein grenzenloser Schwachsinn. Es gehen Männer zum Schönheitschirurgen, um sich ein "Chad-Kinn" verpassen zu lassen, weil sie der Meinung sind, dass sie
nur deswegen erfolglos bei Frauen seien. Man weiß wirklich nicht, ob man lachen oder weinen soll.
Nein, es ist traurig, denn es zeigt, wie verunsichert diese Männer (oder Männchen, viele sind ja noch gar nicht volljährig) eigentlich in ihrer Identität sind, dass sie nach solchen Strohhalmen greifen ( das ist "fragile masculinity"). Gleiches gilt für Männer, die Pickup-Kurse besuchen. Gut, wer es da schafft, in die richtige Richtung abzubiegen und einfach authentisch er selbst ist und dieses ganze Machogehabe nicht braucht. Denn so jemand strahlt etwas aus und *das* zieht an. Jemand ist kein "Weichei", weil er auch mal das Baby mit der Flasche füttert, sondern ein Mann, der sich nichts aus diesem ganzen Wahnsinn macht, den andere ihm da unterschieben wollen. Das ist doch der neue "Alpha" und dieser wird sich durchsetzen.
Aber es zeigt eben auch, wie das Patriarchat heute noch konkret wirkt, über genau diese Männer, die sich gegenseitig via Gruppenzwang dazu bringen, so zu denken und zu handeln, dass sie "Alpha" sein müssten. Das ist genau das. Keine geheime Hand von oben, keine Patriarchen auf Thronen in Hinterzimmern, sondern solche dämlichen Denkmuster, die immer noch in den Köpfen feststecken und mit Händen und Füßen verteidigt werden und eben als ultimatives Feindbild emanzipierte Frauen haben, die solche Typen nicht mehr wollen.