Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

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Bachstail
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Bachstail »

Usul hat geschrieben: 17.10.2022 14:37Und deswegen ist das Angebot zwar in der Tat niedrig, aber halt nicht so kümmerlich
Dem stimme ich zu und ich möchte hier auch nicht missverstanden werden :

Ich empfinde diese 4000 Dollar als immer noch viel zu wenig und finde allgemein, dass in der Synchronsprecher-Branche viel zu viel Schindluder betrieben, denn Temeter hat definitiv recht, wenn er schreibt, dass dort viel ausgebeutet wird.

Aber man muss das alles in den richtigen Kontext setzen, Taylor ist leider nicht sehr gefragt, diese 4000 Dollar sind etwas mehr, als der übliche Branchen- und Gewerkschaftsstandard und wir wissen zudem nicht, wie groß ihre Rolle ausfiel.

Demnach bin ich der Meinung, dass wir anhand der aktuellen Faktenlage einfach nichts beurteilen können und halte den Aufruf zum Boykott einzig und allein anhand der Worte von Hellena Taylor für falsch.

Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren und wäre dann sofort dabei, wenn es um die Kritik geht aber aktuell kann ich das schlicht nicht, denn für mich persönlich sind innerhalb dieser Geschichte schlicht noch zu viele Umstimmigkeiten.
Ryan2k22 hat geschrieben: 17.10.2022 14:47Was wohl die japanische Stimme bekommen hat?
Deutlich mehr, da Japan eine ganz andere Synchronsprecher-Kultur besitzt, dort sind das teilweise richtige Stars und sind demnach auch SEHR gut bezahlt.

Dort ist es auch so, dass ein Sprecher in der Regel nicht wechselt, es sei denn er/sie hört auf oder stirbt, die Sprecher sind also regelrecht an ihre Rollen gebunden.
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Wulgaru
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Wulgaru »

Die Leute hier die jetzt 16 Aufnahmestunden als wenig erachten kapieren aber schon das das nicht alles ist was in Arbeit investiert wird oder? Die gehen da nicht hin und kriegen einen Text hingelegt den sie da erstmals ablesen. Das wäre im Ergebnis vermutlich furchtbar (bzw. jeder von uns kennt die Spiele wo das offenkundig so passiert ist) und wäre auch für die an der Aufnahme beteiligten Mitarbeiter eine Qual.

Vermutlich geht da eine dreistellige Stundenzahl an Vorarbeit rein.

Das erinnert mich ein bisschen an Leute die sich bei Lehrern drüber aufregen das die ja nur so wenig Schulstunden hätten, man selbst würde ja das doppelte arbeiten usw.
Zuletzt geändert von Wulgaru am 17.10.2022 14:57, insgesamt 1-mal geändert.
johndoe711686
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von johndoe711686 »

Nächste Woche sind auch schon wieder 2 Wochen Ferien, mann mann! :)
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Bachstail
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Bachstail »

Wulgaru hat geschrieben: 17.10.2022 14:57 Die gehen da nicht hin und kriegen einen Text hingelegt den sie da erstmals ablesen.
Als jemand, der den Prozess ein wenig kennt und ganz ganz grob weiß, wie das abläuft :

Doch, genau SO läuft das häufig (natürlich nicht immer) ab.

Das ist ja gerade das Schwierige an diesem Job, da sich die Sprecher innerhalb sehr kurzer Zeit mit dem zu sprechenden Charakter identifizieren müssen, gerne auch mal ohne im Vorfeld irgendwelches Material vom jeweiligen Charakter gesehen zu haben.

Es kommt auch gerne Mal vor, dass Sprecher während des Sprechens nur die Szenen zu Gesicht bekommen, in denen ihr Charakter auftaucht, sprich überhaupt keinen Kontext haben und den Charakter dann so sprechen müssen, wie die Producer das von ihnen verlangen ("An dieser Stelle ist der Charakter traurig, also sprich ihn mal traurig").

Das ist ja unter anderem einer der Gründe, weshalb ich finde, dass die Branche gemeinhin massiv unterbezahlt ist.
ren01
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von ren01 »

Ich finde auch, dass die Arbeit im kreativen Medienbereich (Grafik, 3D, Videospiele etc.) im Vergleich zu anderen (ähnlichen) Branchen zu wenig wert ist. Aber ein Unternehmen auflaufen lassen, weil die persönliche Gehaltsvorstellung nicht zur tatsächlichen Bezahlung passt. Hoffe die Arme findet irgendwann nochmal jemanden der mit ihr arbeiten will.
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Sunblaster
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Sunblaster »

Bachstail hat geschrieben: 17.10.2022 14:53
Ryan2k22 hat geschrieben: 17.10.2022 14:47Was wohl die japanische Stimme bekommen hat?
Deutlich mehr, da Japan eine ganz andere Synchronsprecher-Kultur besitzt, dort sind das teilweise richtige Stars und sind demnach auch SEHR gut bezahlt.

