Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
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Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Hello Folks!
Ich bin bestimmt nicht der einzige, der auf Spiegel Online heute diesen Gastartikel (ursprünglich aus der WASD) gelesen hat, der sich kritisch mit der Thematisierung von Kriegsverbrechen in den Spielen der Call of Duty-Reihe auseinandersetzt:
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/wa ... 24707.html
Interessant finde ich dabei vor allem, dass im dazugehörigen Forenthread zur Legitimierung fiktionaler Gewaltexzesse immer und immer wieder der angebliche "Realismus" solcher Szenen als Argument ins Feld geführt wird. Im Prinzip kann man eine beliebige Seite des SPON-Threads aufschlagen, überall wird es einem entgegentönen: Das Spiel zeige doch nur die dreckige Realität des Krieges, verharmlosend wäre es doch eher, genau dies nicht zu tun (einige Foristen gehen sogar so weit, die Genfer Konventionen selbst als kriegsverharmlosend hinzustellen, während sie Spiele wie CoD als aufklärerisch feiern). Folter, Gefangenenerschießungen und ähnliches seien in Konflikten an der Tagesordnung, deshalb sei es "blauäugig", sich von deren Verarbeitung als Spielinhalt angewidert zu fühlen.
Mit dieser unter Spielern anscheinend weitverbreiteten Argumentation habe ich so meine Probleme: Zunächsteinmal wird in dem Artikel nirgendwo gefordert (wie die erbosten Foristen es beinahe durch die Bank unterstellen), dass solche Inhalte nicht vorkommen dürften oder sollten. Es wird ja eher die Art und die Funktion ihrer Verwendung hinterfragt, nicht ihre Verwendung an sich. Und was das angeht, so erscheint es mir persönlich eigentlich vollkommen klar, dass kein CoD (und auch kein "seriöser" Shooter wie z.B. ein Arma) in irgendeiner Weise aufklärerische Ideale verfolgt. Wenn in CoD Kriegsgräuel (bis hin zum Atomangriff) dargestellt werden, so ist der dramaturgisch gewollte Effekt nicht, dass dem Spieler vor Entsetzen übel wird, sondern eher dass ihm vor Krassheit die Kinnlade runterklappt und er es den Terroristenwichsern danach mal so richtig zeigen will. Es dient ausschließlich als exploitationmäßiger Aufhänger, da kann eigentlich noch nicht einmal von einer wirklichen "Thematisierung" die Rede sein.
Das Problem ist dabei meiner Ansicht nach aber weniger, dass hier maximale Unmenschlichkeit als bloßer MacGuffin dient (was man für sich genommen bereits mit gutem Grund geschmacklos finden könnte). Ich meine hey, Exploitation kann, wenn sie den richtigen Ton trifft und man selbst nicht allzu verklemmt ist, großen Spaß machen! Schlimm finde ich vielmehr, dass Spiele wie CoD oder auch Medal of Honor konsequent versuchen, ihre Exploitation-Inhalte zu kaschieren und sich stattdessen den
Nimbus des Realismus zu verleihen. Besagtes Medal of Honor hatte damals, als es erschienen ist, bekanntlich mit seiner Zusammenarbeit mit diversen Rüstungsunternehmen geworben, was für höchstmöglichen Realismus bürgen sollte. Der Trend zur immer tagesaktuelleren Verwendung realer Konfliktszenarien geht ebenfalls in diese Richtung.
Das Szenario, in welches diese Spiele solche oberflächlichen Realismen einbetten, könnte aber tatsächlich nicht weiter von der Realität entfernt sein: Amerikanische Soldaten, allesamt verdammt männlich und supergut aussehend, ballern sich durch Armeen irgendwelcher Turbanträger, Russen oder Verräter aus den eigenen Reihen (das sind die Schlimmsten!) und haben dabei immer einen lockeren Spruch auf den Lippen (Operation Flashpoint Red River, Kommentar des Spielercharakters zum Kopfschuss in lässigem Counterstrikeprofi-Tonfall: "Fucked. Him. Up."). Oder auch das im Artikel beschriebene CoD-Ende: Nachdem der böse Russenterrorist endlich gekillt wurde, wird sich erstmal easy die Siegerzigarre angesteckt.
