Randall Flagg hat geschrieben: ↑20.06.2020 12:49
Gesichtselfmeter hat geschrieben: ↑20.06.2020 12:27
Bei der ganzen Story-Diskussion geht es den lauten Kritikern nicht etwa um die inhaltliche Auseinandersetzung mit der Story von Part 2, sondern um die reinen Eckpunkte - sie wollen, dass Tlou Popcorn-Kino ist mit Gewalt, die man aber tolerieren kann und halt kein ernstes, Erwachsenes "Arthouse" Kino, wo es auch mal richtig ungemütlich werden kann.
Also nach meinen bisherigen Beobachtungen werfen die lauteren Kritiker TLOU2 eben genau das vor: Popcornkino zu sein mit etwas Action, das sich selbst für erwachsen und "Arthouse" hält, aber genau das eben nicht ist.
Gut, das kann ich natürlich nur beurteilen, wenn ichs durch habe. Ich werde mich bemühen am Ende so neutral wie möglich über die Geschichte in Tlou2 zu urteilen.Die Anführungszeichen waren von mir bewusst gewählt, weil Tlou 2 nur bestimmte Punkte von Arthouse implementiert. Aber klar, Tlou 1+2 haben eben auch diese Popcorn-Elemente. Es ist die Spannung zwischen diesen beiden Polen, die halt für Zündstoff sorgt. Ein Oldboy hat mit Sicherheit auch Popcorn-Elemente.
Ich persönlich habe ja früh in diesem Thread gesagt, dass es eben der Subtext in Tlou1 war, der die Geschichte für mich besonders erinnerungswürdig gemacht hat. Moral + Ethik vs. Kunst ist immer ne spannende Angelegenheit, denn nur in der Kunst ist es meiner Meinung nach ok nicht moralisch verurteilt zu werden, wenn man mit einer unmoralischen fiktiven Figur sympathisiert. Das natürlich auch nur in gewissen Maßen und dieses Maß auszuloten ist unglaublich schwierig.
Nehmen wir als Beispiel die Indiana Jones-Reihe, die ja als Vorlage zu Uncharted gedient hat.
Würde der moralische Kompass von Indy nur aus "das gehört in ein Museum" bestehen, würde der Subtext eine ganz klare moralische Problematik mit sich führen:
a) in welches Museum? Etwa ein Amerikanisches?
b) ist diese Ambition so ehrenhaft, dass der Hauptcharakter auch nur eine Person um die Ecke bringen darf?
Natürlich umschiffen Teil 1+3 dieses Problem durch Pop-Cornigkeit, weil plötzlich das Stoppen der Nazis als neues Leitmotiv herangezogen wird, was quasi ein moralischer Freifahrtschein ist.
Teil 3 macht sogar etwas Interessantes mit Indys Backstory:
1. ein Teenager, der fast naiv dieser "es gehört in ein Museum" Maxime folgt.
2. ein Mann, der bezahlt wird, damit er ein Artefakt der Familie zurückbringt.
Als ich den Film als Teenager gesehen habe, habe ich dieses "hier gibt es kein schwarz oder weiß" zwar erkannt, aber nicht die weitere Ebene an Subtext, die halt etwas geschichtliches Wissen voraussetzt. Denn wenn man sich überlegt, wie die Familie dieses Auftraggebers an das Kreuz gekommen ist, wäre Indy zwar wieder automatisch klar im "weißen" Bereich - das Problem dabei ist: er sagt das im Film nicht, sondern bleibt bei "Museum". Nach heutiger Sicht hätte er sagen müssen: "diese Artefakt gehört in die Hände der Ureinwohner Mittelamerikas". Nur wäre das albern, weil in den 1930er Jahren wohl kaum einer Idee gekommen wäre so etwas zu denken.