Dort ist es auch so, dass ein Sprecher in der Regel nicht wechselt, es sei denn er/sie hört auf oder stirbt, die Sprecher sind also regelrecht an ihre Rollen gebunden.
Viel mehr verdient hat sie wohl eher nicht. Es stimmt zwar das ein Paar wenige Sprecher genug verdienen um allein davon leben zu können. Die sprechen dann meist eine Hauptrolle in einem langlebigen Anime. Aber sowas gilt eher als Gewinn im Lotto. Die meisten Sprecher verdienen sich eher was dazu und arbeiten nebenbei boch als was Anderes. Viele sind Musiker, (Theater)-Schauspieler, Influenzer oder Streamer eben weil man auch in Japan als Synchronsprecher extrem wenig verdient.
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Usul
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Usul »

Wulgaru hat geschrieben: 17.10.2022 14:57Vermutlich geht da eine dreistellige Stundenzahl an Vorarbeit rein.
KEINER der Synchronsprecher, mit denen ich es in der Vergangenheit zu tun hatte, hat irgendeine Vorarbeit reingesteckt. Zugegeben, das waren deutsche und vllt. auch nicht die Top-Riege, aber wie kommst du bitte auf eine dreistellige Stundenzahl? Mit Garantie macht das niemand für eine so kurze Geschichte... Was anderes wäre es, wenn man lange Zeit engagiert würde, sodass sich eine derartige Vorarbeit auch lohnen würde. Aber für einen 3-Tages-Job? Never ever.
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Wulgaru
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Wulgaru »

Usul hat geschrieben: 17.10.2022 16:07
Wulgaru hat geschrieben: 17.10.2022 14:57Vermutlich geht da eine dreistellige Stundenzahl an Vorarbeit rein.
KEINER der Synchronsprecher, mit denen ich es in der Vergangenheit zu tun hatte, hat irgendeine Vorarbeit reingesteckt. Zugegeben, das waren deutsche und vllt. auch nicht die Top-Riege, aber wie kommst du bitte auf eine dreistellige Stundenzahl? Mit Garantie macht das niemand für eine so kurze Geschichte... Was anderes wäre es, wenn man lange Zeit engagiert würde, sodass sich eine derartige Vorarbeit auch lohnen würde. Aber für einen 3-Tages-Job? Never ever.
Ich glaube da gibt es sehr große Diskrepanzen und es kommt denke ich auch gerade im Videospielbereich sehr drauf an wieviel man von einer Produktion dann eigentlich erwartet.

Ich kenne jedenfalls (wo wir bei Anekdoten sind) einige Schauspieler die sich sehr akribisch auf jeden Scheiß vorbereiten und wenn es nur Werbespots ohne Text sind und das gilt auch für Hörspiele und sonstige Arbeiten. Vielleicht habe ich mit dreistellig bei Bayonetta etwas übertrieben, aber das da nur 16 Netto-Stunden drin stecken glaube ich im Leben nicht. Gerade wenn man eher weniger Jobs hat, ist irgendeine Rolle für ein Hörspiel das größte Ding des Lebens und das scheint mir in diesem Beispiel ebenfalls locker der Fall zu sein. Das ist halt IHRE Rolle und daher wird auch einiges unsachliche kommen was sie sagt.

Ansonsten sehe ich das wie Temeter. Die Firma bekommt hier einen völlig unverdienten Vertrauensvorschuss, so eine Kombination aus Entwickler kultig finden und diese Frau in der Außendarstellung als irgendwie unangenehm finden (mit unterschiedlichen Graden). Das hier mit völlig ungleichen Waffen gekämpft wird, ist für mich völlig offensichtlich. Als wenn eine Einzelperson gegen weltbekannten Entwickler jemals der letzte das Opfer wäre, selbst wenn er inhaltlich ursprünglich im Recht sein sollte, steuert man doch gerade jetzt den Shitstorm um auf eine Einzelperson....und dahinter sitzen dann Medienprofis die sehr genau wissen was sie tun.
Zuletzt geändert von Wulgaru am 17.10.2022 17:44, insgesamt 1-mal geändert.
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Usul
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Usul »

Wulgaru hat geschrieben: 17.10.2022 17:43Die Firma bekommt hier einen völlig unverdienten Vertrauensvorschuss, so eine Kombination aus Entwickler kultig finden und diese Frau in der Außendarstellung als irgendwie unangenehm finden (mit unterschiedlichen Graden).
Ich weiß nicht, was bei den anderen ist, aber bei mir trifft das nicht zu, da ich den Entwickler nicht kultig finde und Bayonetta gar nicht mag.
johndoe527990
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von johndoe527990 »

Und ich finde Temeter hat hier aus den dürftigen Fakten viel zu viel konstruiert.

Da sind die anderen Beiträge mit konkretem Bezug und einigen Hintergrundinformationen sinnvoller.