Als ich sowas zum letzten mal cool fand - das war in Roland Emmerichs Independence Day - war ich etwa dreizehn Jahre alt, und realistisch erschien es mir schon damals nicht. Heute dagegen werden solche Szenarien nicht nur von der Spieleindustrie als realistisch propagiert (was meinetwegen schon immer so war, denn es verkauft sich ja gut), sondern auch tatsächlich von vielen Spielern als realistisch angenommen. Irgendwie schließt sich so ja der Kreis: Spieleindustrie und
Spielerklientel scheinen sich stillschweigend und/oder unbewusst auf eine verzerrte Realismusauffassung geeinigt zu haben, im Bezug auf welche sie sich letztenendes fortwährend gegenseitig bestätigen.
Ich bin bestimmt nicht der einzige, der auf Spiegel Online heute diesen Gastartikel (ursprünglich aus der WASD) gelesen hat, der sich kritisch mit der Thematisierung von Kriegsverbrechen in den Spielen der Call of Duty-Reihe auseinandersetzt:
http://www.spiegel.de/netzwelt/games/wa ... 24707.html
Interessant finde ich dabei vor allem, dass im dazugehörigen Forenthread zur Legitimierung fiktionaler Gewaltexzesse immer und immer wieder der angebliche "Realismus" solcher Szenen als Argument ins Feld geführt wird. Im Prinzip kann man eine beliebige Seite des SPON-Threads aufschlagen, überall wird es einem entgegentönen: Das Spiel zeige doch nur die dreckige Realität des Krieges, verharmlosend wäre es doch eher, genau dies nicht zu tun (einige Foristen gehen sogar so weit, die Genfer Konventionen selbst als kriegsverharmlosend hinzustellen, während sie Spiele wie CoD als aufklärerisch feiern). Folter, Gefangenenerschießungen und ähnliches seien in Konflikten an der Tagesordnung, deshalb sei es "blauäugig", sich von deren Verarbeitung als Spielinhalt angewidert zu fühlen.
Mit dieser unter Spielern anscheinend weitverbreiteten Argumentation habe ich so meine Probleme: Zunächsteinmal wird in dem Artikel nirgendwo gefordert (wie die erbosten Foristen es beinahe durch die Bank unterstellen), dass solche Inhalte nicht vorkommen dürften oder sollten. Es wird ja eher die Art und die Funktion ihrer Verwendung hinterfragt, nicht ihre Verwendung an sich. Und was das angeht, so erscheint es mir persönlich eigentlich vollkommen klar, dass kein CoD (und auch kein "seriöser" Shooter wie z.B. ein Arma) in irgendeiner Weise aufklärerische Ideale verfolgt. Wenn in CoD Kriegsgräuel (bis hin zum Atomangriff) dargestellt werden, so ist der dramaturgisch gewollte Effekt nicht, dass dem Spieler vor Entsetzen übel wird, sondern eher dass ihm vor Krassheit die Kinnlade runterklappt und er es den Terroristenwichsern danach mal so richtig zeigen will. Es dient ausschließlich als exploitationmäßiger Aufhänger, da kann eigentlich noch nicht einmal von einer wirklichen "Thematisierung" die Rede sein.
Das Problem ist dabei meiner Ansicht nach aber weniger, dass hier maximale Unmenschlichkeit als bloßer MacGuffin dient (was man für sich genommen bereits mit gutem Grund geschmacklos finden könnte). Ich meine hey, Exploitation kann, wenn sie den richtigen Ton trifft und man selbst nicht allzu verklemmt ist, großen Spaß machen! Schlimm finde ich vielmehr, dass Spiele wie CoD oder auch Medal of Honor konsequent versuchen, ihre Exploitation-Inhalte zu kaschieren und sich stattdessen den
Nimbus des Realismus zu verleihen. Besagtes Medal of Honor hatte damals, als es erschienen ist, bekanntlich mit seiner Zusammenarbeit mit diversen Rüstungsunternehmen geworben, was für höchstmöglichen Realismus bürgen sollte. Der Trend zur immer tagesaktuelleren Verwendung realer Konfliktszenarien geht ebenfalls in diese Richtung.
