Hans_Wurst80 hat geschrieben: ↑13.12.2022 15:03
Jetzt mal Hand aufs Herz: Wir wissen alle, ich behaupte auch du und Usul, dass es klare und strikte Diversitäts-Regeln gerade in amerikanischen Mainstream-Unterhaltungsmedien gibt.
Korrekt. Die gibt es. Halte ich aber nicht für ein Problem, stört mich auch nicht. Denn die Qualität einer Serie oder eines Filmes ist unabhängig davon, wie viele Geschlechter und/oder Hautfarben zu sehen sind. Das ist eine rein gesellschaftspolitische Maßnahme, die keinen Einfluss auf die Qualität der Produktion/Umsetzung hat.
Aber dennoch die Frage: Wie beurteilt und kritisiert man denn heute aus professioneller Sicht einen Film/ ein Buch/ ein Spiel? Als der 2016er Ghostbusters-Reboot ein riesiger Flop wurde, da haben die Macher und Hauptdarstellerinnen
rumgemault, es läge daran weil der Cast weiblich sei und die toxische Männlichkeit damit nicht umgehen kann. Dabei war das Werk einfach nur Rotz.
Ja, die Reaktion der Darsteller war falsch. Wobei man fairerweise sagen muss, dass der Großteil der Kritik einfach nur substanzloses, misogynes Gehate war, weil kaum einer dieser "Kritiker" in der Lage war (und heute weiterhin nicht ist) auf die tatsächlichen Schwächen eines Werkes einzugehen und mangels Argumenten und Wissen halt irgendwas nachplappert. Ein gutes Beispiel für "Ahnung oder doch nur eine Meinung haben!".
Wie man es aber richtig macht, das zeigt Lauren Hissrich, die Witcher-Producerin, die ganz offen und direkt die Diskussion mit den Fans gesucht hat und dadurch in der Lage war eine konstruktive Diskussion in Gang zu setzen, wo sie einerseits Kritik an den Schwächen von Season 1 nicht nur akzeptiert, sondern in Season 2 auch verbessert hat und im Gegenzug aber auch Verständnis für bestimmte kreative Entscheidungen vermitteln konnte. So sollte das im Idealfall sein.
Wie geht es denn professionellen Kritikern bei der Beurteilung weiblicher oder farbiger Schauspielerei? Trauen sich denn noch alle ehrlich zu sagen, ob der Darsteller oder der Film/ die Serie gut oder schlecht sind?
Ja.
Oder knicken viele ein und geben aus Angst vor Stygmatisierung (misogyn!, rassistisch!) eine bessere Note als das diverse Machwerk eigentlich verdient hat?
Nein. Die Witcher-Prequel-Serie wird zum Beispiel auf Polygon ziemlich abgewatscht. Weil sie nach Argumentation des Kritikers zu sehr herummäandriert, keinen Fokus hat. Polygon, die in rechten Kreisen als eines DER Nester allen woken Urbösen gelten.
Schauspielerische Leitungen werden übrigens vielerorts kaum noch kritisiert, weil es oft genug nicht an den Schauspielern liegt, die sich mit schwachen Dialogen oder mangelnder Charakterentwicklung herumschlagen müssen. Casting ist einer der Bereiche im Filmbusiness, wo inzwischen am wenigsten Fehler gemacht werden. Vor allem weil das schauspielerische Niveau heutiger Schauspieler im Schnitt deutlich höher ist als vor 30, 40 Jahren. Eine Folge von immer seriöser werdenden Schauspielschulen und einer soliden Ausbildung. Deswegen hat es auch keine Auswirkungen, wenn Diversität vorgeschrieben wird. Casting-Direktoren haben heute enorm viel Auswahl in so ziemlich jeder ethnischen Gruppe. Da wird niemand mehr gecastet, weil eine Rolle X eine spezifische Äusserlichkeit Y erfordert, aber man keinen guten Schauspieler dafür findet, sondern nehmen muss, wen der Regisseur notgedrungen in der Fußgängerzone trifft.
Wenn man dieses Qualitätsnivea jetzt noch auf den Drehbuch-Bereich anwenden könnte ... *hach* *träum*
Und wie fühlen sich Darsteller die es einst aus eigener Kraft schafften? Ohne Quoten, ohne Vorgaben. Sidney Poitier/ Denzel Washington/ Morgan Freeman u.a.. Oder auch Frauen in Actionrollen wie Sigourney Weaver oder Linda Hamilton?
Die haben damit oft genug keine Probleme, begrüßen das sogar. GERADE weil sie wissen wie schwer sie es selbst hatten und unter welchen Diskriminierungen sie selbst zu leiden hatten. Die wollen ganz ausdrücklich, dass es nachfolgende Generationen leichter haben, als vollkommen empathielos, selbstsüchtig und arschlöchig darauf zu bestehen, dass es andere genauso beschissen haben sollen wie sie es damals hatten.
Das soll und muss man ansprechen dürfen, da sollte nicht immer gleich ein Beißreflex mit notorischem Abwiegeln bei einigen 'weißen Rittern' aufkommen. Nicht böse gemeint. Mehr will ich aber gar nicht dazu sagen.
Klar kann man das ansprechen. Habe ich auch kein Problem mit.
Es ist nur so, dass so ziemlich alles, was in diesem Kontext an "Man wird doch noch mal fragen dürfen" kommt, mit dem simplen Hinweis auf die Realität des Filmbusiness beantwortet werden kann. Die Problemfelder, die man sich hier ausdenken kann, existieren größtenteils überhaupt nicht, bzw. spielen keine Rolle.