Meine Antwort kommt später als gedacht, daher zitiere ich nochmal.batsi84 hat geschrieben: ↑22.11.2021 14:56 Investoren üben direkten Druck auf ein Unternehmen aus. Einfach ausgedrückt sagt man "Hey, CD Projekt! Ich gebe dir jetzt 5 Millionen Euro und zum übernächsten Weihnachtsgeschäft möchte ich gerne 20 Millionen von den Gewinnen abhaben, ansonsten steige ich dir auf das Dach". Das löst einen mächtigen Erfolgsdruck bei einem Entwickler aus, weil er nicht nur die spielerischen Ansprüche der Fans erfüllen muss, sondern auch einen gewissen finanziellen Rahmen erreichen muss, weil sonst Klagen und finanzielle Ausfälle drohen.
Und Investmentgruppen wie "Abri Advisors" können sehr unangenehm werden, wenn sie ihre Anwälte einschalten. Der daraus resultierende Stress kann sich auch wieder negativ auf die ganze Unternehmung ausüben.
Ich bin auch weiterhin der Meinung, dass nicht die Crunch-Phasen oder das Anlügen der Kunden und der Investoren das Hauptproblem bei CD Projekt ist bzw. war, sondern dass man sich mit der Produktion völlig übernommen hat und sich selbst und der Gaming-Welt etwas beweisen wollte. Selbst die reelle Entwicklungszeit von 5 Jahren wirkt da reichlich kurz angesetzt, wenn man bedenkt welche Dimensionen angestrebt werden. Mich würde es auch nicht wundern, wenn die Polen noch gut zwei Jahre an CP2077 werkeln müssen.
Hier sollten Unternehmen und Spieler vielleicht ihre Ansprüche herunterschrauben und nicht ständig auf das perfekte Spiel hinarbeiten. Dann können die Mitarbeiter auch früher Feierabend machen.
Außerdem bin ich mir nicht sicher, ob Investoren und Spieler eine fünfte oder sechste Verschiebung hingenommen hätten. Wenn ich mir zum Beispiel den Shitstorm (inkl. Morddrohungen) nach der vierten Verschiebung anschaue, dann war es vielleicht die bessere Idee den Titel zu veröffentlichen um den Erwartungsdruck zu senken.
Über Take 2 möchte ich nicht werten, weil ich absolut keine Ahnung habe wie groß die finanziellen Anstrengungen des Publishers sind. Bei so einer großen Bandbreite an Spielen muss die Finanzpolitik einfach funktionieren.
Sicherlich hätten sie eine Verschiebung des Release verkraften können. Aus unternehmerischer Sicht hätte ich aber nicht anders gehandelt. Mit dem Release zum Weihnachtsgeschäft und einem anschließenden Bugfix lässt sich mehr Kapital erwirtschaften, als mit einer Verschiebung bei der das Interesse an dem Produkt sinkt.
Dennoch sollte Take 2 bei Rockstar und Grove Street Games nachforschen, warum die Produktion die Deadline nicht einhalten konnte.
Im Bezug auf Games-as-a-service denke ich, dass zwei Trends parallel existieren werden. Auf der einen Seite hat man Spieler, die große Universen bevorzugen, in die man unendlich viel Zeit investieren kann. Auf der anderen Seite gibt es dann Spieler wie mich (und wahrscheinlich auch dich) die eher nach Spielen verlangen, die einen überschaubaren finanziellen und inhaltlichen Rahmen aufweisen können. "The Witcher 3" und "The Elder Scrolls V" sind zwar klasse Spiele, aber mittendrin denkt man sich dann doch "Boah, ich werde hier nie fertig." Zumindest ich würde es begrüßen, wenn solche Marken wieder kleiner werden würden.