Das Szenario, in welches diese Spiele solche oberflächlichen Realismen einbetten, könnte aber tatsächlich nicht weiter von der Realität entfernt sein: Amerikanische Soldaten, allesamt verdammt männlich und supergut aussehend, ballern sich durch Armeen irgendwelcher Turbanträger, Russen oder Verräter aus den eigenen Reihen (das sind die Schlimmsten!) und haben dabei immer einen lockeren Spruch auf den Lippen (Operation Flashpoint Red River, Kommentar des Spielercharakters zum Kopfschuss in lässigem Counterstrikeprofi-Tonfall: "Fucked. Him. Up."). Oder auch das im Artikel beschriebene CoD-Ende: Nachdem der böse Russenterrorist endlich gekillt wurde, wird sich erstmal easy die Siegerzigarre angesteckt.
Als ich sowas zum letzten mal cool fand - das war in Roland Emmerichs Independence Day - war ich etwa dreizehn Jahre alt, und realistisch erschien es mir schon damals nicht. Heute dagegen werden solche Szenarien nicht nur von der Spieleindustrie als realistisch propagiert (was meinetwegen schon immer so war, denn es verkauft sich ja gut), sondern auch tatsächlich von vielen Spielern als realistisch angenommen. Irgendwie schließt sich so ja der Kreis: Spieleindustrie und
Spielerklientel scheinen sich stillschweigend und/oder unbewusst auf eine verzerrte Realismusauffassung geeinigt zu haben, im Bezug auf welche sie sich letztenendes fortwährend gegenseitig bestätigen.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Genfer Konventionen als Verharmlosung zu empfinden ist ein Hammer. Die Konventionen dienen dazu das Gräuel zu reduzieren, das Leiden der Menschen zu reduzieren.
Passend zum Thema gab es kürzlich auch eine Meldung vom Roten Kreuz: http://www.insidegames.ch/rotes-kreuz-k ... bestrafen/
( mehr Artikel: https://www.google.de/#q=kriegsverbrechen+spiele )
Ich kann mich noch an Full Spectrum Warriors erinnern, bei dem sich Spieler aufregten weil man die Soldaten ständig in Deckung ziehen muss usw. was Tempo und Action rausnimmt.
Für mehr "realen" Realismus bin ich zu haben. Dann hätte man auch den geforderten Kontext, der Grausamkeiten rechtfertigt. Gerade in einem Spiel aber auch wieder die Frage wie man es einbaut, auch aus spielmechanicher Sicht.
Der Vorschlag des Roten Kreuzes gefällt mir auch insoweit, als dass Spiele inhaltlich dann von ihrem Patriotismusgeschrei und rumballern wegkommen würden...zumindest die "realistischen" Spiele.
Passend zum Thema gab es kürzlich auch eine Meldung vom Roten Kreuz: http://www.insidegames.ch/rotes-kreuz-k ... bestrafen/
( mehr Artikel: https://www.google.de/#q=kriegsverbrechen+spiele )
Ich kann mich noch an Full Spectrum Warriors erinnern, bei dem sich Spieler aufregten weil man die Soldaten ständig in Deckung ziehen muss usw. was Tempo und Action rausnimmt.
Für mehr "realen" Realismus bin ich zu haben. Dann hätte man auch den geforderten Kontext, der Grausamkeiten rechtfertigt. Gerade in einem Spiel aber auch wieder die Frage wie man es einbaut, auch aus spielmechanicher Sicht.
Der Vorschlag des Roten Kreuzes gefällt mir auch insoweit, als dass Spiele inhaltlich dann von ihrem Patriotismusgeschrei und rumballern wegkommen würden...zumindest die "realistischen" Spiele.
Gelangweilt? Unterfordert? Masochistisch veranlagt? http://www.4players.de/4players.php/dow ... 47903.html Jetzt auch auf Steam: store. steampowered .com/app/752490/
Who knows what evil lurks in the hearts of men? The Shadow knows!
Geklaut von greenelve. Falls das Forum schließen sollte:
Inoffizieller 4Players-Discord-Server: https://discord.gg/BQV9R54
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- Bedameister
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Hab den Artikel heute auch gelesen und wollte auch ein Topic starten, aber meine enorme Faulheit hat mich davon abgehalten.
Und es stimmt, das was in eigentlich jedem neueren CoD Titel passiert ist eigentlich wirklich ekelhaft.