Dass die Medienbranche in großen Teilen und für die meisten eine unterbezahlte Angelegenheit ist, sollte hinreichend bekannt sein.
Das liegt nicht zuletzt an dem Überangebot von Arbeitswilligen.
kellykiller
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von kellykiller »

Ryan2k22 hat geschrieben: 17.10.2022 12:42
Onekles hat geschrieben: 17.10.2022 12:37 Würde ich jedes Spiel boykottieren, wo irgendjemand zu schlecht bezahlt wurde, dürfte ich gar keine Spiele mehr kaufen.
Und eigentlich, sollte uns das mal zu denken geben. Aber tut man halt nicht, auch nicht nicht überall.
Das eigentliche Problem an der Sache ist ja das "zu schlecht bezahlt" höchst subjektiv ist. Ich zum Beispiel verdiene knapp 4500€ im Monat. Ein Betrag von dem ich weiß, dass viele nur davon träumen können. Und dennoch ist mir das für das was ich mache definitiv zu wenig, weswegen ich aktuell den Job wechsle. Und genau das sollten alle machen die Ihrer Meinung nach zu wenig verdienen. Und wenn mir ein Angebot für einen Job nicht gefällt, dann lehne ich es ab und schreie nicht in sozialen Medien. Würde sie jetzt systematisch nur so niedrige Gehälter bekommen (Keine Ahnung ob das viel oder wenig ist, kenne mich in der Branche nicht aus. Aber darum geht es auch nicht). sähe das natürlich anders aus. Aber so ist das einfach nur eine miese Aktion. Eine Aktion die Ihr bei weiteren Jobs sicher nicht zu gute kommt, wenn sich herum spricht dass Sie gerne gegen potentielle Arbeitgeber wettert.
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Todesglubsch
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Todesglubsch »

In diesem Kontext erinnere ich mich an das alte "Zurück in die Zukunft"-Adventure von Telltale. Das eingesetzte deutsche Lokalisierungsstudio hatte damals von Telltale ein grauenhaft geringes Budget vorgesetzt bekommen, Das Studio hat trotzdem ein Angebot an Sven Hasper geschickt, der deutschen Stimme von Michael J. Fox - dieser hatte jedoch polternd abgelehnt, weil das weit unter dem Branchenstandard war.

Notgedrungen nahm man dann halt einen Ersatzsprecher- Dirk Stollberg. Dieser entschuldigte sich bei seinem Kollegen, er könne seine Entscheidung verstehen, aber da er selbst irgendwie über die Runden kommen müsste, konnte er sich nicht erlauben, einen Auftrag abzulehnen - egal ob der Preis unter dem Branchenstandard war oder nicht.

Ich glaube der Branchenstandard damals, für eine Videospielrolle, lag weit unter 4000$.

Was ich damit sagen will: Sprachaufnahmen und -bezahlungen sind Krieg.
crazillo87
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von crazillo87 »

Überlegt mal, wie viel eine gute Vertonung zur Immersion in einem Spiel beiträgt. Künstler haben es schwer, da sie in der Regel nur für die Aufträge freischaffend bezahlt werden. 4000$ ist definitiv zu wenig. Die Videos der Synchronspecherin sind leider nur etwas zu sehr in alle Richtungen schießend, wohl aus Frust.

Das, was Todesglubsch beschreibt, ist leider symptomatisch: Irgendeiner findet sich immer. Wobei der Ersatz der Bayonetta-Sprecherin sicherlich nicht günstiger zu haben gewesen sein wird angesichts ihrer Vita.
Zuletzt geändert von crazillo87 am 17.10.2022 19:43, insgesamt 3-mal geändert.
Reiskocher1983
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Reiskocher1983 »

kellykiller hat geschrieben: 17.10.2022 19:19 Ich zum Beispiel verdiene knapp 4500€ im Monat. Ein Betrag von dem ich weiß, dass viele nur davon träumen können. Und dennoch ist mir das für das was ich mache definitiv zu wenig, weswegen ich aktuell den Job wechsle..
Sind das denn Netto? Ich kriege aktuell Dank Überstunden zwischen 3100 und 3400 Netto raus. Das ist im Vergleich zum letzten Job echt übern Tausender mehr.

Dennoch wird's weniger wenn ich weniger Überstunden schieb. Bin Klima-Techniker was mich echt mehr als nervt. Keine Lust mehr drauf. Mach das zu lange.

Was machst du denn? Ich versuche jedenfalls den Informatiker nach zu holen. Mir macht dieses Handwerkliche echt null Spaß mehr. Die Kohle aber halt mich davon gerade ab mich endlich Mal damit zu befassen. Wie ist es denn bei dir.

Ah ja, meine Lohnsteuer war letzten Monat bei fast 1000€....das macht echt keinen Spaß mehr.
Zuletzt geändert von Reiskocher1983 am 17.10.2022 20:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Usul
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Re: Bayonetta 3: Ehemalige Synchronsprecherin ruft zum Boykott des Spiels auf

Beitrag von Usul »

crazillo87 hat geschrieben: 17.10.2022 19:39Künstler haben es schwer, da sie in der Regel nur für die Aufträge freischaffend bezahlt werden. 4000$ ist definitiv zu wenig.
Na offensichtlich ist es doch der branchenübliche Standard - und 200-250$ pro Stunde finde ich jetzt nun nicht gerade wenig, wenn ich ehrlich soll. Wenn dir das zu wenig ist, was wäre dann deiner Meinung die dem Auftrag entsprechende Bezahlung?
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