Bei Ubisoft wird es wahrscheinlich weiter in die Richtung der GaaS gehen. Das finde ich als Fan der alten Assassin's Creed Spiele zwar schade, aber ich kann es verstehen, wenn sich die Franzosen da neu orientieren müssen oder wollen. Ich fand auch zuletzt den Ableger "Odyssey" ziemlich ausgelutscht - sowohl was das Schleichen und Meucheln angeht, als auch die Geschichte rund um Assassinen, Templer und die erste Zivilisation.
Bei Rockstar versucht man scheinbar mit "GTA VI" beide Parteien abzuholen. Ob das gelingt, würde ich aber bezweifeln. Da wird man sich auf kurz oder lang entscheiden müssen.
Was Blizzard in Zukunft plant, kann ich schlecht abschätzen. Dort muss man erstmal das Unternehmen neu strukturieren und eine weniger toxische Firmenkultur schaffen. Nebenbei muss man auch schauen, wie man mit den klassischen Marken und neueren Franchises wie "Overwatch" umgeht. Hier kann es sicherlich nicht schaden, wenn man erstmal kleinere Brötchen backt.
Dass Investoren auch direkt Druck auf Unternehmen ausüben, weiß ich, daher stand "indirekt" in meinem vorherigen Post in Klammern. Ich hätte das ausführlicher schreiben können, aber ich wollte mit dem Satz sagen, dass es sowohl direkten als auch indirekten Druck gibt. Zu deinem Beispiel: Niemand zwingt die Publisher solche Deals anzunehmen. Klar ist das Geld verlockend, aber gerade wenn die Deadline knapp ist, sollte der Publisher gegenüber den Investoren klar kommunizieren, dass das eng werden kann bzw. unter Umständen nicht klappen wird. Im schlimmsten Fall zieht der Investor sich dann zurück, aber wenn dafür die Qualität stimmt und sich das Spiel besser verkauft, kann sich das trotzdem lohnen. Ich habe damals während meiner Ausbildung im Ansatz auch Projektplanung in Bezug auf Softwareentwicklung gelernt und Pufferzeiten waren dort ein sehr wichtiger Punkt. Ich glaube, das Hauptproblem bei den meisten fehlerhaft / unfertig veröffentlichen Spielen ist eine Mischung aus zu knappen (oder gar keinen) Pufferzeiten und zu vielen Änderungen, die zu neuen Fehlern führen.
Auf der anderen Seite gibt es auch die Aktionäre, die ein börsennotiertes Unternehmen zufriedenstellen muss und das hat CDPR definitiv nicht geschafft.
Übernommen hat CDPR sich auf jeden Fall, da stimme ich zu und sehe das auch als größtes Problem an. Das stand so auch schon in meinem Post, nur nicht so ausführlich wie du es beschrieben hast Da sind wir uns einig. Ich denke schon, dass die meisten Fans eine weitere Verschiebung hingenommen hätten, zumindest lese ich immer wieder Verständnis für Verschiebungen. Klar, ab einem gewissen Punkt wird das nervig, aber es ist trotzdem besser als ein unfertiges Spiel zu veröffentlichen. Idioten, die beleidigend werden oder gar Morddrohungen aussprechen gibt es leider immer wieder, aber auch das ist nicht die Masse. Diese Leute sollte man anzeigen und konsequent durch die Polizei verfolgen lassen. Ein Einknicken vor ein paar Spinnern ist jedenfalls der falsche Weg. Im schlimmsten Fall signalisiert man so sogar, dass dieses Vorgehen dazu führt, dass solche Leute ihren Willen bekommen, was zu Nachahmern führt. Ich denke aber nicht, dass das hier ein Grund für die Veröffentlichung war. Es wahrscheinlich eher eine Mischung aus schon angelaufener Marketingkampagne, Druck ausübenden Investoren und ggf. auch langsam knapp werdenden finanziellen Mitteln. Vielleicht kam auch noch die Angst dazu, dass sie später kaum noch Spiele für die alte Konsolengeneration absetzen können, weil jeder lieber auf den neuen Konsolen spielt, aber die Versionen noch nicht fertig sind. Dass die neuen Konsolen so lange ausverkauft sind, war damals noch nicht abzusehen.