Und es stimmt, das was in eigentlich jedem neueren CoD Titel passiert ist eigentlich wirklich ekelhaft.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Ich habe damit aufgehört, eingefleischten Fans von Triple A - Military-Shootern, die das dort Dargestellte allen ernstes als Aufklärung werten, Vernunft einbläuen zu wollen. Hat genauso viel Sinn, wie der Versuch, einer Kindergeburtstagsgruppe bei McDonalds was über falsche Ernährung oder einem Bildzeitungskäufer was über seriösen Journalismus zu erzählen. Was man maximal probieren kann, ist, Leute die noch bei klarem Verstand sind, fern zu halten.
Kószdy kozow swoju brodu chwali.
[sorbisch] Jeder Ziegenbock lobt seinen Bart.
Meine Texte und Fotos http://brotlos.weebly.com
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- Almalexian
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Ich kann nicht glauben, wie unfassbar egal mir dieser Artikel und die dazugehörige Diskussion ist.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Also ich find das ganze geht in die falsche Richtung. Das Vorhandensein von Gewalt ansich, sehe ich überhaupt nicht kritisch. Das wahre Problem der Militärshooter, und das trifft auch auf Filme und Serien zu, ist die Darstellung der Gewalt und der Versuch, Gewalt als notwendiges Mittel und einzigste Spielerische Interaktion darzustellen. Im Prinzip wird hier heftig an der Propagandamaschinerie gedreht und impliziert, dass zb. Foltern und änliches der einzigste Weg sind um den Frieden aufrecht zu erhalten..
Das nenne ich dann auch mal frech, ziemlich böse Gewaltverherrlichung. Wir, oder das Medium, vielleicht sogar alle, brauchen nicht weniger Gewalt, sondern eine Darstellung jener, die einen Gegenpol aufwirft und zeigt, was die Ausübung zur Folge hat. Einfaches Bestehen ala Call of Duty und Battlefield, um mal bei Videospielen zu bleiben, sind meiner Meinung nach grundsätzlich falsch.
Das nenne ich dann auch mal frech, ziemlich böse Gewaltverherrlichung. Wir, oder das Medium, vielleicht sogar alle, brauchen nicht weniger Gewalt, sondern eine Darstellung jener, die einen Gegenpol aufwirft und zeigt, was die Ausübung zur Folge hat. Einfaches Bestehen ala Call of Duty und Battlefield, um mal bei Videospielen zu bleiben, sind meiner Meinung nach grundsätzlich falsch.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
So ist das. CoD und Co sind in ihrer Darstellung von militärischen Konflikten das Äquivalent zu den vaterländischen Kriegervereinen der Kaiserzeit. Propaganda. Unterhaltsame, schick aufbereitete Propaganda. Mit der sich noch dazu ein Heidengeld verdienen lässt.
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
So what?So ist das. CoD und Co sind in ihrer Darstellung von militärischen Konflikten das Äquivalent zu den vaterländischen Kriegervereinen der Kaiserzeit. Propaganda. Unterhaltsame, schick aufbereitete Propaganda. Mit der sich noch dazu ein Heidengeld verdienen lässt.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Almalexian hat geschrieben:
So what?
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Nix. Wie gesagt, ich halte mich aus Gründen der geistigen Hygiene von dem Mist fern. Und weil er bei mir Übelkeit erzeugt. Jeder suche sich den Scheiß, mit dem er sich kaputt macht selber aus.Almalexian hat geschrieben:So what?So ist das. CoD und Co sind in ihrer Darstellung von militärischen Konflikten das Äquivalent zu den vaterländischen Kriegervereinen der Kaiserzeit. Propaganda. Unterhaltsame, schick aufbereitete Propaganda. Mit der sich noch dazu ein Heidengeld verdienen lässt.
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- Almalexian
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Eben. Diese Art Diskussionen sind ein intellektuelles Hamsterrad und doch kommen sie immer wieder groß raus. Im Grunde ist dieses Phänomen sehr viel interessanter zu diskutieren.mr archer hat geschrieben:Nix.Almalexian hat geschrieben:So what?So ist das. CoD und Co sind in ihrer Darstellung von militärischen Konflikten das Äquivalent zu den vaterländischen Kriegervereinen der Kaiserzeit. Propaganda. Unterhaltsame, schick aufbereitete Propaganda. Mit der sich noch dazu ein Heidengeld verdienen lässt.
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Was mir dabei am meisten Unbehagen bereitet ist ja, dass diese Form der Propaganda ja nicht in irgendeiner Weise staatlich verordnet wäre oder sowas (gut, das wäre natürlich noch schlimmer...), sondern offenbar aus der Gesellschaft selbst heraus entsteht. Insofern kann ich da auch schlecht mit den Schultern zucken und "So what?" sagen. Hinter Spielen wie CoD steckt ja kein Propagandaminister, sondern einfach ein Videospielentwickler; allerdings einer, der es offenbar allen Ernstes geil findet, aus solch kruden Ideologien ein Spiel zu stricken - wobei er sich einerseits billigster Michael-Bay-Phantasien bedient, das ganze andererseits aber betontermaßen unter dem Etikett des "Realismus" vermarktet.
Auf der anderen Seite findet sich dann der Kunde, welcher es offenbar geradezu wünscht, dass das dort Gezeigte der Realität entspricht; anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum derartig durchschaubare Popcorn-Gewaltorgien auch von Spielerseite demonstrativ (siehe SPON-Forum) als "realistisch" deklariert werden, bzw. deren Glorifizierung mit einer vermeintlichen Abbildung der Realität begründet werden. Ich finde es einfach merkwürdig und auch ein wenig beunruhigend, dass 1.) solche latent menschenverachtenden Subtexte eine, wenn nicht die Mainstreamspielereihe unserer Zeit inhaltlich und ästhetisch dominieren, und 2.) dass der dort propagierte Pseudorealismus bei sehr, sehr vielen Spielern anscheinend offene ideologische Scheunentore einrennt, obwohl seine Absurdität doch - sollte man meinen - eigentlich komplett offensichtlich sein sollte.
Auf der anderen Seite findet sich dann der Kunde, welcher es offenbar geradezu wünscht, dass das dort Gezeigte der Realität entspricht; anders kann ich mir jedenfalls nicht erklären, warum derartig durchschaubare Popcorn-Gewaltorgien auch von Spielerseite demonstrativ (siehe SPON-Forum) als "realistisch" deklariert werden, bzw. deren Glorifizierung mit einer vermeintlichen Abbildung der Realität begründet werden. Ich finde es einfach merkwürdig und auch ein wenig beunruhigend, dass 1.) solche latent menschenverachtenden Subtexte eine, wenn nicht die Mainstreamspielereihe unserer Zeit inhaltlich und ästhetisch dominieren, und 2.) dass der dort propagierte Pseudorealismus bei sehr, sehr vielen Spielern anscheinend offene ideologische Scheunentore einrennt, obwohl seine Absurdität doch - sollte man meinen - eigentlich komplett offensichtlich sein sollte.
- Almalexian
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Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Und was willst du sonst tun? Es ist ja nicht so, als ob irgendwer von uns das ändern könnte, wenn er denn wollte.Insofern kann ich da auch schlecht mit den Schultern zucken und "So what?"
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Ich glaube kaum, dass das einer der Entwickler wirklich geil findet. Es findet eben reißenden Absatz und damit hätten wir auch schon Hauptgrund nummero uno für die Produktion dieser Waren. Und sich über diesen Absatz aufzuregen bringt nichts. Das ist tatsächlich ein Hamsterrad. Ein gepflegtes 'so fucking what' finde ich da aus Selbstschutzgründen schon angebracht. Wenn ich mich jetzt ernsthaft jeden Tag mit all den Fehlern der Menschheit auseinandersetzen würde, würde ich wahrscheinlich wirklich irgendwann anfangen Kirchen anzuzünden. Alleine, dass auf meiner Fertigpizza "bitte Folie vor dem Verzehr entfernen" steht, sagt doch schon alles. Ein Teil der Menschheit scheint diesen Stumpfsinn zu brauchen. Ich brauch jetzt aber auch nicht jeden Tag den Betroffenen spielen und mich in meiner Herrlichkeit baden, weil ich mich für ein intellektuelles Schwergewicht halte. Bringt nichts. Bringt nur die Chakren durcheinander.Sharkie hat geschrieben: Hinter Spielen wie CoD steckt ja kein Propagandaminister, sondern einfach ein Videospielentwickler; allerdings einer, der es offenbar allen Ernstes geil findet, aus solch kruden Ideologien ein Spiel zu stricken
Re: Realismusauffassung und -verzerrung in Militärshootern
Na, kritische Diskussion ist doch schonmal ein Anfang.Almalexian hat geschrieben: Und was willst du sonst tun? Es ist ja nicht so, als ob irgendwer von uns das ändern könnte, wenn er denn wollte.