Auf Take 2 und GTA bezogen: Ich bin mir nicht sicher, ob man mit einem Release zum Weihnachtsgeschäft und späteren Patches wirklich besser dasteht. Dass die Releases ihre Probleme haben, hat sich recht schnell rumgesprochen und das wird sich sicher stark auf die Verkaufszahlen ausgewirkt haben. Wie gesagt, GTA hat so oder so seine Fans und hätte sich garantiert auch im Februar oder März verkauft. Aus meiner Sicht sogar besser, weil bis dahin die gröbsten Fehler beseitigt wären und die Konkurrenz deutlich kleiner ist. Ich bin jedenfalls skeptisch, ob Patches das verspielte Vertrauen wiederherstellen können, auch wenn ich den Shitstorm nach wie vor für übertrieben halte. Meine Vermutung ist auch hier, dass Groove Street sich übernommen hat. Möglicherweise war die Deadline aber auch zu knapp vorgegeben oder das Budget zu gering. Ggf. treffen auch alle 3 Punkte zu.
Was GaaS angeht, denke ich auch, dass es so kommen wird, wie von dir vermutet. Es wird diese großen immer wieder erweiterten Spiele geben, aber sowas funktioniert nur bei bekannten und beliebten Marken und auch da werden einige Publisher mit dem Ansatz scheitern. Für mich ist das nichts, denn ich habe gern Spiele, bei denen die Geschichte irgendwann abgeschlossen ist und egal wie gut ein Spiel ist, irgendwann langweilt es mich. Ich spiele ja auch quer durch fast alle Genres und brauche einfach die Abwechslung, auch wenn ich natürlich meine favorisierten Genres habe. The Witcher 3 habe ich übrigens auch nur durchgespielt, weil ich damals recht lang krankgeschrieben war und außer Netflix und daddeln nicht viel machen konnte. So gut es auch ist, von Spielen dieser Länge schaffe ich höchstens 2 bis 3 im Jahr. Gut, mehr ginge auch, aber dann würden dafür so viele kurze Spiele auf der Strecke bleiben, dass das für mich keine Option ist. AC Odyssey mochte ich übrigens sehr gern, aber vor Valhalla drücke ich mich auch, weil ich nicht weiß, wo ich die Zeit dafür hernehmen soll
Zu GTA VI: Ich denke schon, dass Rockstar das schafft, denn mit GTA V hat es auch geklappt. Für Leute wie dich und mich gibt es dann einen Singleplayermodus, der auch umfangreich ist, aber ein Ende hat. Alle anderen vergnügen sich im MP. Prinzipiell hast du aber recht was die Länge der Spiele angeht. Viele Entwickler sind noch immer der Meinung, dass mit jedem neuen Spiel die Open World größer werden muss. Darauf kann ich gern verzichten, besonders wenn die Welt leer oder nur mit sich wiederholenden, langweiligen Aufgaben gefüllt ist. Ich habe bei noch keinem Spiel gedacht, dass mir die Welt zu klein ist. Eine glaubhafte, kleinere Welt, die damals bei Gothic 1 und 2 ist mir lieber als gfähnende Leer. Trotzdem ist zum Glück nicht jedes Spiel so aufgebaut und es gibt viele kürzere und dennoch gute Spiele. Das ist auch notwendig, denn wie schon bei GaaS ist die Zeit der Spieler begrenzt.
Blizzard wird sich rein auf MP Spiele konzentrieren, womit sie mich als Spieler und Käufer immer mehr verlieren, wie es spätestens nach dem Diablo 3 Add-on schon der Fall war. Gut, das haben sie durch ihre internen Probleme sowieso schon, aber selbst wenn da alles in Ordnung wäre, habe ich kein Interesse an MP-fokussierten Spielen. Mit etwas Glück gibt es aber ab und an Spiele wie Crash, Tony Hawk und co.